Behinderung, Kuddelmuddel

Himmelhochjauchzend usw.

Nein, warum das alles, mag ich nicht schreiben. Es ist viel zu persönlich und würde mich nackig machen und das wisst ihr ja, das mag ich nicht. Jedenfalls hatte ich ein Wechselbad der Gefühle. Selbst meinem ärgsten Feind würde ich diese Achterbahnfahrt nicht gönnen!

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Die Kurfragebögen für die Junioren sind da. Wir werden zur Reha fahren können. Wahrscheinlich wird es frühestens nächstes Jahr im Sommer sein, aber immerhin. Carsten & Wiebke wissen noch nichts davon und bei ihnen wird vermutlich auch eine Achterbahnfahrt mit Doppellooping starten. Das kann ich ihnen nicht abnehmen, aber ich hoffe sehr, dass diese Einrichtung, die spezialisiert ist auf Essstörungen, uns als Familie auffängt, hilft und Hilfestellungen, Methoden und sonstiges mit auf den weiteren Weg gibt. Da warte ich gerne! Momentan erfordert die Esserei vom Kerle meine ganze Kraft. Ich trickse, wo ich kann. Will ihn aber auch nicht übervorteilen. Es ist – wie so vieles bei uns – eine Gratwanderung. Carsten weiß, dass er essen muss um zu überleben, aber er kann nicht …

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Euch danke ich für den Zuspruch für meine Kritzeleien – mal gucken, was draus wird. „Schaun wa ma!“, hat der Kaiser gesagt. Stift und Papier habe ich jetzt hier jedenfalls immer liegen.

Kuddelmuddel

Der Rote am Abend

Mama, warum malst du nichts mehr? Tja, gute Frage. Ich kritzele nur noch – mehr schlecht als recht und Sekundenlang. Vorhin, als mein Töchting ein bisschen feucht nach Hause kam und Carsten stolz seine angemalten Kastanien als Antriebsraketen bezeichnet hat, diese stolz auf Zahnstocher stellte und glücklich betrachtete, lag da dieser Stift. Innerhalb 10sec war der Busfahrer skizziert. 

Mama, du kannst es ja doch noch. 

Kuddelmuddel

Rilke und Mut

Wir müssen unser Dasein so weit, als es irgend geht, annehmen; alles, auch das Unerhörte, muss darin möglich sein. Das ist im Grunde der einzige Mut, den man von uns verlangt: mutig zu sein zu dem Seltsamsten, Wunderlichsten und Unaufklärbarsten, das uns begegnen kann.

Gestern Abend habe ich Muße gefunden einmal wieder Rilke zu lesen. Ich kann das nur häppchenweise, denn wie viele Frauen meiner Generation einen Narren an Hesse gefressen haben, so ist das bei mir Rilke. Der Mensch, als solches ist mir suspekt – er muss ein wahrer Macho gewesen sein. Dennoch mag ich seine Gedichte. Sie regen mich auf und an zum Nachdenken. Gerade dieses Zitat, das aus einem Brief an Kappus stammt, beschäftigt mich gerade in dieser Zeit. Mut ist ein Thema, ein starkes Thema für mich. Und gerade weil ich ängstlich bin, bin ich auch sehr mutig – war es schon immer. Erinnern kann ich mich, dass ich als Kind auf die höchsten Bäume geklettert bin und Blut und Wasser geschwitzt habe, dass ich mir nicht nehmen ließ, Felsen hochzuklettern und Kirchtürme waren nur beim Hinuntersteigen eine Herausforderung für mich. Dennoch habe ich meine Angst nie verloren, auch wenn ich noch so waghalsigste Dinge machte. Die Angst ist in mir. Wenn ich etwas machen kann – auf Türme steigen zum Beispiel – dann kann ich die Angst annehmen, besiegen will ich sie ja gar nicht. Aber wenn ich eine diffuse Angst habe, eine nicht greifbare eine surreale – vorm telefonieren zum Beispiel  – dann steht sie, wie der schwarze Hund vor mir und ich bin wie gelähmt.

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Heute muss ich einige Telefonate führen, mein ganzer Körper zittert. Ich weiß, ich werde es schaffen – aber ich brauche ne Menge Mut!