Tick, tick, tick – ich sitze auf dem Klo und warte. Auf was? Ich warte einfach, sonst nichts. Es ist Sonntagmorgen kurz nach sieben. Die Uhr tickt. Ab und zu gucke ich in den Spiegel. Ich stehe auf, ziehe mich an und gucke in den Spiegel. Die Uhr hat ganz schön getickt – und lange schon. Meine Falten bekomme ich nicht mehr durch Schlaf glattgebügelt, wie noch vor 10 Jahren. Tick, tick, tick – ich sitze vorm PC und schaue mir meine Hände an. Nicht mehr taufrisch, sehr trocken die Haut und die Nagelsäume zum Teil eingerissen. Viel zu nervös, viel zu viel knibbele ich an den kleinen Häutchen herum – hab ich schon immer getan, auch als Kind schon. Als Kind habe ich auch die Nägel abgekaut, das tu ich schon lange nicht mehr, aber richtig schön gepflegte Hände, glatt und ohne noch so kleine Wunden, hatte ich nie. Es tut weh, wenn die Haut einreißt. Aber vielleicht will ich genau das, dass ich spüre, dass ich lebe. Tick, tick, tick – meine Uhr, es ist die gute teure von MamS, die mit dem Selbstaufzug und dem feinen leisen ticken, das man nur hören kann, wenn man das Chronometer direkt ans Ohr hält. Diese Uhr ist erbarmungslos und zeigt mir meine Zeit an, denn inzwischen ist es so weit, dass ich Carsten wecken muss, wir wollen in die Kirche und der Kerle muss vorher noch baden.
Tick, tick, tick – eine Momentaufnahme, mehr nicht! Habt einen guten Sonntag!
derbaum says:
so geht mir das auch – meine unerbittliche uhr ist eine büffet-uhr von 1939. die haben meine grosseltern zur hochzeit bekommen und mir vererbt. sie schlägt sogar die stunden!
euch einen guten kirchgang – ich war heute schon. zumindest virtuell.
Christel says:
Ich kenne das: diese fortschreitende Zeit wie du geschrieben hast tick tick tick = immer weiter, weiter, weiter..
Bei mir ist es eine Uhr die ursprünglich auf einem Kamin stand als ich verheiratet war -damals bekamen mein ehemaliger Mann und ich diese Uhr von meinen Eltern geschenkt mit einer Karte „Möge Euch diese Uhr viele glückliche Stunden schlagen“ stand dabei.
Seit vielen Jahren tickt diese Uhr für mich allein – sie steht jetzt auf einer Fensterbank umrahmt von Blumen.
Reiner says:
Die Stunden und Minuten sind ein Konstrukt, eine Krücke, damit wir nicht verrückt werden, in dem kurzen Abschnitt Ewigkeit, den wir haben.
Liebe Grüße & einen guten Sonntag euch!