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lügen

Wenn ich es gründlich überlege, dann komme ich manchmal dazu mir eingestehen zu müssen, dass ich mir selbst in die Täsch lüge. So sehr möchte ich glauben, dass genug Helfer*innen da sind. Es ist oft jemand da, aber manchmal möchten die Junioren etwas anderes machen – etwas, was nicht in drei Stunden passt. Ins Museum gehen, in ein Museum, das ein bisschen mehr erfordert, als nur Bilder angucken. Einen Ausflug machen, der nicht nur ein Spaziergang ist, der mich ein bisschen herausfordert und die Junioren auch. Immer zum gleichen See – das kann ich mit den Rollstühlen auch alleine. Ich möchte für die Junioren Helfer, die nicht nur Kleinkinderbilderbücher vorlesen und MenschÄrgereDichNicht spielen. Der Kerle braucht einen Mann an seiner Seite, jemanden mit dem er sich reiben kann! Wir brauchen Menschen, die mit uns essen und die Essenssituation aushalten. Wo ich nicht, um des lieben Friedens Willen meine Tochter in ihrem Zimmer essen lasse und dem Sohn zugestehe, mal wieder nichts zu essen.

Kompromisse machen, ist gut und schön. Sich dabei selbst zu verbiegen kontraproduktiv und macht auf die Dauer unglücklich. Doch wo bekomme ich diese Menschen her, die wir dringend brauchen? Zupackende, selbstständig denkende, fragende, emphatische, freundschaftliche, reflektierende, kritische Menschen! Es gibt sie ja – nur eben nicht dann, wenn wir sie brauchen! Bin ich jetzt zu wählerisch und anspruchsvoll?

heute noch ein Gedicht

Magere Kost

Ich lege mich hin,
ich esse nicht und ich schlafe nicht,
ich gebe meinen Blumen
kein Wasser.
Es lohnt nicht den Finger zu heben.
Ich erwarte nichts.

Deine Stimme, die mich umarmt hat,
es ist viele Tage her,
ich habe jeden Tag
ein kleines Stück von ihr gegessen,
ich habe viele Tage
von ihr gelebt.
Bescheiden wie die Tiere der Armen
die am Wegrand
die schütteren Halme zupfen
und denen nichts gestreut wird.

So wenig, so viel
wie die Stimme,
die mich in den Arm nimmt,
musst du mir lassen.
Ich atme nicht
ohne die Stimme.

 Hilde Domin

noch mal Seele

Manchmal schwelge ich in alpenländischer Musik, dann könnte ich stundenlang – wenn mich meine Junioren lassen – nur dasitzen, die Augen schließen und zuhören.

Heute waren wir spazieren. Nicht bummelnd und trödelnd. Nein, richtig flott unterwegs. Es war zwar kälter als gedacht, aber wir waren alle warm angezogen und sogar der Kerle und Töchting haben nicht gefroren. Mit roten Nasen gab es später heißen Kaffee und vorgelesene Geschichten.

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