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kein Wecker klingelt

Alles ruhig, nur der Nachbarhund kläfft. Er hat sich mit seiner dünnen Leine in den Schubkarren der Gartenarbeiter verfangen. Ich habe ihn befreit. Er guckt mich fragend an, als wollte er wissen, warum ausgerechnet da die komischen Ungetüme stehen. Kurz darauf ein Getöse das Tote aufwecken könnte. Der Hund hat sich noch einmal neugierig vorgewagt und das fragile Gebilde zweier Karren umgeworfen. Jetzt hat er sich an einem Ast verfangen. Sein Herrchen motzt und befreit ihn. Mir bleibt das aufräumen.

Carsten hebt den Kopf, knurrt ein wenig unverständliches Zeugs und legt sich nieder. Wiebke zieht sich – als ich in ihr Zimmer guckte – lediglich die dünne Bettdecke über den Kopf und schläft weiter. Zum Glück.

Unser Gartenigel schläft bestimmt auch – wenn er nicht geflüchtet ist. Aber ich habe ihn zum Sonnenaufgang gesehen, ich muss nur drauf achten, dass ich ihm wieder Unterschlupf gewähre und lauschige Ecken schaffe. Einen gewachsenen Garten kann ich ihm leider nicht bieten. Unseren Eichhörnchen geht das alles nichts an – sie haben woanders noch einen Kobel und werden wieder kommen, wenn der Tumult vorbei ist. 

Tiere sind schon toll! Die Junioren hätten so gerne einen Hund. Im Nachbardorf gab es mal eine Frau, die Pudel zu Therapiehunden ausbildete – ob es sie noch gibt? Carsten täte so ein Tier sehr gut. Aber ein ausgebildeter Therapiehund kostet viel Geld, das wir nicht haben und Zeit, die ich zum Gassigehen aufbringen muss, die ich nicht bedingungslos habe. Traurig ist das, denn wenn MamS noch lebte, hätten wir längst einen.

Hätte, wäre, wenn – es ist müßig…

Viel lieber als Sternchen (besser als gar nichts, sind Likes allemal) mag ich echte Kommentare!

 

Etwas

Etwas fängt an und etwas hört auf
So ist nun mal der Lebenslauf.
Gestern ist Vergangenheit
Heut ist Heut, und morgen schon weit
entfernte, längst vergangene Zeit.

Morgen ist Zukunft und doch so nah
Im nächsten Augenblick ist es schon da
Übermorgen? – was mach ich mir Sorgen?
Diese soll sich ein anderer borgen
wir leben jetzt und genießen
die rotweißblaugestreifte Sommerzeit!

© petra ulbrich

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Mein armer Garten! Darin wütet – in geordneten Bahnen – der Bagger. Trotzdem sieht es verherrend aus. Meine Rosen, der große Schneeballbusch, es ist alles der Maschine geopfert worden.

 

Wenn ihr wollt, könnt ihr uns gerne etwas in den imaginären Hut werfen! Wir werden Eis essen gehen und Cocktail trinken …

 

…oder ist es umgekehrt? Erst einatmen und dann ausatmen? Momentan scheint mir das wirklich alles egal zu sein, Hauptsache atmen – irgendwie. Leben, eben!

„Es reicht. Jetzt reichts.“ Das soll ich mir sagen, sagt meine Psychologin. Zuerst soll ich es mir sagen. Zuallererst mir. „Denn Sie machen schon genug! Sie müssen nicht immer mit Volldampf fahren, müssen nicht immer 150% geben, 90% reichen auch!“ Ich glaube es nicht! Kann es nicht glauben – aber ich muss, sonst ist es irgendwann einmal vorbei mit dem Überlegen ein- oder auszuatmen!

Die Junioren sind in die Werkstatt gefahren. Beide! Auch Carsten und er geht gerne, er freut sich auf die Kumpel und seine Arbeitskolleggen. Ja, er freut sich auf die Arbeit – nur aufs Essen dort freut er sich nicht. Er muss dann essen, wenn alle essen und meistens essen alle anderen sehr viel schneller, als er und dann hat er schon keinen Appetit mehr. Wenn dann auch noch Druck von den Betreuern kommt und insistiert wird: „Carsten trink, Carsten iss!“, dann hat er keine Lust. Am besten wäre es, dass er griffbereit kleine Snacks stehen hätte und die er nach seinem Gusto essen könnte, wann er mag und kann. Da sind allerdings die anderen behinderten Mitarbeiter im Weg. Sie essen ihm das Essen weg! Sie sind behindert, sie nehmen, was sie kriegen können. Manche sind eh schon zu dick und sind auf Diät. Da sind kleine Snacks, die griffbereit stehen, ein willkommenes Futter – im wahrsten Sinne des Wortes!  … und Carsten ist manchmal sogar froh, dass das ungeliebte Essen verschwunden ist!

Einatmen – ausatmen. Zuhause ist es nicht anders. Wiebke isst Carsten – damit er nicht essen muss – die Banane auf. Nur, ich habe es unter Kontrolle, kann einen bzw. zwei Menschen beobachten und gegebenenfalls einschreiten. In der Werkstatt, im Förder- und Betreuungsbereich ist das nicht möglich. Außerdem sind Menschen, die ständig Hunger haben sehr erfinderisch, wenn es um Essenbeschaffung geht. Bonbons und Kekse sind schon lange nicht mehr in den Rucksäcken der Junioren. Allenfalls das Einwickelpapier bleibt drin.

Mir scheint, es gibt gerade einhundertdreiunddrölfzigtausend Baustellen. Nicht nur die, auf der keine hundert Meter von uns ein großes Lebensmittelgeschäft gebaut wird. Oder die, wo die elektrischen Oberleitungen vor unserer Haustür unter die Erde gelegt werden. Oder die, wo am Eck der Straße – hundert Meter in die andere Richtung – ein Winzer ein Restaurant mit Pension baut. Nein, auch auf dem Grundstück ums Haus herum ist alles aufgerissen. Ich weiß noch nicht, wie die Rollstühle da vorbei kommen können? Es muss ein Mäuerchen (!) und Natursteinstelen gesetzt werden. Dafür müssen aber die alten Palisaden raus, und diese sind einbetoniert! Unsere Terrasse werden wir für die nächsten drei Wochen wohl nicht nutzen können! Einatmen – ausatmen. Alles gut! Mein schöner Garten war einmal. Wildfremde Kerle trampeln durch mein Heim und wollen aufs Klo – und das mir, die sich eigentlich gerne zurückzieht und nun keinen Ort dazu mehr hat.

Es ist Sommer und alles wird gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende!

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