Behinderung, Gedanken

weiche Knie

Stress, ich habe großen Stress! Ein behinderter Mensch ist gestorben. Etwas jünger, als meine Junioren und ich kannte ihn auch nicht richtig. Mit seiner Mutter war ich lange Zeit im Landeselternbeirat und ich möchte sagen, dass wir befreundet waren. Später haben wir uns aus den Augen verloren. Der junge Mann war schwerer behindert, als meine Beiden. Die Familie wohnte auch nicht gerade in der Nachbarschaft. Die Kinder konnten zusammen kaum etwas machen und, die manchmal schon sehr esoterisch angehauchten Ansichten der Mutter waren auch nicht meine. Dennoch hat mich dieser – für mich sehr plötzliche Tod – enorm gestresst. Ich habe zittrige weiche Knie, mir ist übel – vorhin musste ich mich sogar übergeben – und mein Herz pocht wie wild. Gedanken kreisen. Ich mag sie nicht denken. Ich will sie wegscheuchen. Sie drehen sich um meine behinderten Junioren, um deren Endlichkeit und um die Trauer der hinterbliebenen Eltern.  

Erst vor kurzer Zeit hat sich der nichtbehinderte (?) Sohn – er war schizophren – der Nachbarin aus dem Fenster gestürzt. Bei ihr habe ich hautnah mitbekommen, welche Qual es ist, ein Kind zu verlieren. Wie ist das erst bei einem Kind, das Zeit seines Lebens auf Hilfe angewiesen war? Ich möchte diesen Gedanken verdrängen. Ganz weit von mir schieben. Mein Körper signalisiert mir allerdings, dass mich das Thema mehr beschäftigt, als mir lieb ist.

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ☀️ ❤️ Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

6 Gedanken zu „weiche Knie“

  1. Josefine sagt:

    Oh mein Gott – das ist nicht angenehm.
    Aber vielleicht hilft es dir doch in dem du solche Gedanken nicht immer von dir schiebst und dir klar machst das jedes Leben endlich ist.
    Ist sicherlich nicht leicht – aber so habe ich meine Panikattacken ein wenig besser in den Griff bekommen.

    1. piri sagt:

      Genau das ist es, was mir diesen Stress bereitet. Ich denke viel zu viel – besser wäre es, nur zu sein!

      1. Georg Rode sagt:

        Der Stern steht diesmal nicht für gefallen, sondern für das Nachempfinden deiner Ängste. Niemand sollte seine Kinder vor dem eigenen Tod verlieren. Und trotzdem passiert es und man ist machtlos. Nun ist es in dein Bewusstsein eingebrochen und du musst damit leben. Ich kann mir vorstellen, dass Leben dann bewusster gelebt werden und jeder Tag in Dankbarkeit verbracht wird.

  2. dergl sagt:

    Das ist hart. Auch wenn ich das jetzt natürlich nicht genau nachvollziehen kann und mir das auch nicht anmaßen wollen würde, weil ich die Elternperspektive nicht aus Erfahrung kenne. Ich kann es aber irgendwie nachvollziehen, weil mir durch aus die eine oder andere Person aus dem Bekanntenkreis noch jünger als ich es bin (und manchmal schwerer behindert oder von außen her „leichter“ behindert, aber mit von außen nicht sichtbaren Komorbiditäten) weggestorben ist.

    Das, was du von der Nachbarin erzählst kennen wir in meiner Familie mit jemandem (allerdings anderes Krankheitsbild).

  3. momfilou sagt:

    Mir fehlen die Worte, zu schreiben, was ich fühle!
    Du weißt von meinem toten Sohn…

  4. christineb sagt:

    ja, ich verstehe dich zu 100%.
    um erkrankte oder behinderte menschen macht man sich natürlich besonders große sorgen, aber sicher sind wir alle nicht,
    wie viele menschen, auch junge, stiegen schon gesund ins auto, kletterten gesund auf einen berg…. und kamen nicht mehr wieder heim.
    weite autofahrten meiner kinder bereiten mir immer sorgen, das ist wohl bei vielen so, wenn man gerade wieder mal von verunglückten, jungen menschen gehört hat. dann kommt die angst um die eigenen.

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