Jetzt weiß ich wieder nicht, was ich schreiben wollte:
– Über den elften September vor 23 Jahren? Es ist doch noch kein Jubiläum! Jubiläum? Um Himmels Willen, das wird es hoffentlich nie werden. Eine kurze Momentaufnahme von meinen Minuten damals:
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Ein Dienstag, vormittags lief die Waschmaschine wieder ununterbrochen, weil der Kerle in der Nacht ohne Windel geschlafen hat. Ich war leicht gestresst, hatte Kopfweh und überhaupt keine Lust zu bügeln. Um mir wenigstens die Zeit vertreiben zu können, sie ein wenig kurzweiliger zu machen, stellte ich mein Bügelbrett vor den Fernseher und wollte mir gerade einen Schnulzenfilm in den Videorecorder schieben da wurde die laufende Talkshow – Jürgen Fliege war es so glaube ich mich zu erinnern – die Talkshow wurde je unterbrochen.
Eine Sondersendung der Tagesschau flimmerte über den Bildschirm. In New York sei ein Flugzeug ins World-Trade-Center geflogen. Ein Turm brennt. Menschen, rufen aus dem Büros die Rettung und die Feuerwehr an. Sirenengeheul auf den Straßen der Riesenmetropole, Panik! Alle rennen, laufen, die Kameraeinstellungen sind wirr, stolpern, stürzen und wackeln. Ein eilig hingelaufen Reporter steht bleich auf der Straße – mitten drauf – vor den beiden Türmen und weiß vor lauter Aufregung nicht, was er sagen soll.
Mich beschäftigt das in diesem Augenblick sehr, so sehr, dass ich meinen Mann anrufe: „Was willst du? Ich bin mitten in einer Besprechung, ist es etwas wichtiges?“ „Schalt mal das Radio ein und versuche irgendwie an einen Fernseher zu kommen. In New York ist die Hölle los!“ „Interessiert mich doch nicht, was in Amerika passiert!“
Aufregung im Fernseher. Die Bilder auf der Mattscheibe beginnen zu wackeln, hektischer Kameraschwenk. Schreie, Entsetzen, völliges Durcheinander. Ein Kameramann reißt sein Gerät nach oben, zu den Wolkenkratzern – und da passiert das unglaubliche! Während die Bilder laufen, live im Fernsehen gezeigt werden – Bilder von schreienden, hysterischen Menschenmassen, die um ihr Leben rennen, über und über mit Schutt und Asche bedeckt sind – rast ein zweites Flugzeug in den anderen Turm.
Ich will das nicht sehen, will den Kasten ausmachen. Möchte seichte Musik und Schlager hören, will mich berieseln lassen und komme trotzdem von den Bildern nicht weg. Die CD, die ich in den Player lege, regt mich nur auf – weg damit. Im Radio gibt’s auch nur hektische Stimmen.
Es klingelt an der Haustür. Was schon so spät? Die Junioren kommen. „Mama,“ schreit Carsten schon von weiten, „Mama. Hast du das gehört? Da sind Idioten unterwegs. Es sind zwei Flugzeuge ins World-Trade-Center geflogen und eins ins Pentagon und die blöden Menschen…“
Mein Bügelbrett und die darauf liegenden Hemden waren mir völlig ega! Soll doch MamS ungebügelt ins Büro gehen, wenn er sich nicht dafür interessiert, was ich ihm dringend mitteilen wollte. Dann sollte er doch auch selbst sehen, wie er herumläuft…
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Noch heute beschäftig mich dieser Anschlag genauso wie damals. Nimmt mich mit. Macht mir Herzklopfen und es ist völlig egal, was ich eigentlich schreiben wollte!
wildgans sagt:
Deine Schilderungen haben mich arg gepackt…
Margrit sagt:
Puh.
Einer dieser Tage, wo jede und jeder noch weiß, was er tat und fühlte.
Roswitha sagt:
ich arbeitete im garten und kam in die wohnung, um zu verschnaufen und etwas zu trinken. kurz schaltete ich das tv an für die nachrichten. in dem moment flog das zweite flugzeug in das hochhaus. zunächst dachte ich, es sei wieder so ein film, die ich nie anschaue. dann begriff ich die realität und meine tränen flossen, ich konnte es nicht glauben, wollte nicht.
anneeulia sagt:
Ich war auf dem Weg zu meinem Ex, in der S-BAHN als es passierte.
Traf meinen damaligen Partner nich kurz und dann weiter zum Ex um was zu klären. Bei dem lief der Computer und der Fernseher. Die Fotos vergisst man nicht.
christine b sagt:
mein gott, deine beschreibungen! es rieselt mir kalt über den rücken.
horrormäßig, furchtbar… ich war im büro und habe das schreckliche ausmaß erst zuhause dann schockiert gesehen.