Vorsicht, dieser Beitrag kann Spuren von Zynismus, ja sogar Bitterkeit enthalten. Wer das also nicht ertragen kann, oder meint, ich würde zu Unrecht jammern und vielleicht um Mitleid heischen, der möge bitte nicht weiterlesen, denn ich werde böse werden.
Wir kommen gerade von der Veranstaltung heim. Es ging nicht, wie ich vermutet habe, ums Ehrenamt – es ging um das Jubiläum der Behindertenhilfen unseres Stadt- und Landkreises.
… und jetzt schreibe ich doch nicht weiter,
- weil mir die Worte fehlen.
- weil ich enttäuscht bin.
- weil viel Politikergeschwätz war.
- weil großspurig von Hilfen geredet wurde und keine Hilfe für mich da war.
- weil ein Stehempfang für Rollifahrer mit Stehtischen absolut nicht das Richtige ist.
- weil
- weil
- weil
Unbestritten – es ist viel passiert in der offenen Behindertenarbeit und es ist wunderbar wie Menschen mit außergewöhnlichen Bedürfnissen eingebunden werden. Es ist toll welche Angebote für behinderte Menschen gemacht werden. Es gibt tausende positive Beispiele des Miteinanderwohnen usw. Aber wenn es im kleinen darum geht – gerade bei solchen Veranstaltungen – kleinwüchsigen Menschen konkret zu helfen, dann denkt (fast) jeder: Es sind genug andere da, ich habe jetzt grad frei! Mich, als Mutter, hat man ziemlich im imaginären Regen stehen lassen. Und das, obwohl es eigentlich auch – die großartigen Reden sprachen ebenfalls davon – um die Eltern (insbesondere die Mütter) und Angehörige der ‚zu Betreuenden‘ ging. Die Geschwisterkinder sind überhaupt nicht erwähnt worden und diese tragen auch ein gutes Stück der Last mit.
Ich bin leider kein Politiker, habe leider keine große Lobby und erreiche hier auch nur sehr wenige Menschen – aber mir brennt dieses Thema sehr unter den Nägeln. Denn, wir haben auch im kleinsten Kreis noch lange keine Inklusion erreicht. Auch in der Gruppe der Behinderten gibt es Hierarchien. Dabei sollte man doch meinen, dass wenigstens dort alle gleichberechtigt sind.
Ich gehe jetzt ins Bett. Allein mit meinen Gedanken. Fühle mich mehr denn je verrückt – aus der Mitte gerückt, behindert, daran gehindert mit den Junioren dabei sein zu können. Mir fehlen die schriftlichen Voraussetzungen meinen Unmut näher zu erklären – vielleicht bin ich auch zu mimosenhaft. Aber dieses Ungleichgewicht ist anderen auch aufgefallen.
Die Band war übrigens wirklich gigantisch gut!
Christel sagt:
Wenn Du die Menschen erreichen willst die dort anwesend waren und auch Menschen die in Eurem Umfeld leben, sollte dringend ein Leserbrief in die Lokal-Zeitung und zwar ganz kurzfristig nach dieser Veranstaltung.
Du kannst gut formulieren.
Das Thema sollte zusätzlich in Zeitungen die nicht nur im Lokalbereich erscheinen.
Viel Erfolg !
piri ulbrich sagt:
Danke Christel, es besteht kein öffentliches Interesse. Ich hatte die Tageszeitung diesbezüglich schon einmal angeschrieben. So bitter es klingt, man möchte diese renommierten Hilfen nicht ankratzen. Das möchte ich auch nicht, sie tun wahrhaftig viel. Auch für die Junioren.
Was ich möchte ist zusätzlich – und das kostet zusätzlich: Kraft, Geld, Engagement und noch mal Kraft. Und es ist tatsächlich nicht nur mein Problem – stellt sich aber so da und das ist halt individuell.
Außerdem liegt viel auch daran, dass ich zwar gut formulieren kann, möglicherweise auch gut reden, aber ich habe keine Traute – ich traue mich nicht. Öffentlich bekomme ich kein Wort heraus und Fürsprecher finde ich keine – eben auch aus diesem Grund. Ich lasse mich ziemlich schnell, wenn mir gesagt wird, dass kein Gesprächsbedarf andererseits besteht, ins Bockshorn jagen und bleibe dann an diesen Stellen still. Dazu kommt, dass ich viel zu emotional reagiere …
violaetcetera sagt:
Ich kann dir leider nur zustimmen, dass es diese Hierarchien unter Behinderten tatsächlich gibt. Ist schon eine merkwürdige Sache, und oft bekommen eben diejenigen am meisten, die die größte Medienpräsenz haben.