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Samstagmorgen

Es ist sehr früh und ich hoffe, dass die Junioren noch lange schlafen werden. Meine Kraft, diesen Tag zu bewältigen, ist begrenzt. Ich selber bin auch nur wach, weil Kortison zwischen 5 und 7 Uhr genommen werden soll – der natürlichen Ausschüttung angeglichen. Antibiotikum brauche ich keins mehr.
Mein Kaffee mit Cocossirup war lecker – schön süß – so wünsche ich mir das Leben. Ein bisschen unbeschwerter, ein Schuss Außergewöhnlichkeit!

Heute ist fauler Tag. Nichtstun, jedenfalls nur das nötigste und davon nur wenig. Ich würde mir wünschen, es täte heute pladdern und morgen dann trocken bleiben. Denn morgen wollen wir hoch hinaus – in die Wipfel der Bäume, in den schwarzen Wald. Das macht bei Regen keinen Spaß.

grüner Nachmittag

Noch immer hat es nicht geregnet. Jetzt gibt es amtlicherseits eine Anordnung, dass es untersagt ist, die Grundstücke zu bewässern. Meinem Gärtnernachbarn schmerzt das sehr – und mich auch, wird doch so langsam und viel früher Herbst!

Noch sitzen wir draußen. Ich friere, obwohl es nicht kalt ist. Langsam sollte der Infekt – denn die Lungenentzündung war doch einer – so langsam sollte es mir besser gehen. Genug Medikamente habe ich und nun auch noch ein Probiotikum!

Noch können sich die Herrschaften wunderbar alleine beschäftigen, sind aber langsam an dem Punkt angelangt, an dem sich der Blödsinn, den sie verzapfen, löst. Da sie in Geheimsprache miteinander reden und Fantasieworte benutzen, die für mich keinen Sinn ergeben – es aber eine lustige Unterhaltung ist – werde ich zusehends unruhiger, was sie nun wieder aushecken. Irgendwas mit Klogehen, Fußball, Käse und den auf den Nacken schmieren.

Noch interessiert mich das alles nicht. Ich bin froh im Gartenstuhl sitzen und die Ruhe genießen zu können. Die Bauarbeiter haben endlich Feierabend und die Nebenerwerbswinzer lesen bislang Weinsorten, die es hier nicht gibt. Nächste Woche wird es anders aussehen. Da rollt der Traktorverkehr mit bis zu drei Anhängern.

Noch sind die Wolken weiß und noch habe ich keinen Spekulatius gekauft. Rosenwasser allerdings schon, denn selbstgemachtes Marzipan schmeckt jetzt auch schon lecker.

Noch liegt der Staubsauger im Spielzimmer. Da liegt er gut – ich habe die Tür zugemacht und übersehe geflissentlich die schwarzen geflügelten Toten mit den Facettenaugen. Dicke fette Schmeißfliegen und eine dumme Libelle hat den Weg nach draußen nicht gefunden. Bei Libellen bewahrheitet sich wieder die These, dass Schönheit nicht gleich klug ist.

Noch lese ich mindestens 4 Bücher gleichzeitig. Eins über eine Hirnblutung, eins über Scheiß, eins von elf Kindern, die in Schweden wohnen, eins mit Krawumms (aber das ist ein Autoprospekt) und das von den Brüdern in Nagijala. Der neue Manufaktumkatalog liegt auch offen rum. Ich liebäugle mit einer Tischlampe. Aber – entweder Familienkutsche oder Licht in der Hütte – beides geht sich nicht aus.

Noch liegt die Einladung der Cousinentochter auf Eis. Sie fliegt mit ihrer Cousine erst einmal nach Hawai – aber dann nehme ich die Einladung gerne an!

Noch ist nicht Abend, aber müde bin ich für zwei …

Leben

Wie lebt es sich mit geistig behinderten Menschen?

Stellt ihr euch diese Frage, wenn ihr bei mir lest? Es ist schon was anderes, als mit – Ja, wie schreibe ich das jetzt? – als mit nichtbehinderten Menschen zu leben. Es erfordert Mut und bisweilen starke Nerven. Immer wieder das gleiche aushalten, immer und immer wieder – auch zum 10ten Mal oder 127ten Mal – immer wieder. Auch wenn ich es im Voraus weiß, ich kann es nicht beeinflussen. Wiebke hat jeden Morgen ihren immer gleichen Spruch in den verschiedensten Variationen. Nur kenne ich die Variante nicht, die sie heute nimmt oder die sie morgen hat. Trotzdem ist es schlussendlich dasselbe! Nicht mitmachen, ignorieren ist ebenso blöd, wie das Spielchen spielen. Und dann kann es sein, dass plötzlich alles glatt läuft. Wiebke Wundertüte – man weiß nie, was man kriegt. Wie nennt man das? Va-banque-Spiel – die Bank gewinnt immer! Aber wer ist die Bank?

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