Na ja, so einfach ist es dann nun doch nicht. Manchmal ist aufgeben schon eine Alternative. Dieses Projekt aufgeben, diese eine Sache! Dafür eine neue beginnen. Nicht das Leben aufgeben! Manches geht wirklich nicht und es ist keine Schande, wenn man sich das eingesteht. Manchmal ist es sogar so, dass wenn man etwas begräbt, wenn man sich eingesteht, dass es unmöglich ist. Es tun sich dann andere Möglichkeiten auf, die viel besser zu einem passen.
Eine Menge Theorie – oder? Ich habe jetzt auch kein konkretes Beispiel. Gerade heute nicht. Unsere Helferin, mit der wir heute Morgen auf dem Weinfestgottesdienst waren, kam viel zu früh. Ich war noch nicht einmal richtig angezogen, Carsten gerade der Badewanne entstiegen und Wiebke nicht gekämmt. Damit hat sie mich unter Druck gesetzt. Bei ihr fühle ich mich sowieso bemüßigt, sie auch noch zu unterhalten und ihr Gutes zu tun. So habe ich in der Hektik vergessen meine Lungenmedikamente zu nehmen, weil ich Carsten was zu trinken geben, Wiebke kämmen, die Pastorenfreundin unterhalten und mich noch fertig anziehen musste. Wäre sie, wie abgesprochen, eine Viertelstunde später erschienen, hätte ich viel entspannter in den Tag starten können. So habe ich wieder einmal gehudelt …
Nach dem Gottesdienst, das wusste ich, wollte die Begleitung gleich nach Hause. Sie mag keine Bratwurst und den ‚Viehauftrieb‘ (wie sie es nennt) auch nicht! Wir wären gerne geblieben. Aber dann wäre sie auch geblieben und ich hätte ihr leidendes Gesicht – weil ich doch weiß, dass sie so etwas (das Weinfest) nicht mag – ständig im Nacken gehabt. Carsten war’s recht, Wiebke fühlt sich in Menschenmassen überhaupt nicht wohl und Carsten brauchte so nichts zu essen. Nur haben wir auch nichts daheim – und nebenbei haben wir uns wieder abgesondert. Trotzdem bin ich dankbar für diese Helferin, ist sie doch eine sehr treue Seele mit – leider – ziemlichen Macken und manchmal möchte ich sie auf die Rückseite des Mondes schießen, denn ihr Getue zieht uns runter. Einerseits mag ich sie ja, andererseits ist sie ein GutMensch erster Güte und stellt das so in den Vordergrund. Ich bin dankbar, dass sie da ist, aber ich kann mir die Dankbarkeit nicht auf die Stirn tätowieren …
Wechselweib sagt:
Also ich bin sehr fürs Aufgeben, wenn es nicht mehr geht… schäme ich mich im Gegensatz zu früher auch nicht mehr für.
piri ulbrich sagt:
Wenn ich etwas freiwillig aufgebe, verliere ich ja nichts – ich werfe lediglich Ballast ab!