Behinderung, Kuddelmuddel

Nebel

Nebel draußen und Nebel in mir – ich muss und werde meine Gedanken sortieren. So viel ist geschehen. Carsten bringt es auf den Punkt: „Es ist schön zu wissen, dass es vielleicht noch andere gibt, die meine und Wiebkes Behinderung haben!“ Den Kerle beschäftigt das alles sehr und ich habe gemerkt, dass wir mehr und öfter miteinander verreisen sollten. Wir brauchen nur geeignete Begleiter. Diese Reise war etwas besonderes. Für weitere Reisen brauche ich Helfer, die zupacken, ohne dass ich jeden Handgriff sage. Wir brauchen Helfer, die Rollstühle schieben können, ohne dass Wiebke Angst hat herauszufallen. Mitdenkende Helfer! Alleine kann ich das nicht mehr lange machen, aber es fällt mir schwer um jeden Handgriff zu bitten.  Außerdem muss ich dringend das „finanzielle“ im Vorfeld genau festlegen. Minibarpreise sind horrend, aber ich hatte gesagt, dass Kost und Logis frei sind… Auch ich lerne dazu!

Es lichtet sich der Nebel – zumindest draußen. In mir wird es noch eine Weile undurchsichtig bleiben. Die Spannung ist auszuhalten. Das Ergebnis der humangenetischen Untersuchung scheint, auf jeden Fall, vielversprechend. Was schlussendlich herauskommt? Hoffentlich Kontakte! Aber auch medizinische Erkenntnisse fürs Alter der Junioren. Begeistert haben Carsten und Wiebke die Ärzte durch ihre  – anscheinend größeren, als erwarteten – kognitiven Fähigkeiten. Das freut mich sehr. Carsten war aber auch Spitze und Wiebke richtig toll. Noch nicht einmal ihre autistischen Züge, ihre große Scheu vor fremden Menschen, standen ihr gravierend im Weg. Ich hatte vermutlich mehr Vorbehalte. Aber da ich gut vorbereitet und mir dieser Termin ein wichtiger war, konnte ich rein rational drangehen – obwohl, oder gerade weil starke Emotionen der Anlass dieser Reise waren.

Wiebke ist wach, sie singt wieder fröhliche Geheimsprachenlieder. Einen guten Tag euch allen!

Behinderung, Kuddelmuddel

Stille | wieder nur Splitter

Samstagmorgens ist es still im Haus. Ich möchte diese Ruhe nicht zerstören und bin sehr leise. Mache mir in der Küche einen Kaffee und verschwinde im Spielzimmer an den PC. Meine Augen sind verquollener als gestern und die Haut spannt. Ein Zombie!

Den gestrigen Tag habe ich am Radio erlebt. Der 9. November ist ein Schicksalstag für Deutschland. Ich persönlich hätte ihn als Nationalfeiertag* ausgerufen – der 3. Oktober ist es für mich nicht, das ist ein konstruierter Feiertag.

* …und nicht nur ich bin dieser Meinung!

In der Stadt war ich auch  – kurz, eine Hose kaufen. So verquollen und rot im Gesicht, mit einem alten Pullover und einfachen Turnschuhen. Kleider machen Leute! Aber warum muss man sich zum Klamotten einkaufen stylen? Jedenfalls hat mich die Verkäuferin erst einmal gar nicht gesehen. Als ich sie ansprach, taxierte sie mich von oben bis unten und wollte gleich wieder verschwinden. Ich sah wohl so aus, als ob ich kein Geld hätte. Mein Mann hat das einmal sehr bewusst gemacht und ist zu einem teuren Herrenausstatter und hat sich neu einkleiden lassen. In den Laden ging er wie ein Clochard – wurde auch so behandelt. Er verlangte den Chefverkäufer und erklärte ihm, dass er  -auch wenn er so aussieht – dennoch das Geld hatte für einige Anzüge. Ab da an ging es! Ich hatte gestern nicht den Mut dazu, werde aber zu der Verkäuferin noch einmal gehen – komplett durchgestyled und schick geschminkt –  und mir einiges bringen und sie dann mit dem Berg stehen lassen. Wahrscheinlich wird sie mich gar nicht erkennen! Diese Lady verdient an mir keinen Cent mehr.

Wiebke ist frech! Gestern Abend zupft sie mich und zeigt auf ihre Hose und sagt: „Guck mal, Hose!“ Bei mir klingeln die Alarmglocken. Immer dann, wenn sie das so sagt, ist die Hose nass. Ich schimpfe. Sie feixt. Ich schicke sie ins Bad und hole eine frische Hose aus dem Schrank. Sie lacht. „Du hast keinen Grund zu lachen, es ist nicht schön in die Hose zu pinkeln.“ Ich setze mein Töchting aufs Klo und fühle nichts nasses. “ Hahaha, veräppelt! Du bist drauf reingefallen!“ Wir mussten beide lachen. Wir mussten alle lachen, denn Carsten hatte seine Schwester schon vorher durchschaut!

Einen tollen Samstag wünsche ich euch!

Behinderung, Familie, Junioren

nach der Bandprobe

Juchhe, es hat bis zum Abend gedauert, dass Wiebke in die Hose gepinkelt hat. Eins muss man ihr lassen; was sie ankündigt, das macht sie auch. Sehr konsequent!