Behinderung, Gedanken

das Leben

Das Leben ist dazu da, gelebt zu werden, und die Neugierde muss am Leben erhalten werden. Man darf dem Leben niemals den Rücken kehren, aus welchem Grund auch immer. | Elenor Roosevelt

Aufgeben, auch wenn es schwierig wird, ist für mich niemals eine Alternative gewesen. Jeder Tag ist eine Herausforderung. Vermutlich wirklich eine größere, als ihr sie habt. Meine Verantwortung ist die von drei Menschen. Ich ziehe morgens drei Menschen an, mit allem Pipapo, mit Morgentoilette, Frühstück etc. Ich sorge dafür, dass wir alle ausreichend trinken und essen – denn beide Junioren haben wenig Hunger- und Durstgefühl. Jetzt, in den Ferien, bin ich von morgens bis abends dabei sie ans trinken und essen zu erinnern. Sie würden dehydrieren!

 Wenn Wiebke wackelt muss sie aufs Klo. Selten sagt sie es, weil sie es vergisst! Carsten braucht in regelmäßigen Abständen eine neue Windel. Auch er merkt nicht, bzw. sagt nicht Bescheid, wenn diese nass ist.  

Es ist viel! Emotional und auch physisch. Ich mache viel und ganz ehrlich, ihr lest hier nur Momentaufnahmen und niemals den ganzen Tag. Ihr fragt zum Beispiel nicht dreimal nach, wenn ihr etwas nicht versteht, was nicht gut artikuliert, korrekt gesprochen oder wenn die Sprache verwaschen ist – jedenfalls nicht mindesten 29mal pro Junior am Tag!

Moment, ich möchte mich nicht aufspielen, in den Vordergrund drängen. Aber habt ihr Erfahrung mit behinderten Menschen? Vielleicht tue ich euch Unrecht – aber dann wisst ihr ja auch, dass es, wenn es auch viel Spaß mit den Junioren macht, harte Arbeit ist. 

Ich bin keine Journalistin und viel zu nah dran am Geschehen. Mit Abstand, rein sachlich, schreiben kann ich nicht. Einen Tagesablauf zu schildern fällt mir schwer. Jeder Tag ist anders. Einerseits spannend, aber so kann ich auch nicht nach irgendeinem, wie immer auch gearteten Plan handeln. Ich muss mich stehend auf der Ferse umdrehen können, und bin dann komplett vor eine andere Herausforderung gestellt. Sei es, dass Carsten gekotzt hat, oder Wiebke nass ist!

Das Leben will gelebt werden – linear. Aber wer sagt, dass Linien immer gerade sind?

∙∙∙∙∙

Dahingerotztes Kuddelmuddelgedankenchaoskarussell!  

∙∙∙∙

Noch immer landen Kommentare von mir in WordPress-Blogs in deren Spam-Ordner. Guckt bitte mal nach und schaltet sie gegebenenfalls frei! Dankeschön.

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. | Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

7 Gedanken zu „das Leben“

  1. mona lisa sagt:

    Nee, Linien sind nie linear, in keinem wie auch immer geartetem Leben.

    1. piri sagt:

      Verstehe ich nicht! Was sind Linien denn sonst, wenn sie nicht linear sind?

  2. Margrit sagt:

    Genau dieses Gefühl und diese Überforderung beschleicht mich auch zuzeiten. Es ist, als müsste ich zwei Körper managen! In Bewegung setzen und halten, hinsetzen, zu Zahnputz- und allen anderen Armbewegungen, Essen und Trinken veranlassen, die Füße voreinander setzen lassen … Und dann hat der eine auch noch einen von mir unabhängigen Willen!

    Du kannst das sehr anschaulich beschreiben.

  3. Anne Seltmann sagt:

    Ich habe lang genug mit Menschen gearbeitet, die verschiedene schwere Behinderungen hatten. Ich glaube alle Behinderungen schon gesehen und gepflegt zu haben.
    Daher weiß ich, dass die Pflege eigener (erwachsenen) Kinder eine der schwersten Aufgaben sind, die das Leben einem stellen kann. Sie erfordert immense Kraft, aber auch die Bereitschaft, sich selbst nicht zu vergessen!!!

  4. Trude sagt:

    Liebe Piri,

    vor dir ziehe ich wirklich meinen Hut.
    Was es wirklich heißt zwei Menschen lebenslang zu pflegen weiß ich nicht.

    Mein Mann war gut ein Jahr lang krank und brauchte mit der Zeit immer mehr Unterstützung und zum Schluß auch Pflege. Da bin ich irgendwie rein gerutscht, war nicht die Bohne darauf vorbereitet und völlig überfordert.
    An einem Tag, kurz bevor ich ihn wieder ins Krankenhaus bringen ließ, habe ich 5 x den ganzen Mann gewaschen, das Bett neu bezogen, den Fußboden im Schlafzimmer gereinigt und das Bad geputzt.

    Das hat mir völlig gereicht, dürfte aber nur ein Bruchteil davon sein, was du jeden Tag leistest.

    Ich wünsche dir viel Kraft, weiterhin für euch drei sorgen zu können.
    Trude

  5. Gerel sagt:

    Du bist eine prächtige Mutter und Pflegerin!!! – Nachdem ich Freitag meinen Mann völlig fremd, dürr und wirr im Kopf wiederfand, schäme ich mich zu sagen, dass es mir widerstrebte, ihm die Hand zu geben, geschweige denn mehr! :good:

    1. piri sagt:

      Ich hoffe inständig, dass ich nicht nur auf Mutter und Pflegerin reduziert werde – ich bin noch so viel mehr!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

:bye: 
:good: 
:negative:  
:scratch: 
:wacko:  
:yahoo: 
B-) 
:heart: 
:rose:   
:-) 
:whistle: 
:yes: 
:cry: 
:mail:   
:-(     
:unsure:  
;-)  
 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.