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Fledermäuse kann ich nicht fotografieren

Sie sind einfach zu schnell und zu elegant! Wie sie immer haarscharf am Giebel vorbeifliegen und im Flug die Fliegen fangen. Gestern Abend habe ich frierend auf der Terrasse gesessen und ins Nichts geschaut. Nur die Fledermäuse leisteten mir Gesellschaft. Alles andere war weg. Nur ich und die Nacht. Atmen und sitzen, Stille aushalten und nichts denken – an keinen Wasserschaden, für den ich keine Versicherung habe, an keinen sehr dünnen Kerle, an kein Töchting, das aus Solidarität auch nichts trinkt, an keine Bauchschmerzen, weil ich diese mit Gin betäubt habe. Ruhig, gelassen, halbwegs entspannt habe ich den Fledermäusen hinterher geguckt und nicht einmal versucht, sie zu fotografieren.

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Kniehang

Ich wollte, ich wär‘ eine Fledermaus,
Eine ganz verluschte, verlauste,
Dann hing ich mich früh in ein Warenhaus
Und flederte nachts und mauste,
Daß es Herrn Silberstein grauste.
Denn Meterflaus, Fliedermus, Fledermaus –
(Es geht nicht mehr; mein Verstand läuft aus.)

Joachim Ringelnatz

Bitte, höre mir zu!

Das ist Schulungsmaterial vom San Francisco Police Department – woher ich das habe, weiß ich nicht mehr. Es liegt schon eine Weile in meinem Word-Ordner.

Bitte, höre mir zu!

Wenn ich dich darum bitte, mir zuzuhören
Und du dich aber bemühst, mir Ratschläge zu erteilen,
dann hast du weder verstanden, worum ich dich gebeten habe,
noch was ich brauche.

Wenn ich dich darum bitte, mir zuzuhören
Und du dich aber bemühst, mir zu erklären,
ich dürfte nicht so fühlen,
dann trittst du auf meinen Gefühlen herum.

Wenn ich dich darum bitte, mir zuzuhören
Und du dich aber bemühst, meine Probleme zu lösen,
dann hast du mich nicht verstanden
und bist weit weg von mir.

Bitte, höre mir doch zu.
Alles, worum ich dich bitte ist,
erzähle mir jetzt nichts und tue auch nichts,
höre mir einfach nur zu!

Ratschläge sind billig zu haben
Horoskope und Ratgeber gibt es am Zeitungsstand.
Ich kann sie mir kaufen,
denn ich bin nicht hilflos,
ich bin vielleicht entmutigt und
es fehlt mir an Klarheit,
aber hilflos bin ich nicht!

Wenn du aber etwas für mich tust,
was ich selbst für mich tun kann
Und auch tun muss,
dann trägst du dazu bei,
dass ich ängstlich und schwach erscheine.

Wenn du es aber einfach als schlichte Tatsache akzeptierst,
dass ich so fühle, wie ich fühle,
egal wie irrational es dir auch erscheinen mag,
dann kann ich aufhören, an dich zu appellieren,
und kann beginnen zu verstehen, was geschehen ist.

Wenn du das verstanden hast,
dann kann ich besser verstehen, was geschah,
und dann werden sich Antworten einstellen.

Vielleicht hilft deshalb manchen Menschen das Gebet,
weil Gott schweigt und keine Ratschläge gibt.
Weil er geduldig darauf warten kann, dass wir selbst Antworten finden.

Also, bitte höre mir zu.
Und wenn du dann sprechen willst,
dann verspreche ich, dir zuzuhören.

und eine Stippvisite

Sie wollen uns nicht! Alle drei dürfen wir nur in die Notaufnahme. Dort müsste ich mich dann teilen. Mit dem einen Teil dableiben, beim Kerle – mit dem anderen Teil nach Hause fahren, mit dem Töchting. Da hilft kein noch so vieles reden, keine Argumente, noch nicht einmal Tränen. Warten wir die Infusion ab und fahren wieder.

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen. […]
Heinrich Heine

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