Behinderung

und

Dies kleine Wörtchen und – ich liebe es. Es verbindet und trennt nicht. Und zählt auf, zeigt damit, dass es mehr gibt, als nur eins. So, wie der Tag heute.

Wir stehen auf und ich werde vollgequascht und zugetextet und ausgefragt, noch bevor ich richtig wach bin. Ich hole die Junioren aus ihren Betten und setze Carsten in die Badewanne und Wiebke aufs Klo. Dann ziehe ich sie beide an und mache Frühstück, das nicht gegessen wird, weil: „Es ist viel zu warm und viel zu früh!“ Ich richte das Vesper und es ist nicht das richtige. „K. ist krank und S. hat Urlaub und M. macht eine Fortbildung und ich will nicht in die Werkstatt!“ Carsten redet wie ein Wasserfall und Wiebke hält dagegen: „Deine Freunde warten und die Arbeit und Herr K. wird auch dumm gucken, wenn wir nicht kommen!“

Und ich muss gleich zum Zahnarzt und danach in die Stadt, für Wiebke Röcke kaufen, weil ihre kurzen Hosen zu kurz sind und die Männer reizen …

Kuddelmuddel

Hitzefächerreien

„Mama, warum bist du so rot im Gesicht?“ Ich? Rot? Im Gesicht? Ich doch nicht! Sehe ich wirklich so aus. Muss gleich mal gucken, wenn die Hitze wiederkommt. – Tatsächlich! Nicht tomatenrot, eher ein Anflug von leichtem Erröten, aber sehr offensichtlich. Ich werde mir einen Fächer zulegen, einen roten und die Fächersprache lernen.

Die Fächersprache ist die galanteste Sprache der Welt – so heißt es. Der Fächer sei ein anmutiges Instrument zur Selbstdarstellung. Mit ihm kann jede Gefühlsregung klar und graziös ausgedrückt werden.
In London und Paris soll es sogar Fächerakademien gegeben haben, um die Damen und Herren den graziösen Code zu lehren.
Tatsächlich wird 1757 in einem Buch verschiedene Gemütsbewegungen aufgelistet und ihnen bestimmte Arten, einen Fächer zu halten, gegenübergestellt. Natürliche Körpersprache wird hier durch den Fächer betont und erklärt, wie der Fächer als Requisit des Flirts eingesetzt werden kann. Eine direkte Zuordnung von Geste und Aussage ist eine nicht datierte Veröffentlichung des Fächerherstellers Duvelleroy (seit 1827).
Die Fächersprache ist natürlich keine richtige Sprache, sondern nur ein Code, mit dem Eingeweihte sich auf Gesellschaften Signale geben können; diese Signale drehen sich allesamt um – wie könnte es anders sein – das schönste Gesellschaftsspiel: das Flirten und Liebeshändel. Üblicherweise werden die Codes sehr bewusst eingesetzt, aber – wer weiß – vielleicht sind sie einigen Damen schon so in Fleisch und Blut übergegangen, das ihnen auch mal die eine oder andere Geste „entrutscht“.

Mehr zu Fächern und auch wunderschöne Bilder von Fächern findet man auf der Seite der Fächersammlung.

Einige Codes sind:
Linke Hand vor das Gesicht halten – Ich sehne mich nach Gesellschaft…
Rechte Hand vor das Gesicht halten – Folgen Sie mir!
Offen in der linken Hand halten – Kommen Sie und unterhalten Sie sich mit mir!
In der rechten Hand tragen – Sie sind zu willig!
In der linken Hand drehen – Ich möchte Sie los sein!
Mit der rechten Hand flattern lassen – Ich liebe einen anderen!
Finger am äußeren Rand – Ich möchte Sie sprechen!
Mit abgespreiztem kleinen Finger halten – Auf Wiedersehen!

Behinderung

Mäuschenwissen

Dieses Bildchen habe ich von einer kleinwüchsigen Frau – und sie hat recht. Diese Frau hat Anchondroplasie, was man früher gemeingültig als Liliputaner bezeichnet hat.

Es ist ein Fabelwesen und wie Zwerge gehören solche Bezeichnungen in das Reich der Fantasie. So, wie es keine Riesen gibt, gibt es auch keine Gnome. Carsten stört das gewaltig und Wiebke wird immer zornig, wenn man sie als Lilifee bezeichnet – dabei ist das meistens nur gut gemeint. Aber ihr kennt den Spruch von Kurt Tucholsky: „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.