Kuddelmuddel

Das Loch in der Straße

– Autobiografie in fünf Kapiteln

1. Kapitel
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren … Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder heraus zu kommen.

2. Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann es nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, heraus zu kommen.

3. Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Dieses Mal sehe ich es.
Ich falle hinein … aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine Schuld
Ich komme sofort heraus.

4. Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

5. Kapitel
Ich gehe eine andere Straße!

 Sogyal Rinpoche: Das tibetische Buch vom Leben und Sterben

∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

So langsam sollte ich auch endlich eine andere Straße nehmen. Das Loch werde ich nicht mehr zuschütten und solange es kein anderer tut …

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ☀️ ❤️ Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

3 Gedanken zu „Das Loch in der Straße“

  1. Paula sagt:

    Ein weiser Mann, der Rinpoche!

  2. socopuk sagt:

    Der Text bedeutet mir viel, er hing in der Tagesklinik im Flur. Wenn ich mich mit ehem. MitpatientInnen treffe tauschen sagen wir manchmal nur „wieder bei 1“
    Es tut gut, solche Bilder teilen zu können, danke für den Impuls!

  3. B sagt:

    Das Buch hat mir sehr sehr viel gegeben…..sowohl über das Leben als auch das Sterben.

Kommentare sind geschlossen.