Behinderung

behindert – noch mal

Schon komisch, wie manche Menschen das Wort behindert vermeiden. Aus Scheu, etwas Falsches zu sagen. Der Gefäßchirurg, ich muss noch mal nachgucken, schreibt in seinem Arztbrief über das Töchting: „Auf Grund ihrer Grunderkrankung …“ Nein, Wiebke hat keine Grunderkrankung. Meine Tochter ist behindert! Okay, sie ist anders und hat zudem diese dicken Beine. Sie hat keine Behinderung. Sie hat einen Rollstuhl. Sie trägt eine Brille. Sie braucht eine Menge Hilfe. Aber wenn es weniger Treppen gäbe … Ja, dann wäre sie immer noch behindert, weil sie zu der körperlichen Beeinträchtigung auch noch eine kognitive hat. 

Erst letztens habe ich mich selbst als behindert bezeichnet und die anderen wollten mich beruhigen, dass ich doch nicht behindert sei. Da habe ich gesagt, dass ich sehr wohl im Alltag durch meine Störungen behindert bin, auch wenn es unsichtbar ist! Die Menschen waren einigermaßen entsetzt, dass das eine Selbstbezeichnung sein kann. Auch dass es unsichtbare Behinderungen gibt, die behindern, musste ihnen erst ins Bewusstsein gebracht werden.

Behinderung, Gedanken, Junioren

in der Nacht

… sind wir aus der Notaufnahme heimgekommen! Dem Kerle geht’s gut. Nichts gebrochen. Die Nackenstarre ist eine schmerzhafte Zerrung. Woher sie kommt? Keine Ahnung. Eventuell von unsachgemäßer Physiotherapie, oder er ist schief gelegen. Ist müßig.

Heute ist ein normaler Dienstag!

Behinderung, Gedanken, Junioren

kein Geschichtenbuch

Dies Blog ist kein Geschichtenbuch, auch wenn ich es manchmal gerne hätte. Wie krieg ich jetzt den Dreh zu dem, was ich schreiben will? 

Ich hab’s so satt, immer stark zu sein, ich will es nicht mehr. Wenn ich es öffentlich oder auch nur im kleinen Raum sage, dann kommt der weise Rat: „Such dir doch Hilfe!“ Ja, wo denn noch? Wenn Fachärzte z. B. nicht wissen, wie sie mit Wiebkes dicken Beinen umgehen können. Keine Ahnung haben, was man machen kann, um des Töchtings Schmerzen zu lindern. Für sie ist nach der Konsultation der Fall erledigt. Wir müssen damit leben. Ich muss es aushalten, wenn Wiebke weint. Ich hab’s auch satt, Carsten immer wieder sagen zu müssen, dass er seine Filme nicht in voller Lautstärke hört. 10 Sekunden ist es leiser und dann wieder Getöse. Wegen einem Legoteil, das ihm fehlt, macht der Kerle ein Mordgeschrei, wenn aber sein Glas mit Cola auskippt, gibt es keinen Mucks. Der Regalboden aus Holz ist nass und was da passieren kann, interessiert ihn nicht die Bohne. „Mama, das ist doch nicht schlimm, kann man wieder putzen!“ Stimmt, aber er kann das nicht. Auch das T-Shirt mit Kakaoflecken von Wiebke – 2 Minuten bevor wir ins Sprechzimmer gehen, vollgekleckert – ist im Prinzip Pipifax. Wäscht die Waschmaschine, aber in dem Moment ist es mir peinlich.   Ermüdend ist es auch, immer wieder erinnert zu werden, dass ausschließlich ich gucken darf, dass beide – nein, eigentlich wir drei – genug trinken und der Kerle sondiert wird. „Sei doch froh, so hast du die Gewähr, dass er nicht verhungert.“ Ja, aber es nervt so manchen, dass wir, wenn wir tatsächlich mal miteinander essen gehen – was leider viel zu selten passiert (eben auch aus diesem Grund) – nur halbe Portionen bestellen möchten. Oft ist es dann so, dass ich nicht das bestelle, was ich will, damit Carsten oder Wiebke das essen können, was sie mögen. Dann soll ich doch nebenbei Verständnis haben für die, denen jemand ins Auto gefahren ist und das nun eine Schramme an der Tür hat. Auch wenn angekündigter Besuch kurzfristig abgesagt wurde, weil der Kurzurlaub am Meer reizvoller ist, als zu uns ins Dorf zu fahren – das müsste ich doch verstehen, oder?

Ach Schiete, es klingt schon wieder nach Jammern, Lamentieren und totalem Kuddelmuddel. Und die Adressaten erreicht dieser Blogbeitrag sowieso nicht.

Heute Nachmittag kommt eine tolle Frau. Wir fahren zum See. Ich bin sehr dankbar dafür – aber ich mag deren Hilfe nicht überstrapazieren und ganz ehrlich, im Vorfeld braucht dieser kleine Ausflug von meiner Seite eine Menge Vorbereitung.

13:50 Uhr – Nachtrag, ein kurzes Gespräch: „Du musst an Wunder glauben.“ „Ach?“ „Ja.“ „Selbst an kleine?“ „Klar doch.“