Sag ich das Wort Zukunft,
ist seine erste Silbe bereits Vergangenheit.
Sag ich das Wort Stille,
vernichte ich sie.
Sag ich das Wort Nichts,
schaffe ich etwas, das in keinem Nichts Raum hat.
Wisława Szymborska
Wisława Szymborska wurde am 2. Juli 1923 in Bnin (heute Kórnik, Polen) geboren. Sie zählt zu den bedeutendsten polnischen Autorinnen ihrer Generation und wurde 1996 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. In Deutschland sind ihre Werke zumeist in der Übersetzung von Karl Dedecius erschienen. Szymborska verstarb am 1. Februar 2012 in Krakau.
Anne Seltmann sagt:
Hallo liebe piri!
Wenn ich dieses Gedicht lese, (es gefällt mir ausgsprochen gut!!!) stolpere ich über die Kraft der Worte selbst. Es zeigt so eindrücklich, dass Sprache nicht neutral ist – sie verändert, sie verschiebt, sie macht etwas mit uns. „Zukunft“ wird im Moment des Sagens schon Vergangenheit. „Stille“ zerbricht, sobald wir sie benennen. Und sogar das „Nichts“ ist nicht mehr leer, sobald wir es aussprechen.
Für mich steckt darin eine große Wahrheit: Manche Dinge können wir nicht festhalten, nicht fassen, nicht kontrollieren. Das macht den Text so stark – er ist schlicht, aber er rüttelt an unserem Denken. Ein kleines Stück Philosophie in dichterischer Form.
Danke fürs Lesen!
Liebe Grüße
Anne
piri sagt:
Liebe Anne, ich lese deine Kommentare immer gerne. Sind sie doch sehr wertschätzend und gehen auf den Beitrag ein. Es ist kein Daherschwätzen und des Schwätzens Willen.
Ich sag Dankeschön.