Geschichte

Die Rolle der Gefühle

Herr Keuner war mit seinem kleinen Sohn auf dem Land. Eines Vormittags traf er ihn in der Ecke des Gartens und weinend. Er erkundigte sich nach dem Grund des Kummers, erfuhr ihn und ging weiter. Als aber bei seiner Rückkehr der Junge immer noch weinte, rief er ihn her und sagte ihm: „Was hat es für einen Sinn zu weinen bei einem solchen Wind, wo man dich überhaupt nicht hört.“ Der Junge stutzte, begriff diese Logik und kehrte, ohne weitere Gefühle zu zeigen, zu seinem Sandhaufen zurück.

Bertolt Brecht

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Was heule ich? Hat es einen Sinn? Ich gehe lieber zu meinem Sandhaufen zurück und tue was – das, was ich kann.

Kuddelmuddel

Beben

Weder ein Gedicht, noch etwas anderes sinnvolles kann ich schreiben, in mir rattert und bebt es gewaltig. Wer guckt hier wem nicht ins Gesicht. Traut sich nicht. Möchte nicht provozieren. Die Luft brennt – und das nicht nur in der Ukraine. Löschfeuer ist knapp. Schnaps für die Soldaten ist genug vorhanden. Milch für die Kinder weniger. Brot wird gebraucht. Aber wer soll es backen, wenn die Bäcker an der Front stehen? Frauen wachsen wieder einmal über sich hinaus. Wenn auch die Beine schlottern. Wem zittern sie nicht? Hoffentlich haben die mächtigen Männern keine unruhigen Hände und bewahren – so Gott will – einen kühlen Kopf. In meinem dreht sich ein Kuddelmuddelgedankenkarussell, das in Endlosschleife seine Runden dreht.

Kuddelmuddel

Akrostichon

K eine Macht den Waffen
R unter vom Panzer
I n die Konzertsäle und auf die Straßen
E in Tänzchen wagen und singen
G egen den Krieg

© petra ulbrich