Alltag, Behinderung

manchmal fällt man vom Besen

Auch eine große Hexe hat mal klein angefangen und musste erst fliegen lernen. Auch eine sich sorgende Mutter kann sich an einem Sonntagmorgen um sechs Uhr einen Kaffee machen, die Tür zur plappernden Tochter erst gar nicht aufmachen und hoffen, dass die junge Dame noch ein Stündchen  schläft. Wenn dann die Mutter allerdings selbst noch einmal einnickt und wieder aufwacht, wenn das Töchting schon die Socken vom Vortag angezogen hat und gerade dabei ist, den Pullover überzustreifen, dann ist die Mutter stolz und der kleinen Hexe gar nicht böse. Auch wenn der Kakao statt im Mund, im Bett gelandet ist!

Aber anziehen kann sie sich jetzt. Meine Aufgabe ist es nun, ihr Anziehsachen rauszulegen, denn an die Wäsche im Schrank kommt sie nicht ran – und aufs Klo setzen muss ich sie rechtzeitig. Das heißt jetzt nicht, dass das Bett nass war…

Kurzer Nachtrag: Das können Kinder meist mit ca. drei Jahren. Mein Töchting ist im Januar 42 Jahre alt geworden! Manchmal verschieben sich die Dimensionen und was so aussieht wie ein Kinderspiel, ist keins – sondern harte Arbeit!

Gedanken

zwölf Stunden später

Von Langeweile ist nicht viel übrig geblieben. Wir waren zwar wieder nicht draußen – das Wetter war zu unbeständig. Geregnet hat es dann doch nicht, aber das konnte ich nicht abschätzen. Auch wollte weder der Kerle noch das Töchting spazieren gehen. So haben wir gespielt. Mit den Schlümpfen und Autos, mit den Männlein vom MenschÄrgereDichNicht und Memory – wobei ich da haushoch gegen meine Tochter verloren habe. Zum Buch lesen sind wir nicht gekommen, denn jetzt läuft die Sportschau mit der Bundesliga. 

Heute Nachmittag hatte ich Besuch! Zu gerne würde ich drei Ausrufezeichen setzen, denn so herausfordernd habe ich mich lange nicht unterhalten. Die Besucherin hat eine Weltanschauung, die meiner sehr konträr gegenübersteht und dennoch waren unsere Berührungspunkte sehr nah beieinander. Ihre Philosophie von Reinkarnation und Kosmos ist so gar nicht meine, aber das Gespräch war, bei aller Unterschiedlichkeit, ein spannendes.  Und da wir jede die Ansichten der anderen gelten gelassen haben, wurde die Diskussion zeitweilig schon sehr hitzig, aber war immer fair. Ich habe es genossen! Endlich mal ich als Mensch und nicht nur als Mutter zweier behinderter Junioren. Für mein Selbstbewusstsein war das Seelenschmiere (Balsam) und Anerkennung meiner kognitiven Fähigkeiten. Schön war’s. Für eine Weile fühlte ich mich frei!

Behinderung, Gedanken

Routinen

An manchen Tagen helfen mir Routinen alles zu bewältigen. Morgens im Halbschlaf aufstehen und erst einmal die Kaffeemaschine anstellen. Der erste Kaffee schmeckt meistens nicht. Aber ich mache das seit Jahren so und um Teewasser aufzusetzen, dazu reicht zur frühen Stunde meine Energie nicht. 

Samstags sind die Routinen andere, als wochentags. Samstag liegen die Junioren um halb neun noch in ihren Betten. Mein Töchting singt schon lange ihre skurrilen Lieder, will aber nicht aufstehen. Der Kerle hat nur kurz den Kopf gehoben, gefragt wie das Wetter ist, hat sich seinen Plüschelch übers Gesicht gelegt und schläft weiter. Es herrscht Langeweile! Es ist grade nichts los. Wird in ein paar Stunden ganz anders sein. Beide Junioren wollen baden! Das Bad am Samstag – inklusive mit Überschwemmung […] 

Langweiliges routiniertes Kuddelmuddelgedankenchaos. Das, was mich tatsächlich umtreibt ist nicht öffentlich und hat etwas mit einem jungen kleinwüchsigen Mann zu tun (nicht der Kerle.)