Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

zwei drei vier Leser*innen

… eventuell ein paar mehr – denen, so wünschte ich mir, möchte ich ein neues Passwort schicken. Leser*innen, die nicht Honig ums Maul schmieren, aber respektvoll kommentieren. Kein Mitleid, keine Vorverurteilungen. Meine psychische Gesundheit ist angeschlagener als erwartet, viel komplexer verstrickt im Dickicht der Familie. 

Ich wünsche mir Gespräche auf Augenhöhe ohne Vorverurteilungen – kein: das habe ich so gemacht, oder: du schaffst das, keine liebe piri, wenn ich es nicht bin. Ich wünsche mir Brainstorming und Lösungen für die Junioren und mich. Möchte aus diesem Elfenbeinturmgefängnis raus, Möchte, dass Carsten und Wiebke nicht auch noch aus ihrem Umfeld entwurzelt werden – und sei es nur auf Zeit. Wie sag ich ihnen, dass ich für Wochen weggehe? Wie organisiere ich – ich kann es gar nicht alleine – die Trennung?

Öffentlich geht das nicht und mit Menschen, die ach so wohlwollend sind und aufbauende Kommentare schreiben, fällt es mir schwer. Vorn Kopf stoßen mag ich auch niemanden. Mir schweben da einige Menschen im Kopf herum.Vielleicht mit ähnlichen Erfahrungen – keine Dauerliker und da könnte ich mich täuschen, wenn sie denn nun mal den Mund aufmachen würden.

Ich bin schwer krank und will gesunden! Nur nicht auf dem Präsentierteller und zur boulevardflanierenden Musik mit kleinen Sternchen und Cocktailglas in der einen Hand.

Noch gilt das bekannte Passwort.

Familie, Gedanken

Murmellichtspiele

Behandle die Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können. | Johann Wolfgang von Goethe

Guten Morgen, ich hoffe sehr, dass bald diese Achterbahnwoche vorbei ist. Vom Himmelhochjauchzend bis ins tiefste Jammertal der erbärmlichen Brustwirbelschmerzen. Dazu kommt, dass mir ein Medikament abgesetzt und ein neues angesetzt, dies mir aber nicht erklärt wurde. Die Erfahrungsberichte im Internet haben mir Panik bereitet – ich bin sowieso schon müde und Nebenwirkungen sind Müdigkeit und das Bedienen von Maschinen wäre auch beeinträchtigt. Gut, ich bediene keine Maschinen, aber ich muss und will meine Junioren ver- und umsorgen. 

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So nett die Menschen sind, so unwissend lassen sie einen dann stehen. Mit mir nicht! Ich bin kein Lemming und renne einfach hinterher, ich hinterfrage. Mag sein – wahrscheinlich ist das wirklich so – dass ich, wenn ich nicht ausreichend informiert werde, mir viel zu viel Infos hole, die möglicherweise auch noch widersprüchlich sind und mich obendrein verwirren. Dann kann es nämlich passieren, dass ich komplett zumache und die Achterbahn zur Geisterbahn wird. 

Ich habe Gesprächsbedarf und wenn der Mann gleich kommt, muss und will ich wissen und reden…

Gedanken

und wenn dich

…ein fremde junge Frau liest, wie ein offenes Buch und sie nicht einmal Psychologie studiert hat, dann bin ich doch sehr beeindruckt von ihr. Wenn sie dann noch eine sehr fähige Physiotherapeutin ist und auf Anhieb meine Schwachstellen im Schulterbereich findet – nur nach einem 10minütigen Eingangsgespräch, so fühle ich mich bei ihr in sehr guten Händen wissend. Leider ist sie jetzt 14 Tage im Urlaub und ich weiß nicht, was mich beim nächsten Mal in der Physiotherapie erwartet!

Unser Wochenende war erlebnisreich und randvoll angefüllt. Samstags waren wir bei behinderten Freunden und haben ein sehr kurzweiliges Theaterstück über das Neinhorn angeguckt. Der Kerle hat lebhaft mitgespielt, obwohl er gar nicht auf der Bühne stand.

Sonntag gab es großes Blasorchester im Nachbardorf, wo fast jeder – so scheint es mir – im Musikverein Mitglied ist. Vom Viertklässler bis zum Rentner spielen die Leute Trompete, Posaune, Querflöte, Oboe und alle Arten von Blasinstrumente und es war ein wunderbares Vergnügen ihnen zuzuhören. Bei beiden Veranstaltungen habe ist festgestellt, dass wir gar nicht so isoliert sind, wie ich immer denke.

Am Montag war hier herrlichstes Wetter und da meine Kräuterecke völlig verkrautet ist, wollte ich mir eine Kräuterschnecke basteln. Es ist ein großer Topf geworden für die grünen Gewürze der Küche und steht jetzt auf der Terrasse am Küchenausgang.

Heute Nacht war‘s mal wieder nicht meine, aber das Hirnforscherbuch hat mich obendrein zusätzlich wachgehalten und der Fall einen kleinen Mädchen, das trotz ausreichender Nahrung nicht wachsen und zunehmen konnte, hat mich nachdenklich, traurig an meinen Kerle erinnert. Zum Glück für Carsten hat sie ein Schicksal, das mit Verwahrlosung begann, aber in Liebe – wenn auch nicht vollständig – aufgefangen werden konnte. Das Buch ist harter Tobak. Mich heilt es – so komisch und verrückt es sich anhört!

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Mein Weg ist steinig, ich habe das Gefühl barfuß zu gehen, manchmal ist es Eis und manchmal brüllend heiß, dann laufe ich über Wiese mit Brennnesseln oder Gänseblümchen, durch einen plätschernden Bach, über eine Brücke aus Stein oder eine schwankende Sisalhängebrücke. Manchmal fühle ich mich sehr alleingelassen, aber im Hintergrund ist immer jemand der/die mich auffängt!