Alltag, Familie, Gedanken, Junioren

Wegbegleiter

Wenigsten in Sachen Teilhabe für die Junioren tut sich was. Heute hatte ich ein sehr gutes Gespräch mit ‚Sozialarbeitern‘, die mich ein bisschen gecoacht haben. 

Meine Hoffnung nach Änderung in der Tagesklinik ist zerstoben. Indirekt, nein eigentlich sehr direkt wurde mir gesagt, dass ich zu intelligent für diese Gruppe sei und somit, so vermute ich, den Rahmen sprenge. Sie könnten, auch wenn sie wollen, wenig für mich tun. Aber vielleicht bahnt sich eine Psychotherapie an. Es wäre schön, weil die angedachten Therapeutin habe ich schon kennenlernen dürfen und ich schätze sie sehr.

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Draußen gießt es immer noch und es ist fast so dunkel, wie meine schöne schwarze Bluse.

Alltag, Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

Mut ist auch

… auszuhalten, dass sich nach einem schönen Tag ein schwarzes Loch auftut. Mut ist auch der Tatsache ins Auge zu blicken, immer dann allein zu sein, wenn Hilfe (seelische und auch tatkräftige) am nötigsten ist. Mut ist es auch, aushalten zu können, wenn das Töchting einen Overload hat, weil das Ausstellfenster in ihrem Zimmer sich nicht schließen lässt. Sie hat deswegen fast zwei Stunden gegreint und ich konnte ihr nicht helfen. Mut ist auch, den Kerle liegen zu lassen, auch auf die Gefahr hin, dass er dicke geschwollene Knie bekommt. Aber es ist ihm wichtig auch einmal zu chillen. Mut ist ebenso, nicht ans Telefon zu gehen, wenn eine bekannte Nummer anruft und die Person dahinter sich eigentlich nur wieder auskotzen will.

Die Junioren sind beruhigt. Mein Adrenalin ist werweißwo. Unsere Terrasse verbeikräutert bzw. verunkrautet, ich sollte dringend duschen. Wiebke braucht mich griffbereit  – das klingt nach Tyrannei, ist es jedoch nicht, denn sie hat einfach nur Angst, dass ich nicht da bin. 

Der Kerle hat nichts gegessen. Das Töchting trinkt nicht, weil sie immer noch im Overload steckt und die flüssige Konsistenz ihr gerade Unbehagen bereitet. Wenigstens sie hat Gemüse und Pilze gegessen. Ich sitze mit der nächsten Tasse Kaffee und er schmeckt mir nicht …

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16:10 Uhr – Ich bin es leid hier immerdestruktiv zu erscheinen. Ich bin allein, fühle mich alleingelassen, auch wenn mir einige wenige helfen wollen, es aber aus verschiedensten Gründen nicht können. Ich weiß es sehr zu schätzen, aber genau darin liegt auch die Krux. Wenn noch nicht einmal professionell geschulte Menschen einen Ausweg aus dieser Misere wissen und es an Zeit und anderweitigen Ressourcen fehlt – wir bräuchten einmal jemanden, der/die die gesamte Komplexität sieht und diese zusammen mit mir aufdröselt.  – Leider haben auch Fachleute manchmal weder Lust noch Zeit noch Wissen dafür zu Verfügung.

Wir brauchen einfach Menschen, die Zeit mit uns verbringen möchten. Teilhabe am Leben, eben!

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Familie, Gedanken

siebenundvierzigelf

Izzy schreibt auch ein Blog – wir kennen uns noch nicht lange. Kennen wir uns überhaupt oder sind wir nur für eine kurze Zeit miteinanderverbandelt? Ist auch egal! Jedenfalls hat sie mit ihrem 4711-Beitrag bei mir Erinnerungen an meine liebste Oma hervorgerufen.

4711 Kölnisch Wasser, der Duft meiner Oma – manchmal empfand ich es als Gestank, denn eine Duft-Wolke umwehte sie. Man sah sie nicht, aber man roch sie.  Dass so eine kleine Frau so präsent war, für alle – besonders für mich – so dachte ich damals und das ist auch eine Gabe, jedem das Gefühl zu geben, die wichtigste Person zu sein. Meine Oma hat den weltbesten Milchreis gekocht und den schlechtesten Kaffee, denn sie selbst trank nur Muckefuck. Der wurde morgens aufgebrüht, in eine Porzellankanne gekippt und diese wurde tagsüber immer leerer. Der Ersatzkaffee, obwohl die Kanne in drei Schichten Lumpen, Gehäkeltes und Überdeckchen eingepackt war, wurde aber auch immer kälter und ums verrecken nicht besser schmeckend. Dieses Gebräu wurde tapfer getrunken. Wir Kinder bekamen Sirupwasser, die Erwachsenen Hahnewasser oder wässrigen Tee!

Nur zu bestimmten Anlässen wurde die ‚guteStube‘ aufgemacht, ansonsten empfing sie in der Küche mit Plüschsofa und Häkelsitzkissen. Total unbequem. Aber eigentlich war sie auch gerne unterwegs. Oma Luise (Jahrgang 1898)  wusste alles, kannte jeden und hatte für jeden ein gutes Wort und wenn das nicht möglich war, lächelte sie, verteilte Schnöckerkram und wir spielten eine Runde MauMau. Alle miteinander!