Behinderung, Familie

Was habe ich schon zu erzählen?

Das immer gleiche! Seit Wochen geschieht hier nichts großes mehr. Ist jemals etwas Großes passiert? Erst war ich krank, die Junioren woanders untergebracht – sie haben sich dort bedingt wohlgefühlt. Jetzt sind beide seit Wochen daheim, keine Werkstatt, keine Freizeitaktivitäten von Außerhalb, keine Kurse und keine Bandproben – das geht ihnen am meisten ab. Langeweile! Das ewig gleiche. Anstrengend. Nicht nur für mich. Für Carsten besonders. Er braucht Input, er braucht andere Menschen, will nicht jeden Tag Mensch Ärgere Dich Nicht spielen, möchte was erleben, selbst erleben und nicht nur auf dem Tablet sehen. Es ist so beliebig im Moment, so ein Dahinplätschern ohne Höhen und Tiefen. Dabei geschieht so viel. Nur, es tangiert uns nicht! Wir gehen nicht essen, nicht gemeinsam einkaufen – noch nicht einmal Eis – Wiebke möchte so gerne neue Klamotten haben, geht nicht, weil wir nicht in die Stadt kommen. So langsam habe ich das Gefühl, behinderte Menschen werden noch mehr abgehängt. Nein, sie sind ja schon abgehängt, aber jetzt fährt gar kein Zug mehr!

Ich mag nicht erzählen, wie ich mich abstrample, dass hier etwas passiert, dass die Langeweile der Junioren nicht noch größer wird, Carsten kognitiv nicht noch mehr abbaut, sich Wiebke in ihrem Zimmer einigelt und es nur sporadisch verlässt. Das, was ich zu erzählen habe, ist vielfach dröge, öde und das immer gleiche …

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Es ist alles gut und doch wieder nicht!

Behinderung, Familie, Gedanken, Kuddelmuddel

Haare sind nicht alles

Haare schneiden kann ich, das mache ich seit Jahren bei mir und den Junioren. Darum geht’s eigentlich auch gar nicht – das kann ich daheim machen und dafür muss ich nicht unbedingt raus, obwohl mir sehr danach ist, für die fluseligen Haare (sie fallen mir stark aus) einen professionellen Haarschnitt zu bekommen.  Okay, ich kann damit leben! Ist ja sowieso nicht alles.

Was mich nach und nach ausbremst, ist die Tatsache, dass ich nur schwerlich einkaufen kann. Mit zwei Rollstuhlfahrern gestaltet sich das schwierig. Zwar husche ich ab und zu in den größeren Einkaufsladen. Dieses Einkaufen ist heftiger Stress und ich vergesse dabei auch prompt oft etwas mitzunehmen. Ich weiß, dass es die Möglichkeit gibt Einkaufszettel zu schreiben. Es ist nicht dasselbe, wenn ich unter Druck einkaufe. Wenn ich denke, dass die Junioren alleine sind und eventuell Panik bekommen, weil ich nicht da bin, dann beeile ich mich doppelt. Abzusehen, wann sie wieder in die Lebenswerkstatt können, ist nichts. „Das kann noch dauern!“, sagte man mir am Telefon. Soweit ist es auch gut – wir schaffen das. Ich kann Carsten und Wiebke beschäftigen, sie können sich beschäftigen. Menschen vermissen wir, andere Menschen. Es kommen immer welche und es kommen wunderbare Menschen – das freut mich – leider kommen manche nicht und diese fehlen uns.

„Mama, wir brauchen noch dringend Blumen!“ Carsten guckt sich auf der Terrasse um und vermisst Farbe, blühendes, duftendes und überhaupt die Fülle. „Wenn wir schon nicht in Urlaub fahren können, dann wollen wir es wenigstens Zuhause schön haben!“ Natürlich. Ja, richtig! Aber wann soll ich die Pflanzen einkaufen – siehe oben, es ist kompliziert mit zwei Rollstuhlfahrern.

Jetzt regnet’s erst einmal …

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Nachtrag: Wenn der Kopf ein Rummelplatz ist – so fühle ich mich manchmal auch!