Kuddelmuddel

wie ist das eigentlich mit gar nicht?

Gelernt habe ich: gar nicht, wird gar nie zusammengeschrieben!  Ich gebrauche das sowieso selten, weil es Garnichts bei mir nicht gibt. Es ist schon verrückt, das eine Wort wird auseinandergeschrieben und wenn ich es zusammenschreibe, kreidet es mir die Rechtschreibkorrektur von WortPress nicht an und beim Substantiv zeigt es einen Fehler. Versteh einer die Welt!

Die Welt – hat nicht jede*r seine/ihre andere? Aber ich sehe, dass nicht nur meine aus den Fugen geraten ist. Der Frühling ist da, wir sitzen  mit älteren Helfern auf der Terrasse – ein vorgezogener Osterkaffeenachmittag. Es wird nicht über den Krieg gesprochen und gar nicht über Corona. Sie sitzen im Sonnenschein, essen Kuchen und reden. Die Junioren sitzen dabei und hören zu. Sie reden übers Wetter, ihre Krankheiten, darüber, dass es schön ist, endlich wieder draußen sein zu können und wann und wie oft sie zum Arzt gehen. Ich bin froh, Gastgeberin zu sein – so kann ich mich nicht richtig am Gespräch beteiligen. Die Menschen am Tisch sind zufrieden. Denen geht’s gut. Das freut mich. Auch der Kerle ist glücklich, zwar müde, aber er hält sich tapfer auf dem Rollstuhl. Das Töchting strahlt den älteren Mann an, beim MenschÄrgereDichNicht-Spiel gewinnt sie haushoch.

Mir geht’s gar nicht mal so schlecht… 

Kuddelmuddel

Bitte, höre mir zu!

Das ist Schulungsmaterial vom San Francisco Police Department – woher ich das habe, weiß ich nicht mehr. Es liegt schon eine Weile in meinem Word-Ordner.

Bitte, höre mir zu!

Wenn ich dich darum bitte, mir zuzuhören
Und du dich aber bemühst, mir Ratschläge zu erteilen,
dann hast du weder verstanden, worum ich dich gebeten habe,
noch was ich brauche.

Wenn ich dich darum bitte, mir zuzuhören
Und du dich aber bemühst, mir zu erklären,
ich dürfte nicht so fühlen,
dann trittst du auf meinen Gefühlen herum.

Wenn ich dich darum bitte, mir zuzuhören
Und du dich aber bemühst, meine Probleme zu lösen,
dann hast du mich nicht verstanden
und bist weit weg von mir.

Bitte, höre mir doch zu.
Alles, worum ich dich bitte ist,
erzähle mir jetzt nichts und tue auch nichts,
höre mir einfach nur zu!

Ratschläge sind billig zu haben
Horoskope und Ratgeber gibt es am Zeitungsstand.
Ich kann sie mir kaufen,
denn ich bin nicht hilflos,
ich bin vielleicht entmutigt und
es fehlt mir an Klarheit,
aber hilflos bin ich nicht!

Wenn du aber etwas für mich tust,
was ich selbst für mich tun kann
Und auch tun muss,
dann trägst du dazu bei,
dass ich ängstlich und schwach erscheine.

Wenn du es aber einfach als schlichte Tatsache akzeptierst,
dass ich so fühle, wie ich fühle,
egal wie irrational es dir auch erscheinen mag,
dann kann ich aufhören, an dich zu appellieren,
und kann beginnen zu verstehen, was geschehen ist.

Wenn du das verstanden hast,
dann kann ich besser verstehen, was geschah,
und dann werden sich Antworten einstellen.

Vielleicht hilft deshalb manchen Menschen das Gebet,
weil Gott schweigt und keine Ratschläge gibt.
Weil er geduldig darauf warten kann, dass wir selbst Antworten finden.

Also, bitte höre mir zu.
Und wenn du dann sprechen willst,
dann verspreche ich, dir zuzuhören.