Humpelnde Welt

Es bleibt nicht aus, daß man den Mut verliert,
Wenn man schon längere Zeit mit seinen wunden
Füßen herumexperimentiert. –
Ich hatte noch immer nicht den richtigen Schuh,
Die richtige Sohle, die richtige Salbe gefunden;
Ich sah – fast getröstet – anderen Humpelnden zu.

Und kam ein Morgen, ein kalter, unangenehmer,
Der hatte – mir günstig – mir freudige Post beschert.
Ich humpelte weinwärts, aber ich hinkte bequemer
Als sonst. Und fand alles Leben so lebenswert.

Ich glaube: es schneite, donnerte, regnete,
Rauchte – aber für mich nicht bestellt.
Mir lächelte alles, was mir begegnete.
Auch du kannst so schön sein, humpelnde Welt.

Joachim Ringelnatz

Kategorien: Gedicht

2 Kommentare

  1. Der Ringelnatz.

    Das der auch sowas verfertigte … Tse. Der Ringelnatz?

    Danke, da muß ich mal wieder öfter hineinschauen in meine Ringelnatzbücher (wenn ich sie wiederfinde).

  2. Ein genialer Text !!!

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