Morgen – oder?
Perlen, Säue und Harti
„Man darf nicht Perlen vor die Säue schmeißen.“
Hartis Vater hatte recht, aber welchen Beruf hatte Hartis Vater? Gesehen habe ich diesen Mann selten und dann hatte er auch nicht, wie mein Opa, einen Anzug an. Mein Opa war wer. Mein Opa hatte immer weiße Hemden an – und einen Anzug. Hartis Vater hatte auch Hemden an, aber die waren kariert und der Anzug war aus blauen oder grauen Drillich. Die Schuhe waren derb und selten geputzt. Dagegen hatte mein Opa eine ganze Putzkolonne. Meine Cousinen, ich weniger, wienerten die feinen Lederschuhe des Oberschulrates auf Hochglanz. Beide Herren aber tranken gerne ein Bierchen, am liebsten ein obergäriges Süßbier. Gerne vorm Haus mit Nachbarn und Tante Kleinsorge achtet sehr darauf, dass es ihr Bier war, das sie tranken.
Uns Kindern machte es Spaß den Alten zuzugucken und zuzuhören – eigentlich waren es immer nur die Männer, die da saßen. Sie klönten bis in die Nacht, denn das Fernsehprogramm gab noch nicht viel her.
Harti hat die Flaschen aufgesammelt und Tante Kleinsorge gebracht und irgendwann sagte Herr Schrader diesen berühmten Satz mit den Säuen. Denn Harti hat alle Flaschen gründlich leer gemacht. „Abba da warn doch garkeine Perln drinne. Das war doch imma nur ne Pfütze Bier!“
Novembersamstag
Eigentlich wären wir jetzt unterwegs. Eigentlich in Bayern bei wundervollen Menschen. Die große Tasche ist gepackt und steht im Eingang im Weg. Die kleine Hanna, die an Großmuttis Todestag geboren wurde – für dies Baby hatte ich ein Geschenk besorgt und wir haben uns sehr auf sie gefreut. Eigentlich wäre alles so schön.
Wenn nicht das Leben einen anderen Plan hätte – aber da geht’s mir nicht anders, als allen anderen auch. Wadenwickel, Fieberthermometer und quietschsüßer Tee.
Nur Kaffee mag ich gar nicht …