Bloggen ist auch ein Jahrmarkt der Eitelkeiten! Das lasse ich jetzt so stehen. Es geht um sehen und gesehen werden. Ich weiß nicht was ich schreiben soll, ich habe keine Linie drin. Sogar innerhalb der Beiträge drifte ich ab – es gibt keine Normalität. Aber gibt es in anderen Blogs Normalität? Was ist das überhaupt, normal? Bei mir gab es das noch nie und damit habe ich kokettiert. Dabei sehne ich mich danach ein bisschen normaler zu sein. Es würde unser Leben erleichtern. Wenn, zum Beispiel, die Junioren sich morgens an den Frühstückstisch setzen würden, statt zu diskutieren, dass sie ja keinen Hunger haben, ich aber plädiere, dass sie wenigstens etwas trinken, was ist mir ja inzwischen egal. Aber auch da muss ich jeden Tropfen in die Münder reden – jeden in seinem/ihrem Bereich! Dazu habe ich keine Lust, ich hätte es gerne einfacher, nur sein lassen kann ich es auch nicht, denn dann würden meine Kinder nichts trinken und eventuell sogar gesundheitlichen Schaden nehmen. Klingt kompliziert – ist es auch.
Das hier soll kein Behindertenblog sein, nicht ausschließlich. Ich bin nicht nur pflegende Mutter, ich möchte auch noch ich sein. Das fehlt! Mein Kosmos ist geschrumpft, der in Büchern interessiert mich manchmal gar nicht mehr und der in anderen Blogs ist auch zum Teil uninteressant, weil mir die Bezugspunkte wegbrechen. Gibts eigentlich noch das Miteinander der frühen Bloggerjahre? Das ehrliche Interesse? Wenn man nicht liked ist man ganz schnell vergessen. Aber was sagen diese Sternchen überhaupt aus? Ich habe sie schon immer infrage gestellt, geht’s da auch nur um sehen und gesehen werden? Ist das nicht ein bisschen oberflächlich und ist oberflächlich sein, die neue Normalität? In dem Sinne will ich dann nicht normal sein. Mich interessieren Menschen und nicht das ewig gleiche nur anders verpackte weichgespülte, ach so Besondere!
Ich merke, dass mir Austausch fehlt. Ich bin viel zu viel allein und merke, es tut nicht gut sich dauernd um sich selbst zu drehen und deswegen muss ich Pause machen…
Kuddelmuddelgedankenchaos – mir fällt grad ein: ist das jetzt wieder ein Aspergergedankenchaosbeitrag?
Sammelmappe sagt:
Zur Frage, ob es beim Bloggen um das gesehen werden geht, kann ich nur für mich sprechen.
Unsere Lebensrealitäten sind sehr, sehr unterschiedlich. Daher ist auch die Funktion, die das Bloggen für uns hat eine komplett unterschiedliche. Ich blogge voralllem für mich selbst und weil ich gerne in den Erinnerungen des Blogs nachschaue.
Dabei gerate ich in den Widerspruch, dass die zwei Hauptthemen, die mich seit Jahren am meisten beschäftigen für das Blog Tabu sind. Das ist einerseits meine fremdbestimmte Arbeit und andererseits alles was mit meiner Familie und meinen Freundschaften zu tun hat.
Also ein sehr, sehr großer Teil meines Lebens. So kommt es dazu, dass Menschen, die mich ausschließlich über das Blog „sehen“ einen klitzekleinen Einblick in mein Leben wie unter dem Mikroskop erhalten. Das aber für die lebensgroße Perspektive halten. Und das führt wiederum dazu, dass viele Einträge gar nicht mehr im Blog sondern bei mir auf dem Papier landen. Trotzdem mag ich das Bloggen nicht einstellen, denn es ist für mich etwas sehr angenehmes. Ich mag es sehr.
Marion sagt:
Ich fühle mich auch oft allein. Aber ich hatte tatsächlich schon öfter die Situation hier, dass mich ein Blogkommèntar wieder aufgerichtet hat oder ich einen dort gegebenen Rat als hilfreich empfunden habe.
Liebe Grüße
Marion
dergl sagt:
Ich kann es dir nicht sicher sagen, aber es kann sein, dass es dieses Miteinander, wo es das früher gab (ich habe 2009 angefangen) heute nur noch in Nischenbereichen gibt oder da, wo man sich auch privat kennt gibt. Eine Freundin von mir, die ich 2015 durch mein Blog kennen gelernt habe und die auch um 2009/10 begonnen hat, hat so weit ich überblicken kann heute denselben Lesendenkreis wie damals, weil es ihr eben nicht um Likes, Klicks etc pp. geht, sondern um die Kontakte zu den Leuten.
In meinem Blog, das du ja kanntest, ging es auch um die Kontakte zu den Leuten und es ist „groß“ geworden, weil es die Leute mit einer ähnlichen Konstellation oder Geschichte ernstgenommen hat. Mit den Leuten bin ich zu großen Teilen heute noch sehr eng und das hat nicht unbedingt damit zu tun, dass ich nicht freiwillig aufgehört haben, sondern dass es eben ehrliches Interesse aneinander und aufrichtige Kontakte gab. Aber ich war halt auch Nische (wollte aber auch nichts anderes sein).
piri sagt:
Entschuldigt wenn ich jetzt nicht auf die Kommentare antworte – habe leider keine Zeit dazu!
LP sagt:
Was soll falsch daran sein, zu bloggen um gesehen also wahrgenommen zu werden?
Man hat schließlich etwas, dass man erzählen will oder Bilder, die man zeigen will.
Ansonsten könnte man ja auch einfach sein digitales privates Tagebuch nur für sich schreiben.
Bloggen ist nun mal publizieren, also öffentlich machen.
Stephanie Jaeckel sagt:
Ach, Eitelkeiten. Das überlasse ich den Blogger*innen. Entweder, mich interessiert etwas oder spricht mich an oder eben nicht. Eitelkeiten mag ich verzeihen. Mehr oder weniger Nähe ist mir auch eher wurscht. Weil: ich kann sie ja jeweils anbieten. Und habe, wie Du, oft gar keine Zeit zu antworten (oder erst viel später). Die Klunker des Alltags sind ausdrücklich Normalität. Die genau dort, nämlich im sturznormalen Alltag, auf Schatzsuche gehen. Nothing special. Ich mag das und schätze es auch bei anderen, wenn sie mir etwas aus ihrem Leben erzählen. Deshalb mag ich Deine Texte auch gerne.
Sonja sagt:
Etwas aus dem Leben erzählen, wie Stephanie sagt, das ist es!