Kuddelmuddel

Mich beschleicht ein Gefühl, dass ich bedienen soll! Aber ich gebe, gebe, gebe und bekomme viel zu wenig zurück – mag sein, dass ich gerade ganz andere Vorstellungen von einem Miteinander habe. Mein November schreitet voran. Das Vermissen wird übermächtig.

Ich ertappe mich dabei, meine eigenen Probleme zu groß zu sehen und gleichzeitig klein zu machen. Das körperliche Gefühl, frei webend in der Luft übern Abgrund zu hängen – dieses Gefühl lässt mich zittern, aber auch wütend werden. Sieht denn niemand, dass ich nach ein bisschen Aufmerksamkeit schreie? Ich bin funktionabel, erledige, was zu erledigen ist und bediene obendrein auch noch anderer Leute Bedürfnisse.

Ich bin so ein Frosch im Eimer – nur welcher?

Zwei Frösche, deren Tümpel die heiße Sommersonne ausgetrocknet hatte, gingen auf die Wanderschaft. Gegen Abend kamen sie in die Kammer eines Bauernhofs und fanden dort eine große Schüssel Milch vor, die zum Abrahmen aufgestellt worden war. Sie hüpften sogleich hinein und ließen es sich schmecken.

Als sie ihren Durst gestillt hatten und wieder ins Freie wollten, konnten sie es nicht: Die glatte Wand der Schüssel war nicht zu bezwingen, und sie rutschten immer wieder in die Milch zurück.

Viele Stunden mühten sie sich nun vergeblich ab, und ihre Schenkel wurden allmählich immer matter. Da quakte der eine Frosch: »Alles Strampeln ist umsonst, das Schicksal ist gegen uns, ich geb’s auf!« Er machte keine Bewegung mehr, glitt auf den Boden des Gefäßes und ertrank. Sein Gefährte aber kämpfte verzweifelt weiter bis tief in die Nacht hinein. Da fühlte er den ersten festen Butterbrocken unter seinen Füßen, er stieß sich mit letzter Kraft ab und war im Freien.

… und es kostet unglaublich viel Kraft!

 

 

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ☀️ ❤️ Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

17 Gedanken zu „Nö“

  1. Paula sagt:

    Wen sprichst Du denn eigentlich an, Deine Familie? Bestimmte Freundinnen? Deine Nachbarn? Deine Helfer? Die Blogleser? Alle? Fragt denn niemand wie es Dir geht?

    1. piri ulbrich sagt:

      So kommt es mir jedenfalls vor, dass niemand fragt. Vermutlich bin ich auf diesem Auge blind.

  2. Paula sagt:

    Wie es Dir geht, kann man gut in Deinem Blog verfolgen, so dass man gar nicht auf die Idee kommt, Dich explizit zu fragen. Vielleicht solltest Du mal mehr weglassen, so dass man nicht denkt, man wüsste schon wie es Dir geht?

    1. piri ulbrich sagt:

      Wie es mir geht, das drücke ich ja schon den Menschen aufs Auge. Ich glaube, darum geht es gar nicht. Ich möchte gesehen werden, ein Feedback haben, Resonanz bekommen, Antworten kriegen, nicht in den luftleeren Raum reden. Wahrgenommen werden. Ich habe das Gefühl, ich bin unsichtbar und das, was ich sage, schreibe, male, zeichne, ausschneide, ist selbstverständlich.

      Ich weiß nicht, ob die Antwort verständlich ist – aber ich komme mir sehr beliebig vor. Vermutlich bin ich einmal wieder zu ernsthaft.

      1. Paula sagt:

        Klar ist die Antwort verständlich und überhaupt nicht zu ernsthaft. „Beliebig“, wieso das denn? Du bist außergewöhnlich im positiven Sinne.
        Wahrgenommen zu werden zählt für mich nicht wirklich über meinen Blog, da kommt selten echtes Feedback. Aber von den echten Menschen, mit denen ich zu tun habe, muss schon was kommen, ohne dass ich mich aufdränge. Und es sind sehr wenige, zwei Freundinnen, eine Kollegin, mein Filius, die zählen wirklich und geben mir das Gefühl Interesse an mir zu haben, und damit bin ich zufrieden.

  3. Rabenzahn sagt:

    Ich lese und anerkenne. Für einen Kommentar fehlen mir oft die richtigen Worte, die mir angesichts Deiner Kritik an vielen Kommentaren nicht so leicht aus der Hand fließen.

