Gedicht

Einsamkeit

Mitten im kalten neuen Jahr
sitzen sie beieinander
Jeder für sich
nebeneinander

Menschen reden
Jeder für sich Monologe
Erwarten nichts
nur, dass der andere zuhört

Jeder ist für sich
und denkt:
Die Einsamkeit
wird dich umarmen

petra ulbrich

Behinderung, Familie, Gedanken, Gedicht, Junioren

und wieder so tapfer

Was ist die Nacht?

Mein größter Freund
Mein ärgster Feind
Eine starke Verbündete
Und eine hinterhältige Intrigantin

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„Du Mama, ich kann nicht liegen, aber ich kann auch nicht aufstehen!“ Carsten ist wach und bevor ich ihn aus dem Bett hole, werde ich dem Kerle eine Schmerztablette geben – wie ich schon dem Töchting heute Morgen eine gegeben habe! Es wird höchste Zeit, dass sie einen Termin in der Schmerzambulanz bekommen. Die Rückenschmerzen, die beide haben, müssen verdammt heftig sein. Mich wundert, dass dennoch die Fröhlichkeit überwiegt!

Gedicht

Humpelnde Welt

Es bleibt nicht aus, daß man den Mut verliert,
Wenn man schon längere Zeit mit seinen wunden
Füßen herumexperimentiert. –
Ich hatte noch immer nicht den richtigen Schuh,
Die richtige Sohle, die richtige Salbe gefunden;
Ich sah – fast getröstet – anderen Humpelnden zu.

Und kam ein Morgen, ein kalter, unangenehmer,
Der hatte – mir günstig – mir freudige Post beschert.
Ich humpelte weinwärts, aber ich hinkte bequemer
Als sonst. Und fand alles Leben so lebenswert.

Ich glaube: es schneite, donnerte, regnete,
Rauchte – aber für mich nicht bestellt.
Mir lächelte alles, was mir begegnete.
Auch du kannst so schön sein, humpelnde Welt.

Joachim Ringelnatz