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immer weiter

Immer weiter geht sie auseinander – die Schere der Gemeinsamkeiten mit den gleichaltrigen Frauen!

Tut mir leid, wenn das jetzt ein Jammerbeitrag wird, aber dies Gefühl ist, wenn auch kein schönes, in mir drin und nagt!

Ich bin neidisch! Das gebe ich offen zu, aber es fällt mir nicht leicht. Ich hätte auch sehr gerne Enkelkinder und ein bisschen so was, wie Normalität. Natürlich weiß ich auch, dass manch andere Frauen in meinem Alter auch keine Enkelkinder haben und ich vermute, meine Schwester hätte ebenfalls gerne welche. Aber im Gegenteil zu anderen Frauen, deren Kinder keine Kinder haben wollen und die ihren Kindern dies vorhalten und übel nehmen könnten, kann ich meinen Kindern keinen Vorwurf machen. Stattdessen habe ich immer noch Kinderbücher aufzuräumen, Geschichten vorzulesen, Essen kleinzumatschen, Windeln zu wechseln und nassgepinkelte Betten zu waschen. Versteht mich nicht falsch – das alles mache ich gerne. Trotzdem oder gerade deswegen geht die Schere immer weiter auseinander. Weil ich, wenn andere Frauen inzwischen mehr Zeit haben, immer noch keine habe und ewig und ewig in der immergleichen Zeitschlaufe hängenbleibe. Das hört sich ein Außenstehender ein paarmal an, aber irgendwann wird es ihm oder ihr zu viel und bei aller Liebe zieht er oder sie sich zurück – eben deswegen, weil nicht viel Neues kommt und das Immergleiche doch manchmal recht eintönig ist.

Enkelkinder sind da etwas Wunderbares. Einerseits wiederholt sich die Geschichte. Andererseits ist es eine komplett neue und als Großeltern kann man den Werdegang eines kleinen Wesens vorbehaltlos genießen. Ich gönne es jedem! Ehrlich! Ich gönne es allen und freue mich auch mit. Nur habe ich manchmal das Gefühl, ich bleibe bei der ganzen Entwicklung auf der Strecke, werde abgehängt wie ein Zugabteil, das aufs Abstellgleis gestellt wird. Einige fahren munter weiter, andere bleiben …

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Ganz schnell dahin geschriebene Kuddelmuddelgedanken! Und bitte, bitte nicht liken!

Trostworte

Heute Morgen habe ich einen wundervollen Text von Peter Høeg gelesen. Ich hoffe, ich darf ihn auch abschreiben und euch zeigen:

Neben dir

Simon schlief bei mir im Bett. Maria auf einer Matratze auf dem Boden. Er legte sie mit großer Sorgfalt hin, obwohl er doch selber noch so klein war. Wenn meine Mutter gute Nacht gesagt und das Licht gelöscht und die Tür geschlossen hatte, setzte er sich zu ihr. Sie hatte eine Stoffpuppe, die sie immer bei sich hatte, er sprach mit der Puppe und zog Marias Decke zurecht, und immer sagte er zuletzt: „Ich liege genau neben dir!“Dann legte er sich zu mir, und wir unterhielten uns im Dunkeln. Irgendwann wurden die Pausen zwischen seinen geflüsterten Worten länger, und dann kam der Augenblick, immer beim Ausatmen, in dem er in den Schlaf hinüberglitt. Dann lag ich im Dunkeln und hatte das Gefühl, auf ihn aufpassen zu müssen. Als wäre er mein kleiner Bruder. Er passte auf Maria auf. Maria passte auf ihre Puppe auf. Ich versuchte, auf ihn aufzupassen. Meine Eltern versuchten, auf mich aufzupassen. Seine Mutter tat es auch. Und die Nachbarn. So ist diese Welt auch. Sie ist nicht nur Krieg und Gier und Ausrottung der Arten. Sie besteht auch aus Ketten von Menschen, die aufeinander aufpassen.

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Aufpassen – ja, ich passe auch auf. Auf meine Junioren zuallererst. Aber ich vergesse dabei nicht – so hoffe ich doch inständig, dass ich andere Menschen nicht aus dem Auge verliere und hoffe andersherum, dass auch ich nicht vergessen werde. Und so sind wir schon wieder bei meinem Hauptthema, das sich, wie ein roter Faden, durch mein Leben zieht. Meine Oma lebt schon lange nicht mehr, die mich – bildlich genommen – zugedeckt und die mich behütet hat. Es wird Zeit, dass ich das langsam selbst übernehme. Alt genug bin ich inzwischen!

Out off

Ich mache mir Sorgen. Diesmal nicht um meine Junioren oder um mich oder jemanden aus meiner Familie. Meine weit entfernte Freundin schickte mir vor ca. 14 Tagen eine WhatsApp-Nachricht aus dem Krankenhaus.  Es ginge ihr beschissen, schrieb sie. Gute Besserung habe ich gewünscht und nachgefragt, was denn wäre. Hoffentlich kein Covid-19 schrieb ich. Nein, das nicht! Ich habe noch mal gefragt, obwohl ich ahnte, was ist: „Ich habe schließlich Krebs!“ Das war von vor über mehr als zehn Tagen ihre sehr kurze Antwort. Ein bisschen abgeschreckt, habe ich nicht geantwortet und wollte auch nicht insistieren. Einige Zeit später habe ich ein kleines Aufmunterungsbild geschickt und geschrieben, dass ich an sie denke. Diese Nachricht ist nicht angekommen. Auch die nächste nicht – und jetzt mache ich mir sorgenvolle Gedanken!

Die Nummer ihres Sohnes habe ich nicht!

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