Schlagwort: Asperger Autismus

mach was

Alleine kann ich mit den Junioren, gerade jetzt im Winter, nicht spazieren gehen. Aber auch mein Hilferuf deswegen verpufft genauso wie die allgemeine Suchanfrage – hier und auf WhatsApp. Stattdessen bekomme ich gesagt: „Mach was! Kümmere dich!“ Ich weiß nicht, was ich noch machen soll?

Bin ich so ein Biest, wenn ich nicht alles hinnehme, wenn ich keine Ratschläge möchte, dafür lieber Hilfe und Verständnis und eine möglichst rasche Auffassungsgabe, damit ich nicht alles fünf oder sechsmal erklären muss, wie die Junioren behandelt – das ist nicht das richtige Wort, denn behandelt werden brauchen sie gar nicht, sie sollen nur so genommen werden, wie sie sind, mit allen Macken. Sie haben nicht umsonst den Behindertenstatus! – also ich möchte nicht immer und immer wieder um Verständnis um unsere Situation werben. Es wird sie doch geben, die Menschen, die zu uns passen! Ich bin bereit Kompromisse zu machen, aber aufgeben mag ich mich nicht. Ich möchte nicht nur Sprüche hören. Ich wünschte mir, dass jemand auch was tut!

P.S.: das schreibe ich mit Tränen in den Augen.

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07:46Uhr – Nachtrag: Wisst ihr, was mich traurig macht? Wir sind da kein Einzelfall, es geht so vielen anderen Familien mit behinderten Angehörigen ähnlich oder genau so!

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Noch ein Nachtrag um 10:51Uhr und ein verzagtes Ende: Was erwarte ich eigentlich vom Blog? Auch hier ein bisschen Verständnis und ab und zu etwas Resonanz – aber wahrscheinlich überfordere ich damit die meisten Leser*innen. Aber so ist nun mal meine Realität.

Du Mama

Nachdem wir ein StarWars-Raumschiff zusammengebaut und eine Geschichte zum drölfundachzigsten Mal vorgelesen haben, der Kerle sich geweigert hat zu essen und das Töchting wieder einmal kaum aus ihrer Kemenate herausgekommen ist – nachdem und noch viel mehr seltsamen Dingen, fragt der Kerle: „Du Mama, warum sind eigentlich komische Menschen nur mit komischen Menschen befreundet? Es wäre doch gut, wenn wenigsten einige normal wären.“ „Wenigstens (mit akzentuierter Betonung)“, so sagt das Töchting, „sind wir wieder fast gesund.“

Draußen regnet es, aber die Feuerwehr ist noch nicht ausgerückt. Der Fluss hat Hochwasser, ich verziehe mich für eine halbe Stunde in die Badewanne und werde in Ruhe gelassen. Kaum bin ich wieder präsent, bekomme ich von zwei Seiten was auf die Ohren. Und ganz nebenbei geschieht eine Menge unverblogbares…

Phänomen

Die Junioren sind ein Phänomen, sie können – besonders der Kerle – stundenlang über ein und dasselbe Thema reden und damit nerven ohne Ende! Er quatscht über Bahnlinien, darüber wo er hinfahren möchte, wo er schon mal war, mit welcher Bahn er reisen will, dass wir das unbedingt mal machen müssen, dass es sehr weit ist… Alles mit einer Ausdauer, die mir gehörig auf den Geist geht!

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aufregend

Ich fühle mich im Stich gelassen! Das Bundesteilhabegesetz ist für mich ein böhmisches Dorf. Ich habe kein Jurastudium und bin obendrein, was Behördenbriefe angeht immer schon ängstlich und überfordert gewesen. Es gibt auch niemanden, dem ich mich anvertrauen kann, weil die wenigen Menschen in meinem Umfeld ebenfalls mit dererlei überfordert sind. Die Abrechnung des Persönlichen Budgets steht an und die zuständige Behörde hat mir einige meiner eingereichten Unterlagen nicht genehmigt. Es sind Rechnungen einer Behindertenhilfsorganisation. Dazu gehört, dass Die Band nicht bezahlt wird weil es ja ein Privatvergnügen und eine Behindertenbespaßung ist. Ebenso sind die Freizeiten schon vor längerer Zeit radikal gestrichen worden und Ausflüge an denen behinderte Menschen am sogenannten normalen Leben teilhaben können, aber nicht mit gleichaltrigen nichtbehinderten Menschen zusammen, fallen laut Sozialamt auch nicht unter Teilhabe.  Das ist noch nicht einmal Integration. Ganz zu schweigen davon, dass es Inklusion ist. Das ist meiner Meinung nach Ausgrenzung und wir bewegen uns zurück ins tiefste Mittelalter.

Händeringend suche ich seit Jahren Helfer*innen. Seit Jahren werden sie weniger, nicht nur für mich. auch soziale Institutionen suchen immer wieder Helfer*innen. Es werden Erzieher*innen gesucht, Kranken-, Altenpfleger*innen, inzwischen auch Ärzte etc. pp. Die Sachbearbeiterin, mit der ich gesprochen habe, hat mir gesagt, wenn ich das nicht mehr leisten kann, müsste ich meine Junioren in ein Heim geben. Und dann? Drei s? Still, satt, sauber! Obwohl sauber, das möchte ich bezweifeln. Denn es gibt genügend Berichte, in denen aufgezeigt wird, das behinderte oder alte Menschen stundenlang in ihrer Scheiße liegen müssen, weil niemand da ist, der ihnen den Arsch abputzen kann. 

Ich bin nicht (mehr) politisch tätig und meine Kraft reicht auch nicht für ein politischen Engagement, aber diese Missstände sind eine humanitäre Bankrotterklärung. Menschen bleiben auf der Strecke, ganze Familien gehen vor die Hunde – Entlastung ist das nicht!

14:21 Uhr – wenn jetzt gleich die Junioren heimkommen sollte ich emotional wieder stabil sein. Aber ich habe ja noch andere Baustellen. Die Erbschaft meiner Eltern zum Beispiel und meine eigenen sozialen Probleme wegen dem Asperger-Syndrom.  Ich bebe nicht nur innerlich …

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