Kuddelmuddel

schwindelig

Es kommt mir so unwirklich vor. Das Leben und was damit passiert! Dafür ist mir schwindelig. Es fühlt sich an, wie durch die Welt gewirbelt. Allein, die verschiedenen Aufstehzeiten. Nein, es sind eher Wachwerdezeiten, denn, wenn auch mein Töchting schon um halb sieben singt – meist fröhliche Lieder, so bleibt sie doch im Bett. Allein, die nicht planbaren Tagesanfangszeiten lassen mich rotieren. Manchmal komme ich mir morgens wie ein Beschäftigungsmensch vor, der zwar anwesend sein muss, aber so gar keine Befugnisse hat, zu sagen, was Sache ist und gemacht werden soll. Sage ich tatsächlich mal was, meutert es mal von der einen, mal von der anderen Seite. Bestenfalls von beiden Seiten. Frage ich, was wir stattdessen machen, kommt uni so meistens gähnende Leere. Während ich in Habachtstellung bin, kann und will ich mich nicht auf ein Buch konzentrieren – könnte ja sein, ich muss mitten im Satz Wiebke aufs Klo setzen, oder Carstens Windeln wechseln. Planen, vorausschauen? Geht nicht! Meine Aufgaben kommen nicht  immer gleichzeitig, aber öfter zur selben Zeit.  Es kommt schubweise. Wenn der Kerle im Badewasser ist, dann möchte das Töchting dringend auf den Rolli. Alles unaufschiebbar. Da sollte ich mich teilen können. Auch will entweder Carsten nicht spazieren gehen, wenn Wiebke rauswill.

…… Unterbrechung – die Waschmaschine piept!

Kuddelmuddel

ins Bett

  • will lesen
  • eine Familiengeschichte
  • Effingers
  • möchte lange nicht einschlafen
  • morgens fit sein
  • den Kerle nachts nicht drehen (das hat er wieder angemahnt, nachdem ich ihn einige Nächte nicht vom Bauch auf den Rücken gedreht hatte)
  • dem Töchting die Haare (ver)färben, wie sie selber so nett sagt – blonder!
  • möchte Radio (DFL-Kultur)  hören, statt Helene Fischer und gleichzeitig Scorpions  – ich mag beides nicht
  • bin müde, saumüde, hundemüde, will schlafen
Behinderung, Familie, Junioren, Kuddelmuddel

Guten Morgen

Meine “Schutzbefohlenen” sind beide noch im Bett. Der Kerle pennt und das Töchting singt, ich muss ausmisten! Wenn ich denn wüsste, wie! Nach welchen Kriterien schmeiße ich was weg und vor allen Dingen wohin? Seit die Junioren daheim sind, quillt der Mülleimer über. Die kleinen Fläschchen der Astronautenkost sind ökologisch der reinste Wahnsinn – ich habe nur keine Ahnung, wie ich das anders machen soll.

“Wann darf ich denn eigentlich wieder in die Werkstatt?” Carsten fragt und Wiebke will wissen: “Wann kann ich wieder arbeiten?” Dass es dem Kerle um seine sozialen Kontakte geht und dem Töchting um die Produktivität, das sind zwei Paar Schuhe – meine Tochter ist zufrieden, wenn sie sich alleine beschäftigen kann, mein Sohn vermisst seine Kumpel und quatschen mit anderen. Er kann nicht mit seinen Freunden telefonieren, er sieht sie nicht, er vermisst sie. Leider kann ich sie ihm nicht ersetzen, ich kann nur dafür sorgen, dass nicht zu große Langeweile aufkommt. Behinderte Menschen sind in diesen Zeiten noch benachteiligter, als sonst sowieso schon. “Wann können wir denn mal wieder schwimmen gehen?” “… oder in ein Museum?” Ich wäre schon froh, wenn wir ins Gartencenter kämen, um dort Blumen für die Terrasse zu kaufen. Aber auch da besteht die Pflicht Mund-Nasenschutz zu tragen und Wiebke will das nicht und Carsten bekommt keine Luft darunter. Okay, sie bräuchten ihn nicht, aber die Blicke der anderen Kunden sprechen Bände.

Es gibt viel zu tun. Wir machen was. Aber ich darf auch ziemlich viel organisieren damit es den Junioren nicht so langweilig, wie im Wohnheim wird …

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Nachtrag um 10 : 30 Uhr: Im Mai wird das nichts mehr mit der Werkstatt für die Junioren!