Kuddelmuddel

Nachts

Atemlos – noch immer ohne Sauerstoffgerät, weil laut Arzt die Blutsättigung okay ist. Ich will so ein Ding auch gar nicht haben, nimmt es mir doch sowieso die Angst nicht. Vorhin, als ich in Carstens Zimmer war, überkam mich eine große Liebe. Den Kerle darf ich küssen, er murmelt nur etwas in seinen Bart, dass ansatzweise wie Danke klingt und dann schläft er gleich weiter – routiniert. Er ist es gewohnt in der Nacht gedreht zu werden. Wiebke dagegen darf ich nur ins Bett zurückschieben und keinesfalls einen Kuss geben – ihre und meine Nacht wäre mit Gezeter unterbrochen. So denke ich es mir ganz leise, sie weiß es auch so!

Nur kann ich nicht wieder einschlafen. Meine Lunge knistert und das ist kein gutes Zeichen. Hoffentlich komme ich um Kortisontabletten herum. Allerdings, so sagt mein Pneumologe, darf ich das Notfallspray nicht überreizen, denn dann würde es zur Dauertherapie und das ist kontraproduktiv. 
Was einem so im Kopf herumgeht, in der Nacht, wenn der Schlaf unterbrochen wird. Welche Gespenster geistern und welche Sehnsüchte spuken. Wie Alleinsein sprachlos macht und welche Gedanken – positive und andere – Achterbahn fahren.  Mich macht dies  raschelnde Geräusch in meinem Körper kirre. Es gehört definitiv da nicht hin …

Alles ist okay. Alles im grünen Bereich. Vielleicht nicht sattgrün. Vielleicht eher etwas herbstlich und leicht angewetzt – aber okay! Und ich sollte jetzt wirklich schlafen, denn die Nacht ist schneller vorbei, als ich Schäfchen zählen kann.

Kuddelmuddel

es wäre

Es wäre schön,
sich zu verlieren –
wenn jemand da wäre,
der dich sucht.
Kuddelmuddel

einer kommt selten allein

 

38,3° C – nicht Carsten, der hat heute wieder seine halbe Astronautenkost nach Hause gebracht – Wiebke hat leichtes Fieber und somit fällt die Bandprobe ins Wasser!

Flexibilität ist etwas, was hier dringend nötig ist. Zum Glück ist morgen keine Frauenakademie und auch keine Physiotherapie für mich, das Töchting könnte zuhause bleiben. Sie hustet nicht sehr, aber Carsten bellt und mein Husten sitzt bombenfest. Thymiantee und leckerer Hustensaft, für die Nacht Codeintropfen, das gute Pinimenthol  – unser Haus riecht gesund . Der Doc ist in Florida und der Vertretungsarzt zuckt nur mit den Schultern: „Ich weiß nicht, was ich machen soll!“ Toll, und deswegen setze ich mich fast 2 Stunden zu hustenden prustenden Menschen in ein wildfremdes Wartezimmer. „Wenn das Fieber weiter steigt, machen Sie Wadenwickel oder soll ich Ihnen Antibiotikum aufschreiben?“ Na, der sieht mich nicht wieder. Schießt gleich mit Kanonen auf Spatzen!

Der Kerle ist eingekuschelt und spielt Landwirtschaftsimulator, Wiebke fährt ziellos durch die Räume und rummst hier und dort gegen die Türpfosten. Die Wespen im Rollladenkasten sind immer noch nicht weg, dafür schwirren in der Küche Fruchtfliegenpopulationen…

Alles richtig und gut für Mitte Oktober, alles im grünen Bereich. Oder?