Behinderung, Gedanken

stehen gelassen

Wir sind gestern stehen gelassen worden. Von einer gestressten Helferin. Auf dem Dorffest. Einfach so. Auch ihr Mann ist abgedreht. Dabei dachte ich, wir wären Freunde.

Die Frau hat ihre schwere Tasche an des Kerles Rollstuhl gehängt. Ich habe sie gebeten diese selbst zu schultern. Carstens Schwerpunkt war verschoben. Er kippte immer hinten über. Die Helferin kritisierte Wiebkes Rollstuhl, sie hätte schließlich Ahnung, weil sie mal angefangen hatte Heilerziehungspflegerin* zu lernen. Indirekt hat sie infrage gestellt, dass ich oder der Reha-Techniker Ahnung vom im Rollstuhlsitzen haben. Dann war sie zur Zigarettenpause verschwunden und hat den Kerle vor der Bühne stehen lassen.  Eskaliert ist die Situation schließlich, als ich sagte, sie solle den Rollstuhl loslassen, damit Carsten sich bewegen könnte. Ich habe doch nur meine Hand drauf (auf den Schiebegriff) gestürzt, weil ich nicht mehr stehen kann! Als ich sagte, dass ich das übergriffig finde und sie sich doch auch nicht auf anderer Leute Schultern stützt, hat sie das nicht verstanden, vielleicht noch nicht einmal gehört, ist wutentbrannt – weil ich ja auf sie keine Rücksicht nehme und sie ihre Freizeit für uns opfert – abgezischt. Hat uns einfach stehen lassen.  Ihr zukünftiger Mann ist hinterher. Stehen lassen. Mich mit zwei Rollstühlen. Auf dem Fest. 

Es war nicht das erste Mal. Schon vor ein paar Wochen hat sie mich einfach stehen lassen. Und dann war im März die Begebenheit im Schwimmbad, wo sie mich mit den Junioren im Wasser alleingelassen hat. Ich habe kein Vertrauen mehr. So etwas ist unzuverlässig. Ich fühle mich im Stich gelassen. Ihren zugegebenermaßen heftigen privaten Stress kann und darf sie nicht an uns auslassen! 

Und ich habe sie vor Jahren als meine Wunschtochter bezeichnet – das Verhältnis hat einen Knacks bekommen. 

grundsätzlich habe ich keine Ahnung, sie hat das Fachwissen. Dass ich meine Kinder in- und auswendig kenne, interessiert sie nicht. Ich gucke ja nicht professionell drauf!

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Kuddelmuddelgedanken – eigentlich wollte ich’s gar nicht schreiben. Bleibe wütend, traurig, verletzt, enttäuscht und völlig desillusioniert zurück.

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20:16 Uhr – … und ich hoffe sehr nicht despektierlich geschrieben zu haben.

Veröffentlicht von piri

Ich bin ganz schön viel und ganz schön wenig, ich bin Mutter, Hausfrau und Dichterin in allen Lebenslagen. Im Autismus-Spektrum bin ich obendrein. In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ❤️ | ✨ Likes✨ sind okay, Kommentare sind herzlicher willkommen.

26 Gedanken zu „stehen gelassen“

  1. John sagt:

    Wow, das ist ja mal heftig!
    Unglaublich was sich manche Menschen einbilden.

    1. piri sagt:

      Ja, es war heftig. Sie ist von sich überzeugt, sehr sogar.

  2. Gerel Calow-Demerath sagt:

    Schade! Immer wieder enttäuscht zu werden, das ist bitter. Ich wäre so gerne in eurer Nähe!!! Grüße von Gerel

    1. piri sagt:

      Es war bitter und hat mich sehr verletzt! Leider nicht das erste Mal.

  3. Walter sagt:

    Das ist einfach nur eine dumme Kuh. War sie vielleicht früher nicht. Doch dieses Verhalten ist geradezu gemein – unprofessionell.

    Und auch in Sachen Rollstuhl kann ich dich nur bestärken: Er ist weder eine Gepäckablage noch eine Garderobe. Er ist die körperliche Erweiterung seines Nutzers, ein Teil seines Körpers. Wenn mich früher, als ich Kind war oder als Jugendlicher, jemand gegen meinen Willen irgendwohin schieben wollte, hat er’s mit mir zu tun bekommen oder blieb für den Rest des Lebens mein Feind …

    1. piri sagt:

      Du wirst verstanden haben, dass ich erst LP geantwortet habe, weil mich sein Kommentar herausgefordert hat! Auch wenn ich die Wortwahl nicht gebraucht hätte, so gebe ich dir dennoch Recht – das Verhalten war unprofessionell und auch gemein.

      In Sachen Rollstuhl hast du es gut gesagt. Der Rollstuhl ist Teil der Person!

  4. LP sagt:

    Es wäre interessant und zur Bildung einer Meinung zu diesen Vorkommnissen, die andere Sicht zu hören/lesen. Was allerdings wohl nicht passieren kann oder wird. So sehr ich Deine Warte verstehen kann, fehlt doch der Blickwinkel der Helferin, um ihr gerecht zu werden.
    Insoweit halte ich das Urteil einer „dummen Kuh“ im vorangegangen Kommentar für schwierig.

    1. piri sagt:

      Ach, du findest es richtig, dass sie mich mit 2 Rollstühlen auf dem Fest stehen lassen hat. Du findest es richtig, dass sie Carstens Rollstuhl als Taschenablage benutzt hat und du findest es richtig, dass sie sich auf seinen Rollstuhl aufgestützt hat? Stell dir mal vor, dass hätte jemand mit dir gemacht: dir die Tasche aufgedrückt und du wärst als Stütze missbraucht worden? Ein Rollstuhl ist Hilfsmittel für den Nutzer und keine Ablagefläche bzw. Stütze!

