Gedicht

Alfonsina Storni

Ich gehe schlafen

Zähne aus Blüten und eine Haube aus Tau
Hände aus Kräutern, du, meine feine Amme
Mach mein Bett bereit, mit Leintüchern aus Erde
Und einer dicken Decke aus gezupftem Moos

Bald geh ich schlafen, meine Amme, bring mich ins Bett
Stell mir ein Lämpchen hin
Irgendein Sternbild, das dir gefällt
Mir ist jedes recht. Ein klein wenig näher bitte.

Lass mich allein. – Du hörst die Knospen aufbrechen
Von oben wiegt ein Himmelsfuß dich leise
Und ein Vogel zeichnet eine Melodie dazu
Damit du vergisst …

Danke. Ach, noch eine Bitte:
Falls er noch einmal telefoniert
Sag ihm, es habe nun keinen Zweck mehr,
ich sei gegangen.

Alfonsina Storni

∙∙∙∙∙

Da sag mal einer, Fernsehen bildet nicht – stimmt nicht, ich gucke zum Beispiel gerne mal 3Sat-Kulturzeit!  Während die Junioren gut betüddelt werden, habe ich keine Zeit. Aber sie schlafen auch hin und wieder, um gesund zu werden.

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. | Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

8 Gedanken zu „Alfonsina Storni“

  1. quersatzein sagt:

    Wie schön und sinnlich, dieses Gedicht der Alfonsina Storni! Tja, so eine Amme sollten wir haben. :–)
    Dir, zumindest heute Nacht, einen besseren Schlaf!
    Lieben Gruss, mit Regen und Sonne,
    Brigitte

    1. piri sagt:

      Liebe Brigitte, sinnlich ist das Gedicht und es gefällt mir sehr. Alfonsina Storni hat dies Gedicht zu ihrem Freitod geschrieben, sie spricht von ihrem Grab. Und ich glaube, weiß es aber nicht sicher, Mercedes Sosa hat das gesungen.

  2. quersatzein sagt:

    Sehr schön, danke.
    Ja, die junge Dichterin tut einem heute noch leid.
    Es muss ihr letzter Ausweg gewesen sein, dieses bewusste Weggehen. So traurig!

  3. Jutta sagt:

    bin tief berührt und dankbar dafür – auch für die vermittelnde Sendung und die
    Literaturkritikerin in 3 SAT.
    Diese Hinwendung zur Amme Natur hat etwas archaisch – tröstliches, in diese Arme
    kehren wir Erdenbewohner alle zurück. Je nach Glauben sucht sich die Seele
    ihren eigenen Weg.

    1. piri sagt:

      Willkommen hier und danke für den Kommentar.
      … und liebe Grüße in die Nachbarschaft

  4. Trude sagt:

    So hätte ich es mir vorgestellt, in einem Friedwald beerdigt zu werden.
    Einfach liegen bleiben und mit dem Waldboden verwachsen …

    1. piri sagt:

      … aber erst noch ein Weilchen leben und dem Leben nicht selbst ein Ende setzen.

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