Behinderung, Familie, Gedanken, Kuddelmuddel, Musik

keine Zeit zu lesen

Oder: andere Katastrophen und Carsten!

Na klar, das war Carstens Spruch – ihr habt es gut erkannt. Allerdings macht mir der Kerle großen Kummer, er baut stark ab. Seine Belastbarkeit ist sehr gering, seine Sprache leidet, indem er stottert und Worte suchen muss. Mir macht das Angst! Wie soll ich durch diese Angst?

Und dann ist das Thema, das mich so stark belastet, noch immer nicht vom Tisch. Ich möchte mich nicht mehr damit beschäftigen und bekomme es dennoch immer wieder aufgetischt. Für mich habe ich jetzt beschlossen, dass ich auf Mails und Anrufe nicht mehr reagieren werde. Wie oft kann man sich eigentlich täuschen? Mir wird vorgeworfen, ich sei egoistisch – dabei hat die Therapeutin, und nicht nur sie, mir letztens gesagt, ich solle mehr an mich denken. Ein Bekannter will mich missionieren und schickt mir Du-Botschaften. Ich hatte gelernt, dass solche Botschaften als Belehrung oder gar Vorwurf aufgefasst werden könnten…

Die Junioren sind mir wichtig – nicht das Seelenheil anderer Menschen. Wenn ich sehe, wie Wiebke sich immer mehr verkriecht, weil sie nicht sehen kann, wie Carsten immer weniger wird, dann könnte ich nur noch weinen – um beide und um mich, weil ich nicht weiß, wie ich es ändern kann. 

Bei so viel Dramatik brauche ich nicht auch noch Bücher. Musik. Ich höre Edvard Grieg,  Robert Schumann, Klaus Hoffmann, Zaz und viele
melancholische Lieder, erfreue mich am Sonnenschein und sehe die Wollmäuse tanzen!.

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Familie, Kuddelmuddel, Musik

ausgemistet

… und sehen tut man nix!

3 Kisten Glas weggeschafft. Alte Marmeladengläser etc. pp. Vier Säcke Textilien aussortiert und teilweise zum Container oder zum Sozialkaufhaus gebracht – auch davon merke ich nichts. Die Schränke sind voll, zwar nicht mehr gestopft, aber immer noch habe ich keine freien Fächer. Marie Kondo kann mich mal besuchen, dann werde ich ihr zu jedem Stück Geschichten erzählen…

Trotzdem will ich weiter entrümpeln und peu à peu Abschied nehmen!

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Manche Dinge haben wir nicht, deswegen dürft ihr uns gerne etwas in den omminösen Hut werfen! Wiebke möchte sich ein Paar Schuhe kaufen und diese kosten mehr, als ein Paar normale, denn sie hat besondere Füße.

 

Behinderung, Familie, Junioren, Kuddelmuddel

Quasseln ohne Ende

Um 16:00Uhr kommen die Junioren aus der Werkstatt heim. Wiebke zieht sich erst einmal in ihr Zimmer zurück und muss für sich alleine sein. „Mama, ich kann nicht gleich, komme später!“ Sie beschäftigt sich, spielt mit den Puppen oder guckt Videos beziehungsweise Bücher an.

Carsten dagegen braucht Aktion. „Was spielen wir? Wann kommt M.?“ Aber auch ohne spielen steht die Schnute nicht still. Es sprudelt nur so aus dem Kerle. „Du Mama, ich habe eine neue Freundin. Sie hat meine Hand gestreichelt und mir einen Kuss gegeben. Ich muss mich rasieren – du musst mich rasieren, ich kratze!“ Tatsächlich sieht Carsten wie ein Murtchen aus, Haare schneiden ist auch fällig. Aber das wird vermutlich wieder einer Vergewaltigung gleich kommen. Auch den Bart kann ich nur schneiden, wenn wir alle tiefenentspannt sind. Mir kommt zugute – und das werde ich gnadenlos ausnutzen – dass Carsten verliebt ist und seine Liebste die Stacheln moniert hat.

Inzwischen weiß ich gut Bescheid, über Regenbogenfische, dass sie gesnoezelt haben, er dabei eingeschlafen ist und dass er drei Erbsen gegessen hat, die Aushilfe nicht gekommen ist und dass sie trotzdem Musik gemacht haben. Er war für eine Stunde arbeiten – in der Lernwerkstatt und Ch. hat ihn dort gebeten nicht so viel zu reden, denn dass würde die anderen von der Arbeit abhalten. Was sie während der Musikstunde gesungen haben, weiß ich inzwischen auch, weil er mir jedes Lied vorgesungen hat – wirklich jedes! Auch das von der Nordseeküste!

Als Wiebke kam, hat sie auch gesungen! Haben wirklich beide die gleiche Musikstunde genossen?

Jetzt ist Stille. Carsten isst, ja er isst Krabben und Wiebke schaut ganz gebannt zu …

Wie geht ihr mit Dauerquasslern um?