Gedanken

Türen

Türen werden nicht nur zugeschlagen, es gehen auch Türen auf – nur macht das weniger Lärm. | Hans Derendinger

Jetzt habe ich ein Zitat und der Text dazu fällt mir schwer! Endorphine schießen ein und dennoch habe ich das Gefühl eine Dampflok hat mich überrollt.

Sorry, dass das so kryptisch klingt – ich muss erst selbst sortieren.

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19:26 Uhr  – Entschuldigt, wenn ich jetzt vorgreife und erzähle dann gefährde ich womöglich meine Chancen. (Sagt man das überhaupt so?) Wieder einmal müssen schwierige logistische Probleme gelöst werden, die auch mit den Junioren zusammenhängen. Drück mir die Daumen, auch wenn ihr nicht wisst worum es geht. Wenn’s klappt, bin ich 10 Schritte weiter und möglicherweise bekomme ich endlich die, von mir so sehnlich erhoffte Autismus-Diagnose.

19:39 Uhr – P.S.: Manchmal (nein sehr oft) zahlt es sich aus, nicht immer alles so hinzunehmen. Etwas zu hinterfragen macht nicht nur Sinn, sondern bringt einen auch weiter. 

 

 

Behinderung, Gedanken

von Scham, Dreck und nicht putzen können

Innere kleine Kampfansage! Und dranbleiben, auch wenn ich immer mal wieder scheitere. Das alles ist nicht einfach.

Schon eine ganze Weile schleiche ich um diesen Beitrag herum – ich könnte ja den Staubsauger nehmen und endlich mal das Staubwolkengebilde in meinem Schlafzimmer beseitigen. Ich habe es versucht! So schwer ist das doch nicht, werdet ihr denken – doch, denn woanders, auf dem sogenannten Markplatz, sprich, im eigentlichen Wohnbereich ist auch KlarSchiff zu machen und das geht vor. 

Scham ist dabei. Was denken die wenigen Menschen, die zu uns kommen? Vordergründig ist aufgeräumt, alles hat seinen Platz und ästhetisch sieht es auch gut aus. Meinen Ansprüchen genügt es dennoch nicht. Ich sehe den Staub unter der Heizung und mache die Schubladen auf, entdecke dort das Kuddelmuddel und sehe mich! Äußerlich tipptopp und innen drin ein unsortierter Haufen Angst. 

In der Tagesklinik, so denke ich, sehen sie mich nicht als ganzen Menschen, sehen nur die vermeintliche Depression und Angst, sehen nicht – können es vielleicht auch nicht, weil sie gar nicht daran dachten, dass ich im Autismus-Spektrum sein könnte – meinen Wunsch nach endlich einer Diagnose zu eben diesem Spektrum zugehörig zu sein. Natürlich ist die Zukunftsangst riesig und ich fühle mich dort (bedingt) wohl, aber was ist, wenn ich nach der Zeit wieder in den normalen Alltag rutsche und nichts hat sich an den Rahmenbedingungen geändert? 

Da hilft mir ab Mittwoch vielleicht eine Haushaltshilfe das äußerliche Chaos zu ordnen. Aber will ich wirklich, dass eine wildfremde Frau in meinen intimsten Räumen putzt? Was sieht sie, was sie nicht sehen soll? Was denkt sie von mir? Andere Menschen stören mich im privaten Raum. Es macht mir Stress. Kann ich das aushalten? Ein großer Konflikt und ich weiß keine Lösung, außer, dass ich mich einlassen muss!

Gedanken, Musik

vergessen dürfen

Lethe, die griechische Göttin des Vergessens, ist wandelbar und wandelt. Sie liegt als Fluss zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten. Wer stirbt, trinkt aus ihr und vergisst alles; wer geboren wird, trinkt aus ihr und vergisst alles. Aber Lethe ist nicht immer ein Fluss, und wir müssen nicht unbedingt aus ihr trinken, um gewisse Dinge zu vergessen.

Manchmal verwandelt sich Lethe in Zeit. Dann vergessen wir nach zwei Tagen, dass wir Schmerzen hatten, nach vier Monaten, wie es sich mit kahlen Bäumen lebte, nach drei Jahren, wie ein Kuss geschmeckt hat. In den Nächten spült Lethe durch die Labyrinthe unserer Träume. Dann wäscht sie Bilder und Menschen und Orte von den Wänden unserer Erinnerung und fügt sie zu neuen Geschichten und Formen zusammen, die wir morgens noch wissen manchmal.

Manchmal, wenn die Zeit gekommen ist, legt uns Lethe von hinten eine Hand auf die Schulter und entstreift uns die Erinnerung, dass wir verletzt worden sind. Wir können uns verlieben dank dieser Hand.

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Mit meinen Themen – dabei bin ich immer noch dieselbe – ändert sich die Leser*innenschaft. Mit diesem Text möchte ich an alte Zeiten anknüpfen. Kann aber nicht versprechen, dass es so poetisch bleibt. Ist doch meine momentane Situation extrem komplex und angstbeladen…