Gedanken, Kuddelmuddel

Husten, Quark und sonstige Dinge

Quark mag ich am liebsten mit Kartoffeln essen oder süß angemacht mit Früchten und ein bisschen Sahne drin. Honig mag und darf ich nicht. Beides zusammen, wie mir eine Kommentierende vorgeschlagen hat, auf die Brust schmieren will ich nicht. Denn erstens klebt es und zweitens hilft dieses Gemisch garantiert nicht gegen meinen Husten, der kein „sogenannter oder auch Würfelhusten“ ist. Jede Art Hausmittelchen wäre rausgeschmissenes Geld. Der Husten, den ich habe, ist ein wenig, um nicht zu sagen komplett, was anderes. Ursache dessen ist ein Lungenemphysem* und so etwas, das müsste auch den ambitioniertesten Hobbymediziner*innen klar sein, bekommt man nicht mit Quark in Griff.

Unter „sonstige Dinge“ möchte ich erzählen, dass ich zwar kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl habe, dennoch aber mein Leben und das der Junioren souverän meistere. Wenn man uns unterwegs sieht, dann sieht man eine toughe Frau, die alles schon geregelt bekommt. Nach außen kann mir keiner was. Auch deswegen schreibe ich hier im Blog so offen von meinen Ängsten, denn ich bin weiß Gott nicht die einzige, die so rumläuft. 

09:36 Uhr – mir scheint, es wird Normalität, dass ich Nachträge dranhänge! Unter „sonstige Dinge“ fällt auch noch mein Unbehagen in Blogs zu kommentieren, von denen ich meine, die Blogbetreiber*innen haben gar kein Interesse an meinen Kommentaren und schon gar keins an mir. Ein bisschen dumm komme ich mir dann vor. Auch gemobbt, wenn so gar keine Resonanz zurückkommt.

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*geraucht habe ich übrigens nie wirklich.

Familie, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel

behindert oder der Sinn des Lebens

In diesen vier Tagen hatte ich ein anders anstrengendes Leben als daheim. Wir waren unterwegs. Nicht wie andere Menschen, die sich ins Auto setzen und losfahren. Nein, schon ein bisschen aufwändiger. Wie, ist völlig egal, tut auch nichts zur Sache. Mit zwei Rollstühlen zu reisen, so kann sich jeder vorstellen, erfordert ein wenig mehr Logistik. Beide Junioren können nicht alleine stehen, keine Sekunde – entweder Rollstuhl, tragen oder woanders sitzen. Wir hatten eine junge, wunderbare, unkomplizierte Freundin als Begleitung an unserer Seite, die auch bei Bedarf eine Ansage machte. 

Ansagen brauchten wir nicht viele, denn die Junioren hatten ein Dauergrinsen auf dem Gesicht. Unterbrochen mit kleinen Motzern und richtig viel gemacht haben wir eigentlich auch nichts – nur das Leben genossen. Kakao getrunken, Limo, Cola, Bier – der Kerle hat Bier getrunken, ich nur hin und wieder eine Weinschorle, und flaniert sind wir. Am Wasser lang, durch den Regen. Pizza haben wir gegessen und ganz fein Fisch. Tempeh habe ich entdeckt. Von den Schafen hab ich schon erzählt, vom abgefahrenen Schiff. Aber von den wunderbaren Begegnungen muss ich schreiben und den liebenswerten Menschen, den Gesprächen nebenbei, die tiefgehend wurden oder dahinplätscherten. Von leeren Plätzen am Tisch und zusammenrücken auf dem Schiff am nächsten Tag – und dann sind wir doch im nächsten Hafen ausgestiegen. Das andere Schiff war kleiner, schnuckeliger und hatte Sonne am Heck. Carsten hat erfahren dürfen, dass Kakao auch mit Haferdrink lecker ist, und ich trinke keine Chai-Latte mehr – viel zu süß! Abseits der Touristenstraßen gibt’s auch in Bodenseestädtchen Studycafés, die leckere Kuchen backen – nicht nur Cupcakes, die hoffnungslos überschätzt werden. 

Bewusst habe ich ein Biohotel mit Inklusionsbelegschaft (nee, ne, das Wort stimmt nicht. Aber wie nennt man das, wenn Menschen mit Handicap dort beschäftigt sind? – Keine ernstgemeinte Frage und bitte diesbezüglich keine Belehrung. Also sehr bewusst habe ich einen Inklusionsbetrieb gewählt und nicht bereut. Gekocht wurde dort jedenfalls hervorragend und es gab mehr als ein vegetarisches Gericht. Die Brotauswahl zum Frühstück, hmmm. Da hätte ich es gerne wie Heidi in dem Roman von Johanna Spyri gemacht, in Frankfurt bei Klara, und die Brötchen gehortet.

Behindert? Behindert war da niemand. Nirgends! Ja, okay, es gab Hindernisse, auch Tränen, und Friede, Freude, Eierkuchen ist Utopie. Es war für die eigenwilligen Junioren nicht einfach, den ganzen Tag miteinander, ohne Rückzugsmöglichkeit, aufeinanderhocken zu müssen, da kracht es schon mal. Kurz und heftig und wieder vorbei. Das Dauergrinsen war nicht so leicht zu tilgen.

Wir erwachsenen Begleiterinnen hatten ein bisschen mehr Stress und zu tun, fusselige Münder hatten wir, glaub ich, beide. Aber schön, schön war es doch!

Was hat das jetzt mit dem Sinn des Lebens zu tun? Genießt die Zeit, genießt das Leben, und wenn’s nur ne Tasse Kaffee zwischendurch ist oder der lummelige Hamburger in der Fastfood-Kette am Rasthof neben der Autobahn. Auch da kann man tolle Menschen treffen und philosophische Gespräche führen. Auch da gibt es Leute, die dir unvermittelt 20€ für ein Dessert in die Hand drücken und dabei wie ein Honigkuchenpferd strahlen und denen Carsten dann in astreinem Englisch „Thank you!“ sagt. 

Wir sind wieder zuhause. Das Töchting ist sofort in ihr Zimmer abgeschwirrt, der Kerle sitzt zu meinen Füßen und ich bin müüüüde glücklich.

Behinderung, Gedanken, Kuddelmuddel

Frage

Wieder mal Pflege-von-Angehörigen-Gedöns. Müsst ihr nicht lesen – betrifft euch ja nicht. Oder doch?

Woran erkennst du, dass du erschöpft bist?

Nicht an Tränen. Nicht am lauten Schmerz. Sondern an diesen 3 leisen Anzeichen:

1. „Du funktionierst einfach.“ Aber wenn du genauer hinhörst, steckt dahinter: Ich fühle kaum noch etwas.

2. Auf die Frage „Was brauchst du gerade?“ kommt ein langes Schweigen. Nicht, weil du nichts sagen willst, sondern weil du es wirklich nicht weißt.

3. Du lächelst, während du vom Schmerz erzählst. Nicht, weil es leicht ist, sondern weil du gelernt hast, dass du nur geliebt wirst, wenn du nicht zur Last fällst. Erschöpfung zeigt sich oft nicht laut. Sondern still. Am leeren Blick. An müden Sätzen. An einem anwesenden Körper. Aber, da ist eine Seele, die längst auf dem Rückzug ist.

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