      1. LP sagt:

        Steht das in meinem Kommentar, dass ich das richtig finde oder wie kommst Du darauf, das zu fragen?

        1. piri sagt:

          Wie willst du ihr denn gerecht werden? Was tut das zur Sache, dass wir/ich im Stich gelassen wurden – auf eine Art und Weise, die bestimmt nicht schön war.

          Aber ich will hier (schriftlich) keine Grundsatzdiskussion führen – ich habe ja anklingen lassen, dass sie eigenen Stress hat.

        2. LP sagt:

          Ich kann ihr nicht gerecht werden, ohne ihre Sicht zu kennen. Und deshalb kann ich sie nicht „dummen Kuh“ beschimpfen. Das war alles, was ich angemerkt und kritisiert habe.

        3. piri sagt:

          Du musst ihr nicht gerecht werden – dies hier ist mein Blog!

        4. LP sagt:

          Das weiß ich.
          Aber Du forderst täglich dazu auf, zu kommentieren, was Du geschrieben hast. Und genau das habe ich auch gemacht.

        5. piri sagt:

          Nachtrag: für mich klingt das so, als ob ich selbst Schuld habe, stehen gelassen worden zu sein.

        6. LP sagt:

          Nachtrag: Interessant, was Du da in meinen Kommentar hinein interpretiert hast. Da steht nämlich nicht dort, nicht mal im Ansatz.

  5. Trude sagt:

    „sie hätte schließlich Ahnung, weil sie mal angefangen hatte Heilerziehungspflegerin* zu lernen“

    Na solche Leute liebe ich …

    Abgesehen von deiner über 50 jährigen Pflegeerfahrung, gehe ich davon aus das der Reha-Techniker seine Berufsausbildung abgeschlossen hat. Und auch im Leben nicht erst einen Rollstuhl gebaut hat.

    Das mit dem stehen gelassen werden ist natürlich unterste Schublade!

    1. piri sagt:

      Kann ich auch nicht haben, wenn manche Menschen mit ihrem vermeintlichen Wissen so prahlen. Sie ist dafür auch anderweitig bekannt. Und fast alle, denen ich das erzählt habe, haben mit den Ohren geschlackert. Das darf ich mir nicht mehr gefallen lassen.

  6. Margrit sagt:

    „Der Rollstuhl ist Teil der Person“ hilfreiche Erkenntnis für mich.

    Einfach abhauen geht natürlich gar nicht. Kurzfristig zum Dampf ablassen kann ich verstehen, aber dann zurück ins Getümmel! Wie hast du das denn dann gewuppt?

    1. piri sagt:

      Ist doch so. Ohne Rollstuhl können meine Junioren nicht, auch Walter nicht und ganz viele andere. Es wäre so, wie wenn du zum Garderobenständer degradiert würdest.

      Nee, auch kurzfristig abhauen ist unterste Schublade!

  7. Georg Rode sagt:

    Insgesamt schreibst du so, dass du noch versuchst, Verständnis auszudrücken. Ich hätte das nicht mehr. Das Verhalten dieser Helferin ist inakzeptabel. Ich kann mir vorstellen, dass du nicht immer den richtigen Ton triffst, wenn du jemanden kritisierst. Aber das ist nachrangig, denn zuerst liefert der andere Mensch einen Grund zur Kritik.

    1. piri sagt:

      Ich hoffe doch, dass ich immer noch respektvoll schreibe. Stimmt, ich kann ganz schön pampig sein, aber in dem Fall war ich äußerst sachlich.

  8. Izzy sagt:

    Vertrauensbruch. Und Vertrauen ist kein Verbrauchsartikel. Wer andere unterstützt, übernimmt Verantwortung – nicht nur für Taschen oder Zeit, sondern auch für den Umgang mit Menschen. Damit ist Hilfe kein Freifahrtschein für Übergriffigkeit oder Herabsetzung.
    Dass du dich immer noch bemühst, fair zu bleiben, ehrt dich – auch wenn du verletzt bist. Man darf wütend sein. Man darf enttäuscht sein. Und man darf klar benennen, was nicht in Ordnung war – auch im eigenen Blog!

    1. piri sagt:

      Und wenn ich in meinem Blog vom Leder ziehen wollte – was ich gar nicht will – dürfte ich immer noch schreiben was ich will.
      Mein Ärger ist noch nicht verraucht. Ich warte auf eine Entschuldigung!

  9. Anne Seltmann sagt:

    Hallo liebe piri!
    Man man man… *kopschüttel

    Freiwilligkeit entbindet nicht von Verantwortung!!!

    Es ist traurig und nicht hinnehmbar, wenn jemand, der sich freiwillig zur Unterstützung bereiterklärt hat, diese Verantwortung in einem kritischen Moment plötzlich ablegt – noch dazu ohne Rücksicht auf die Folgen.
    Dass du, liebe piri in einer ohnehin fordernden Situation mit zwei Kindern im Rollstuhl einfach allein zurückgelassen wurdest, ist keine Kleinigkeit. Es ist eine klare Grenzüberschreitung. Verlässlichkeit und Respekt sollten das Fundament jeder Hilfe sein – ob freiwillig oder beruflich. Wer Hilfe anbietet, muss sich ihrer Bedeutung bewusst sein!!!
    Ich hoffe, dass dir künftig Begleiter begegnen, die dich und deine Familie mit echter Empathie und Verlässlichkeit unterstützen.

    Herzliche Grüße

    Anne

    1. piri sagt:

      Vorhin habe ich jemanden gesprochen, der sie auch kennt. Der hat nur gelacht und meinte: ich hab ähnliches zu erzählen – typisch für sie! Mal gucken, ob wir eine Zukunft haben!

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