Gedicht

(nicht) klar kommen oder Du musst

Du musst nicht mit Menschen klar kommen, die nicht mit dir klar kommen.
Du musst Andere nicht aushalten, wenn sie dich nicht aushalten können.
Du musst nicht leise sein, nur damit du Andere nicht in ihrer Komfortzone berührst.
Du musst nicht nett sein zu Menschen, die zu dir nicht nett sind.
Du musst Anderen nichts abnehmen, was sie selber tragen können.
Du musst deine Energie nicht verschwenden an die, denen du gleichgültig bist.
Du musst nicht bei Anderen bleiben, die nicht bei dir sind, wenn sie bei dir sind.
Du musst Andere nicht bemitleiden, wenn sie kein Mitleid für sich selbst haben…und für dich schon gar nicht.
Du musst Anderen nichts aufzeigen, wenn sie das nicht interessiert.
Du musst nichts erklären, nichts beschönigen, nichts verdrehen, nur weil Andere dich so wie du bist, nicht ausstehen können.
Du musst das nicht, auch nicht, wenn es sich um deinen Sohn, deine Tochter, deine Eltern, deinen Chef oder deinen Partner handelt.
Du musst es Anderen nicht einfach machen, wenn sie es sich selbst schwer machen.
Du musst nicht.
Entweder du kannst oder du kannst nicht. Beides ist in Ordnung.
Du musst mit dir und deinem „Können/Nicht-Können“ klar kommen.
Nur du.
Du musst aber auch damit klar kommen, dass dich die Einsamkeit sticht, dass Alleinsein manchmal eben kein Genuss ist.
Du musst mit Ablehnung und Abwehr klar kommen.
Du musst mit bösen Blicken, Verurteilung und Projektionenklar kommen.
Und natürlich auch damit, dass Andere dich verlassen könnten. Sogar dein Partner, deine Kinder, deine Eltern …
Das und noch einiges mehr ist manchmal der Preis für Ehrlichkeit und Authentizität.

© 
Milena Fluss

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

5 Gedanken zu „(nicht) klar kommen oder Du musst“

  1. Trude sagt:

    Genau meine Einstellung liebe Piri.
    Genau das meine ich, wenn ich sage: „Mein Leben – meine Regeln!“

    1. piri sagt:

      Geht bei mir/uns nur bedingt!

  2. andrea sagt:

    Tatsächlich MUSS man das meiste von dem, das man macht (oder lässt), nicht machen. Aber in aller Regel hat es Gründe, warum man etwas macht, auch wenn man es nicht machen muss. Ich fände es zielführender, über diese Gründe nachzudenken, anstatt sich nur zu versichern, dass man das alles eh nicht machen muss.
    Und diese negativen Folgen, die da am Ende aufgezählt werden: die sind ganz sicher nicht zwangsläufig die Folgen, wenn man das alles nicht mehr macht (oder lässt), wie ja auch für diese negativen Dinge nicht unbedingt „Ehrlichkeit und Authentizität“ verantwortlich sind. Mir fielen da etliche andere Gründe ein.

    Ich finde solche Texte nicht hilfreich, bzw. nur dann, wenn man ganz am Anfang einer Entwicklung steht, wo man halt erst einmal begreifen muss, dass man viel mehr Handlungsspielraum hat, als man bisher gedacht hat. Aber wie gesagt: das ist der Anfangspunkt, ich denke, dass da als nächster Schritt erst einmal ein genauer Blick auf sich selbst kommen müsste (nicht überwiegend auf die anderen, wie das in diesem Text der Fall ist).

    Liebe Grüße, Andrea

    1. piri sagt:

      Wir können nur uns selbst ändern, unsere eigene Einstellung zu anderen Menschen und Dingen. Es geht nur bei sich selbst, niemand kann einem das abnehmen. Manchmal gibt es aber auch Umstände, die dem entgegen stehen. Wir leben immer im Miteinander und wenn meine Freiheit anfängt, dann darf ich die Freiheit der anderen nicht bestreiten – ich muss sie wertschätzen und akzeptieren. Dennoch bin ich der Meinung, dass ich diesen Text wichtig finde, denn er zeigt mir auf, dass ich nur mir selbst Rechenschaft abliefern muss.

      1. andrea sagt:

        ja, das denke ich auch, dass man den maßstab, wofür man rechenschaft ablegen muss, selbst aufstellt, zumindest ist das heutzutage so, wo es ja kaum noch allgemein verbindliche maßstäbe gibt. in jedem fall aber muss man selbst mit den konsequenzen klarkommen und da ist es zielführender, sich mit den ursachen (und folgen) zu beschäftigen, als sich schklicht auf einen standpunkt zu stellen und dort stehen zu bleiben. ;)
        ich sehe es wie du, dass es auch umstände gibt, die einen sehr wohl in ein „müssen“ zwingen, wo man eben keinen oder nur sehr wenig spielraum hat.

        liebe grüße, andrea

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