Kuddelmuddel

Prudence

So etwas passiert auch immer nur mir! Prudence ärgert sich maßlos! Wer heißt auch schon Prudence und ist gar keine Engländerin? Was haben sich ihre Eltern nur dabei gedacht? Niemand aus der Familie, wirklich keiner, hatte anglophile Bezüge, nur der Nachbar von Annodunnemal diente bei den Thommys. Warum er nicht in der Kaserne oder im Englischen Bezirk wohnte, konnte ihr schon damals auch die Oma nicht sagen. Zwar wusste diese, dass ´der Soldatˋ ein fescher Kerl war und nichts anbrennen ließ, aber kurz nach ihrer Geburt ist er ja weggezogen und wart nie wiedergesehen. Es hieß, dass ihre Mutter heimlich gewinnt hat.

Nun denn, das kann auch wirklich nur mir passieren. Prudence hielt einen Zahn in ihren Händen. Ein Backenzahn. Er lag genau in der Ritze. Ihre Zunge suchte die Stelle, fand sie. Prudence bekam einen Würgereiz und musste kotzen. Diesen kleinen Hügel, den sie ertastete, fand sie ekelhaft. Scharfkantig rieb er an der Zungenspitze und der Geschmack von Eisen ließ sie sich gleich wieder übergeben. Ausgerechnet Sonnabendabend! Natürlich, wann denn sonst? Bei ihrem Glück. Keines der Kinder war Daheim, jedes beim jeweiligen Vater und sie hatte kein Auto um zum diensthabenden Notzahnarzt fahren zu können. Hört das gar nicht auf zu bluten? Igitt, schmeckt das scheußlich. […]

Kuddelmuddel

das Leben ist immer für mich

Ein Titel, den manche oder gar viele Leute mir nicht zutrauen – ich, die doch immer was zu mäkeln hat!? Ich liebe das Leben, so sang Vicky Leandros. Kann sein, dass das nur eine Schnulze ist, aber auch solche haben ihre Berechtigung.

Das Leben ist für mich. Nicht immer, aber ich habe nur eins. Ich spüre es! Es gibt Menschen, die sagen: „Das Leben muss wehtun, sonst merkt man es nicht!“ Ich selber bin mir da nicht so sicher. Schmerzen sind nicht notwendig um etwas zu merken. Wenn’s denn so wäre, dann lebe ich heute sehr intensiv. Wie Frida Kahlo komme ich mir vor. Vermessen. Gebrochen, auseinander gebrochen, Wirbelweise. Noch nie hatte ich solche Rückenschmerzen! Demütig denke ich an meine Junioren und andere Menschen, die ständig damit leben – ich werde demnächst tunlichst meine Klappe halten, still und sehr dankbar sein, dass nur meine Hartnäckigkeit aufmuckt. 

Das Leben ist immer ein Geschenk und Geschenke – so habe ich einmal als Kind gelernt – darf man nicht mutwillig mit Füßen treten oder gar wegwerfen. Es hat niemand gesagt, dass das Leben ein Zuckerschlecken ist und FriedeFreudeEierkuchen – nimm’s an, das Leben! Es ist dein’s, du hast nur eins!

Himmel die Berge, was für eine pathetische Schreibe …

Kuddelmuddel

nerven

 Liegt es daran, dass ich nicht fit bin? Oder an meinem Alter? Oder hat sich mein Geschmack einmal wieder gewandelt und die Themen, die Schreibe, das Reden, die Bilder und auch das Sehen der anderen Menschen ist nicht mehr mit meinem kompatibel? War es das überhaupt jemals vollends? Ist es vielleicht auch das, dass ich manches nicht machen kann, was andere, ohne mit der Wimper zu zucken, tun?

Ich möchte frei sein! Frei in Gedanken, das sagen können, was ich sagen will. Ich habe das Gefühl auszubluten, anämisch zu werden, langsam aber sicher immer unsichtbarer, nachts in der Dunkelheit aufzugehen und morgens nur schwer wieder zusammensetzbar zu sein. Ich gehe auf die Terrasse und sitze, in den Bart murmelnd, vor der Zitronenmelisse, denke an Caipirinha und stelle fest, dass Melisse darin nichts zu suchen hat. Müde suche ich meinen Weg ins Bett, in dem ich nicht schlafen kann, weil sehr bald ein Geburtstag kommt, der nie wieder gefeiert werden kann, ohne traurig zu sein. Wir werden ihn nicht begehen – nein, ganz bestimmt nicht. Trotzdem!

Was interessiert euch? Das, was ich schreibe doch sicherlich nicht. Ich muss weg. Hier weg. Aus dem Alltag. Neues wagen. Adjektive weglassen. Reduzieren. Noch mehr. Das ist es, was mich nervt. Dieses ausschmückende Schöngerede – es bleibt kein Raum für eigenes. Es erdrückt, zumindest mich. Nichtigkeiten zu Wolkenrokokowasserluftgartenschlößern  aufgepumpt, die platzen wie Seifenblasen. Ich mag die schillernden Gebilde – nur aufgeblasene Geschichten stören mich.

Heiße Luft kann ich im Sommer nicht gebrauchen …