    1. piri ulbrich sagt:

      Ja, genau das ist es ja – ich bin so überkritisch. Das macht es natürlich für meine Gegenüber leider nicht einfach. Ich möchte so gerne auch ein bisschen mit leichterer Hand schreiben und nicht gleich die imaginäre Goldwaage herausholen. Es täte mir bestimmt gut zu Gesicht stehen und es würde es vielen von euch erleichtern, wenn ich mal fünfe grade erscheinen lasse.

      1. Rabenzahn sagt:

        Es ist einfacher, locker zu lassen, wenn man nicht inmitten eines Geflechts aus Ansprüchen und Erwartungen steckt (damit meine ich eigene und fremde).

        1. piri ulbrich sagt:

          Leichter gesagt, als getan! Ich gäb‘ was drum, ich könnt‘s.

      2. Olpo Olponator sagt:

        Aber genau das geht eben nicht, macht eine andere Ecke der Unzufriedenheit auf und das gute Gefühl des Sieges über sich selbst, welchen frau eben schaffte, hält weniger lang an als die neuerliche Unruhe. Es ist kein Teufelskreis, sondern es ist, was es ist.

        1. piri ulbrich sagt:

          Es ist, was es ist! Sehr weise.

          1. Olpo Olponator sagt:

            Selbsterfahrung ohne Gruppe –
            die kann man ohne weitere Diskussion umsetzen ;-)
            Die Schwierigkeit bei Menschen, die nachweislich nicht mainstreamempfindend sind ist es, ihren Schmerz in seiner Gesamtheit verstehen/mitempfinden zu können. Doch so ist es nunmal tatsächlich in der Praxis: das Schlagwort „im Spannungsfeld…zwischen…entstehen…“ funktioniert leider genau so. Also irgendwas an der Hölle auf Erden (oder dem Fegefeuer ?) könnte schon Wahres dran sein … ;-)

  4. momfilou.wordpress.com sagt:

    Keiner kann aus seiner Haut. Sensibel und trotzdem kritisch passt im Gedankenmenue vieler Leute nicht zueinander. Nichtsdestotrotz bleiben wir so, wie wir nun einmal sind. Auch wenn wir uns oft ein dickeres Fell, eine weniger dünne Haut wünschen. Aber selbst die Elefantenhaut soll ja extrem empfindlich sein!
    Mit liebem Gruß: Ich sehe dich gern, ich lese deine Zeilen und bewundere dich immer wieder…

  5. christine b sagt:

    gleiche meinung wie rabenzahn. ich lese, anerkenne, mache mir auch viele gedanken und auch sorgen (wenn du krank bist z.b. und wenn carsten nicht ißt) und finde jedoch nicht die richtigen worte zur antwort. ich weiß, dass zum beispiel ratschläge aus mir verständlichen gründen nicht geschätzt werden. deshalb habe ich gestern meinen kommentar dann vor dem versenden doch wieder gelöscht.
    lieber himmel, so schicke petra doch jemanden für gute gespräche.
    das brauchen pflegende zur entlastung der seele so dringend.

    1. piri ulbrich sagt:

      Eigentlich sind die Gespräche die wichtigsten Dinge. Alleine dastehen, sich alleine fühlen, alles (vermeintlich) alleine machen müssen – ohne einen Gesprächspartner oft sehr belastend. Ich danke dir für deine immer wiederkommenden Kommentare – alle Kommentare sind mir wertvoll.

      1. christine b sagt:

        danke petra!

  6. Olpo Olponator sagt:

    Was den Frosch betrifft, der man ist: ich glaube, es hängt von den Umständen ab, wie lange man kämpfen kann. Sind sie halbwegs glücklich, tritt frau weiter, auch wenn sie zwischendurch glaubt, keine Kraft mehr zu haben – alle diese tollen Blogger, die versuchen, verbal zu helfen, sind schon eine große Hilfe, meine ich, wenn auch nur bis zum nächsten Loch… Aber mit ein bißchen Glück erwischt man zwischendurch ein Butterstückchen, das einem ein wenig mehr Halt gibt. Auch wenn es vielleicht ebenfalls viel zu früh auf den Grund sinkt. Vielleicht stammt von der Geschichte der beiden Frösche die Redewendung „Auf die Butterseite des Lebens gefallen“, wer weiß … ;-)

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