Behinderung, Gedanken

schon wieder

Schon wieder schleiche ich, seitdem die Junioren aus dem Haus sind, um einen Beitrag herum. Ich schreibe, ich lösche, schreibe neu und zensiere mich selbst, weil ich nicht schon wieder über Angst schreiben will, weil ich denke, es langweilt euch, beziehungsweise ihr könnt es nicht mehr hören.

Manche meiner Ängste (Sorgen) sind sehr konkret. Die körperlichen Einschränkungen meiner Junioren zum Beispiel. Da sind die stark geschwollenen Beine des Töchtings, sie sitzt den ganzen Tag auf dem Rollstuhl, die Venenpumpe funktioniert wegen der Spastik nicht und ihre Beine und Füße tun ihr höllisch weh. Stützstümpfe in der Größe gibt es nicht, noch nicht einmal maßgefertigt. Da ist der Kerle, der zwar eine PEG-Sonde hat, aber dennoch stark untergewichtig ist. Dass Beide sehr schlecht trinken habe ich schon oft genug erzählt. Es sind keine neuen Sorgen, aber auch permanente Sorgen können enorme Angst machen.

Jetzt habe ich schon wieder ganze Abschnitte gelöscht, weil ich entweder zu emotional oder zu rational geschrieben habe – beides wird meinem wahren Zustand nicht gerecht.

Dazu kommt, dass Angst auch ein Autismus-Ding ist, ein Selbstwert-Ding, eins, dass man sich infrage stellt und doch nicht selbst so wichtig nehmen soll. Jedenfalls mein Ding. Aber die Erfahrungen in der letzten Zeit – die mit der Psycho-Reha (die meiner Meinung nach gehörig schief gelaufen ist) und die mit den fehlenden, bzw falschen Helfer*innen – tragen auch nicht gerade dazu bei, dass Ängste abgebaut werden können.

Zusätzlich treibt mich auch die allgemeine politische Situation um. Die Kriege, die Erderwärmung etc pp.

Veröffentlicht von piri

Ich bin ganz schön viel und ganz schön wenig, ich bin Mutter, Hausfrau und Dichterin in allen Lebenslagen. Im Autismus-Spektrum bin ich obendrein. In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ❤️ | ✨ Kommentare sind herzlich willkommen.

8 Gedanken zu „schon wieder“

  1. Izzy sagt:

    Liebe Piri,

    bitte zensiere dich nicht. Nicht für uns. Nicht für den Algorithmus. Und schon gar nicht aus Angst, dass sich jemand langweilen könnte.
    Angst ist nicht langweilig. Sie ist zäh. Sie ist alltäglich. Sie ist Teil des Lebens – und das, was du schilderst, ist alles andere als belanglos.

    Deine Worte zeigen, wie viel du trägst. Wie sehr du versuchst, für alle stark zu sein – auch wenn das eigene Fundament manchmal bröckelt. Ich finde es wichtig, dass du über genau das sprichst: über die Wiederholungen, die Erschöpfung, die Mischung aus konkreter Sorge und innerer Unruhe. Gerade weil sich so vieles davon nicht „löst“, sondern mitgetragen werden muss, Tag für Tag.

    Aber vielleicht sind Worte manchmal genau das, was bleibt – und was verbindet.

    Ich lese dich.
    Und ich halte deine Wiederholungen aus. Nicht, weil ich muss. Sondern weil sie ehrlich sind.

    1. Gerel Calow-Demerath sagt:

      Ich finde, Izzy hat recht!
      Grüße von Gerel

      1. Gudrun sagt:

        Das finde ich auch.
        Liebe Grüße, Gudrun

  2. Trude sagt:

    Ich kann mich da nur anschließen.

  3. Margrit sagt:

    Ich bin kein ängstlicher Typ. Aber die permanenten und zermürbenden Sorgen wegen der körperlichen Leiden der Junioren kann ich so gut nachvollziehen. Kenne ich. Und immer die Angst, etwas zu übersehen, nicht richtig zu reagieren, der Verantwortung nicht gerecht zu werden.

    Die Ängste wegen des Zustands der Welt plagen uns wohl alle.

  4. Anne Seltmann sagt:

    Hallo liebe piri!

    Es ist DEIN Blog, DEIN Tagebuch und du selbst sagts ja auch immer, dass du schreibst was DU willst.
    Ich kann mich meinen Vorschreiberinnen (was für ein doofes Wort) nur anschließen…DU langweilst nicht!!! :heart:

    Angst zu haben ist kein persönliches Versagen. Es ist kein Drama, wenn Du vor der Außenwelt einen Schritt zurücktrittst. Es ist Selbstschutz. Es ist Fürsorge. Es ist der Versuch, Dein Nervensystem nicht jeden Tag durch ein Brennglas zu schicken.

    :yes:

    Liebe Grüße

    Anne

  5. Stephanie Jaeckel sagt:

    Ich würde auch sagen, immer wieder neu schreiben bringt – moment…. hmmm. Also, wenn ich los schreibe, merke ich beim Schreiben eigentlich erst, was mir durch den Kopf geht. Ich mache das gerne im Blog, weil ich davon ausgehe, dass das hier akzeptiert ist. Ein Blog ist keine Buchveröffentlichung. Ich kann also auch mal in die Irre gehen. Und, ja, eben, wer sich langweilt, liest einfach nicht weiter. Ist ja auch nicht schlimm.

    Manchmal sind die neuen Anläufe natürlich auch Versuche, das noch unvollständig Gedachte in eine Form zu bringen. Dagegen ist grundsätzlich auch gar nichts einzuwenden. Wenn es aber nur dazu führt, sich selbst immer weiter fertig zu machen, ist es eine Praxis, die man aufgeben sollte.

    Vielleicht findest Du auch eine Form für neue Anläufe oder widersprüchliche Gedanken.

    Denn ich denke, so ein Blog ist ja auch ein Raum, sich mit anderen zu entwickeln.

    1. piri sagt:

      Jetzt müsste ich eigentlich antworten, wenn ich denn genau verstanden hätte, was du mir sagen wolltest. Sind meine Gedanken nicht widersprüchlich genug? Ja, ich gebe dir recht, Entwicklung sieht man (im Moment) kaum – allein komme ich aus dieser Misere nämlich nicht raus, da hilft auch das beste Blog nicht.

      Danke für deinen Kommentar, ich weiß ihn sehr zu schätzen, denn er hat mich zum Nachdenken angeregt. Zum Schluss ein Appell: Helft mir beim entwickeln!

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