Behinderung, Bücher, Familie, Gedanken, Junioren

kalone fertig

Es sollte einer dieser Momente werden, in denen das Leben einen neuen Weg eröffnet, dessen Bedeutung sich vielleicht erst Jahre später voll und ganz erfassen lässt. | Benjamin Myers

Fix und kalone! Viel zu viel und doch zu wenig. Einfach nicht das, was passt. Ein Gefüge bricht auseinander und ein neues hat sich noch nicht gebildet. Das, was aufgezeigt wird, ist mit unserer Lebenssituation nicht kompatibel.  

Dazu bin ich körperlich angeschlagen. Kann mich nicht in Watte packen, muss funktionieren und habe momentan eigentlich noch weniger Me-Time, weil ich in aufgezwungener Gemeinschaft keinen Rückzugsort für mich finde. Irgendjemand redet immer irgendeinen Blödsinn – ich empfinde das so. Es ist für denjenigen bestimmt wichtig, das respektiere ich auch. Nur mich regt es dennoch auf. Im Gegensatz zu Augen kann man Ohren nicht einfach verschließen. Es prasseln ständig Eindrücke, Geräusche, Gerüche auf mich ein, die ich nur nacheinander verarbeiten kann. Wenn mich dann noch jemand beruhigend anfasst, dann drehe ich innerlich vollkommen durch und implodiere!

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Meine Junioren sind die besten Kinder auf der ganzen Welt für mich. Ich muss aufpassen, dass ich sie nicht überfordere, zu viel von ihnen verlange… Aber mit ihnen tanke ich auf, auch wenn heute Morgen das Bett des Töchting wieder schwimmt!

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09:27 Uhr – Das Zitat habe ich erst, nachdem ich den Beitrag geschrieben habe, vorangestellt! Mag sein, dass es für euch Leser*innen nicht schlüssig ist. Muss es auch nicht zwingend. Ich schreibe dieses Blog auch für mich, um später noch mal nachzulesen. 

18:02 Uhr – Und trotzdem! Eine lange Nacht über Zuversicht.

Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

du Mama

Carsten guckt kurz hoch auf die Uhr – es ist 06:51Uhr – legt den Kopf wieder ab und flüstert leise: „Du Mama, was bin ich froh, dass wir morgens nicht früher aufstehen und losfahren müssen. Kann ich doch so wenigstens noch ne halbe Stunde länger pennen!“

Dafür bin ich dankbar. Der Busfahrer kommt zur gewohnten Zeit, unser Tagesstart kommt nicht aus dem Tritt, nur muss ich fünf Minuten später auch das Haus verlassen. Unaufgeräumt, ungelüftet, aber ansonsten nehme ich im Rucksack den ganzen Schiet mit. Heute darf ich irgendwie organisieren, dass des Töchtings Sitzschale noch einmal wieder geändert wird – sie sitzt drauf, wie ein Schluck Wasser in der Kurve…

„Du Mama, gibt‘s heute Abend Pfannkuchen?“

Behinderung, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel

was sind Gefühle?

Gefühle sind wichtig. Sie machen einen Menschen aus. Gefühle sind auch abhängig, wie es dem Menschen körperlich geht. Aber Gefühle sind außerordentlich individuell – niemand kann die Gefühle eines anderen nachvollziehen. 

Wisst ihr, wer das gesagt hat? Diesmal keiner meiner Junioren, aber dennoch ein sogenannter kognitiv behinderter Mensch. Sie saß bei mir und wetterte los: „Alles ist Mist, Es sind immer die anderen Schuld. Niemand nimmt auf mich Rücksicht. Der nervt mich ohne Ende. Sie mobbt mich ohne Grund. Ich habe Bauchschmerzen und wenn ich dann aufs Klo gehe, dann werde ich zurückgepfiffen. Alle sind gemein zu mir. Ich bin sauer!“  Ich habe zugehört, bin einfach nur dagesessen und habe zugehört. Nebenbei wurde ich immer stiller und mein Kopfkino fing an zu rattern. Viele dieser Sätze hätte ich fast genauso sagen können. Sie war, sie fühlte sich, nicht wahrgenommen. Die junge Frau war völlig aufgelöst. Wie gut ich das doch kannte!

Ich bin niemand, der fremde Menschen in den Arm nimmt – ich habe selber Probleme in den Arm genommen zu werden. Körperliche Berührungen sind oftmals unangenehm, aber in diesem Fall musste ich sie einfach an mich drücken. Erst war sie steif (oh, wie gut ich das doch kenne!), dann wurde sie zunehmend weicher und schließlich schob sie mich weg, nahm ihre schwere Tasche, in der sie einen kleinen Hausstand mit sich herumschleppt, legte diese an die Seite und fing an zu tanzen…

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Kuddelmuddelgedankenkarussell nachdem ich vorhin jeweils fast 10 Minuten in den Juniorenzimmern stand und meine schlafenden Kinder mit Liebe überschüttet habe!