Trauer kommt in Wellen! Aber warum kommt jetzt – nach so vielen Jahren – dieser Tsunami? Warum lähmt mich dieser Spruch ausgerechnet nach diesem schönen Ausflugstag so sehr?
Wenn du lächelst, bist du schöner!
Liegt es daran, dass ich gerade erst Hochzeitstag hatte, ohne den Mann an meiner Seite? Ich vermisse ihn und andere Menschen, die mich ein Stück meines Lebens begleitet haben. Auch Menschen hier aus dem Blog. Kommentartorinnen. Auf einmal waren sie weg. Weg. Was ist passiert? Sind sie gestorben? Oder haben sie einfach nur das Interesse verloren? Menschen kommen, Menschen gehen. Sterben werden wir alle! Manche Freunde kann ich nicht vergessen. Auch dann nicht, wenn wir im Streit auseinandergegangen sind. Erst recht nicht, wenn sie plötzlich nicht mehr da sind. Manche Freunde habe ich, und sie mich, aus den Augen verloren.
Meinen Mann habe ich nie verloren, nur nicht wiedergefunden. In Baden-Baden waren wir ein paarmal, auch in diesem Museum und ich hoffe, es ist niemanden meiner gestrigen Begleiter aufgefallen, dass ich am Eingang zum Bistro kurz innegehalten (in Ermangelung des richtigen Worts – ich hoffe es fällt mir noch ein), ich habe jedenfalls gedacht, da nicht reingehen zu können, weil ich mit MamS dort große tiefe Erinnerungen habe. Überwindung hat es mich gekostet, ich war froh noch meinen Geldbeutel holen zu müssen. „Wenn du lächelst, bist du schöner!“, hat er es mir dort gesagt?
mona lisa sagt:
Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass mich die Frage nach dem „Warum“ oft nicht weiterbringt. Sie fördert eher meinen Widerstand. Für mich ist es hilfreicher, zu spüren, was sich da gerade zeigt, hinzuhören und anzunehmen, was ist.
Herzliche Grüße
piri sagt:
Mir stellt sich die Warumfrage auch nicht. Liest du das aus dem Beitrag?
Okay, im ersten Satz steht warum – aber das ist eher rhetorisch, denn eine erstgemeinte Frage. Ich hadere nicht am Vergangenen, eher an der Jetztzeit.
mo sagt:
Warum soll man denn keine Warum-Fragen stellen? Was wäre Wissenschaft ohne diese Fragen?
Mona Lisa sagt:
Das habe ich nicht behauptet.
mona lisa sagt:
„Trauer kommt in Wellen! Aber warum kommt jetzt – nach so vielen Jahren – dieser Tsunami? Warum lähmt mich dieser Spruch ausgerechnet nach diesem schönen Ausflugstag so sehr?“
Ich lese hier zwei „Warum-Fragen“.
piri sagt:
Danke für den Hinweis.
Verwandlerin sagt:
Ach ja, je länger wir leben, umso mehr Trauer sammeln wir an.
Manche stumpfen ab, manche werden dünnhäutiger.
Georg Rode sagt:
Rechnerisch kann man nur verlieren, was einmal da war. Ein Trost ist das nicht, oder zumindest nur ein kleiner. Fälschlicherweise wird Brecht der Gedanke zugeschrieben, dass man erst dann tot ist, wenn niemand mehr an einen denkt. Ob Brecht, oder nicht, für mich stimmt das und so ist mein Vater, der in meinem fünfzehnten Lebensjahr verstorben ist immer noch in mir lebendig und ein ständiger Zuhörer meiner Gedanken. Manchmal erhalte ich auch Antworten, nicht durch Gesagtes oder Gedachtes, sonden durch Ereignisse, die plötzlich stattfinden.
piri sagt:
Immer wieder halte ich Zwiesprache mit MamS – ich weiß von vielen Menschen, die das mit den Verstorbenen auch tun.
Sonja sagt:
Eine gute, große Liebe war es!
piri sagt:
Ja.
Trude sagt:
Liebe Piri,
ich verstehe dich gut.
Denn ich habe gerade dann das Problem, das mein Mann mir fehlt, wenn ich etwas besonders schönes erlebt habe. Denn dann kann ich ihm nicht davon berichten. Und nicht in seine strahlenden, blauen Augen sehen, die sich für mich freuen.
Und ich kann auch manches nicht machen, egal wie oft ich mir das vornehme, was er immer getan hat oder wir stets gemeinsam gemacht haben.
Manches Mal ist es, als ob jemand plötzlich einen Eimer, gefüllt mir Trauer, über meinem Kopf ausschütten würde. Es erwischt mich dann jedesmal kalt.
Ich wünsche dir einen entspannten Sonntag.
Trude
piri sagt:
Mir passiert es immer wieder, wenn etwas sehr schön war, dass ich am nächsten Tag in ein Loch falle.
Amélie sagt:
Wenn Du lächelst, bist Du schöner, klar.
Eine Sommersonnenweisheit ist das. Trauer kommt in Wellen – stimmt!
Es gibt Trigger, die Tsunamis auslösen können – auch nach vielen Jahren noch.
Ich horte ein Geschirrtuch, meine Mutter gab es mir mit in einer Plastiktüte. Es war noch von meiner Oma Heidi, stammte aus ihrem Wohnungsnachlass. Ich wollte es aus der Tüte nehmen – plötzlich war ich von einem Duft umfangen, den ich aus meiner Kindheit kannte. Mir schossen die Tränen in die Augen und es schüttelte mich durch und durch, das Vermissen.
Liebe ist unsterblich, kennt keine Zeit. Trauer ist Liebe.
Sonntagsgrüße von Amélie
piri sagt:
Danke Amélie für deine kurze Geschichte. Daran etwas in eine Plastiktüte zu verpacken für den Geruch, daran habe ich noch nie gedacht.