Kuddelmuddel

Wenn, dann

Wenn mir noch einmal jemand vorschreibt, was ich machen soll, zum Beispiel: meine Junioren erziehen, dann fange ich an zu schreien!

Ich frage mich, ob anderen Frauen in meinem Alter auch noch Ratschläge diesbezüglich gegeben werden. Wenn wir gemeinsam spazieren gehen, dann wird mir desöfteren gesagt, dass Carsten und Wiebke ja ganz liebe Kinder sind – in deren Beisein wohlgemerkt. Über ihre Köpfe hinweg. Ist das Respekt? Nur weil sie behindert sind, dürfen sie doch nicht als unmündige Menschen behandelt werden.

Guckt mal in euer Umfeld. Vielleicht gibt es dort auch Menschen, die ihr selber von oben herab behandelt, weil ihr meint, sie bräuchten das, was ihr unter Hilfe versteht.

Hier erwacht das Leben. Die Sonne beginnt zu scheinen. Mein Kaffee ist fertig. Der Kakao von Wiebke auch…

Behinderung

Unfall oder was?

Was soll man machen, wenn es regnet? Mensch Ärgere Dich Nicht spielen! – Wer hat gewonnen? Natürlich der Kerle! Nach dem Regen spazieren gehen bzw. rollen, etwas frieren und froh sein, zurück ins warme Haus zu kommen, wenn’s anfängt zu nieseln. Geburtstagskuchen essen – kalter Hund, den habe ich schon ewig nicht mehr gegessen und er schmeckt immer noch nach Kindheit. Das Geburtstagskind war leider nicht da, aber die tolle Mutter war bei uns ebenso willkommen! Currywurst essen, selbstgemacht und Carsten hat doch tatsächlich nicht nur die Soße genascht. Wiebke ist sichtlich stolz auf ihren Bruder und hat ihm ein herzliches Wuppa geschenkt. Mein Schokoladenkuchen schmeckt hoffentlich auch morgen.

Jetzt ist Bundesligazeit im Fernsehen und Carsten schimpft wie ein Rohrspatz. – Ich male …

Behinderung

Werkstattnormalität

Es wird noch etwas länger dauern, bis die Junioren wieder zur „Arbeit“ gehen können. Zuerst werden die fitten, die, die auch produktiv sein können, die behinderten Menschen, die auch laufen können und die, die nicht körperlich behindert oder krank sind, wieder in die Lebenswerkstatt gehen können. Das wird schrittweise passieren. Momentan sind ca. 10 von 80 behinderten Mitarbeitern in der Werkstatt. Und es sind Menschen, die in den angrenzenden Wohnheimen leben.

Carsten und Wiebke sind nicht in einer der ersten Gruppen. Beide sind nicht in einer hochproduktiven Abteilung, sondern eher im Förder- und Betreuungsbereich, außerdem sind sie Rollstuhlfahrer und da gibt es Beschränkungen. Ferner werden sie nicht den Abstand wahren können, da beide körperlich gepflegt werden müssen und das geht eben nur mit Nähe. Außerdem sind beide in der Hochrisikogruppe – erstens wegen ihrer eigenen körperlichen und gesundheitlichen Einschränkungen und zweitens wegen mir: ich war sehr krank, bin immer noch nicht vollständig gesund und es wäre fatal, wenn tatsächlich eine Ansteckung zustande käme. Ausschließen kann das niemand!

Wir schaffen das daheim. Es ist nur manchmal, wie überall, langweilig. Schade ist, dass Carsten abbaut – sowohl körperlich, als auch geistig – ihm fehlt der Input von außen. Ich versuche Menschen zu uns kommen zu lassen. Es ist nur begrenzt und seine Kumpels können diese auch nicht ersetzen.

Es wird wieder. Es dauert nur. Aber es wird nicht ewig dauern und bis es wieder soweit ist, machen wir das beste draus!