Alltag, Behinderung

Erschöpfung

Wenn ich schreibe, dass ich erschöpft bin, dann weiß ich schon im Vorfeld was kommt. Die Ratschläge, einmal nachzudenken, dass ich meine Junioren doch in ein Pflegeheim geben soll. Kennt ihr die Zustände in Pflegeheimen? Möchtet ihr, dass eure Kinder dort wohnen? Dort würden sie jetzt schon für die Nacht fertiggemacht werden. Um halb acht an einem Sommerabend!

Dennoch bin ich gerade heute völlig erschöpft! Ich habe nicht nur körperlich schwer gearbeitet. Auch meine geistige Kraft ist angestrengt. Einen eigener neuerlicher Medikamentenwechsel stecke ich nicht mal eben in die Hosentasche.

Der Kerle hat den Krankenhaustag auch nicht so locker weggesteckt, wie er behauptet. Er redet fortwährend dummes Zeug. Das Töchting ist beleidigt, weil ihr Tag sooo laaangweilig war und quengelt. Im Prinzip sind beide sehr aufmerksamkeitsbedürftig – aber jede:r will was anderes! Sie reden gegeneinander! Und ich will eigentlich nur meine Ruhe!

… und dann ist da noch die Frage: „Was machst du eigentlich im Urlaub? Wenn die Junioren im Urlaub sind?“ Nichts, ich will nichts machen. Ich möchte mich mal bedienen lassen!

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Träume

Noch nie unwichtig
immer präsent
manchmal zu sehr
und oft waren sie schwer
zu erfüllen

Ohne welche
scheint mir die Welt
langweilig und viel
zu groß im schwarzen
Loch zu verschwinden

Mein Universum gigantisch
nicht füttern
nehm mir den Traum
lasse hätte und wenn
in Unendlichkeit verwehn

©petra ulbrich

Alltag, Behinderung, Gedanken

von pflegenden Angehörigen

Pflegende Angehörige sind auch keine anderen Menschen. Sie sind genauso unnormal, wie alle anderen auch! Es ist also nicht möglich, sie zu klassifizieren. Genauso wenig, wie man die Behinderten in ein Kategorie stecken kann. 

Warum ich das schreibe? Weil viele Menschen, die in irgendeiner Form helfen, – da meine ich jetzt niemand bestimmtes – von den Pflegenden und zu pflegenden Menschen Dankbarkeit einfordern. Ich habe ganz bewusst dieses Wort gewählt, denn oft schon habe ich erlebt, dass Helfer:innen mir signalisiert haben, dass ich doch jetzt auch bitte schön mal Danke sagen könnte! 

Alltag, Behinderung, Kuddelmuddel

Warum?

Das dritte warum – merkwürdig, warum gibt es auf solche Fragen keine Antworten? Warum ist es so, dass man nach einer schönen Zeit eher in ein Loch fällt? Warum wollen manche Menschen gar nicht wissen, was wir erlebt haben und reden stattdessen ununterbrochen von sich und ihrem wundervollen anspruchslosen Besuch, der so herrlich unkompliziert ist, aber immer genau passend zu den Mahlzeiten erscheint und kaum ist gegessen, einen langen Spaziergang machen möchte und daher keine Zeit zum helfen hat.

Als mein Kerle von der aufregenden Bahnfahrt mit Hindernissen erzählen will: „Jetzt spielen wir MenschÄrgereDichNicht!“ Nur um gleich wieder in den höchsten Tönen von ihren Großnichten zu schwärmen!

Warum lasse ich das zu? Warum gebe ich immer so schnell klein bei? Warum behaupte ich mich nicht und verteidige die Rede meiner Kinder nicht? Der eine Grund, das zu schlucken ist, dass ich auf diese Frau angewiesen bin. Zudem ist sie treu, sie kommt immer wieder – auch deswegen, weil sie ansonsten niemanden hat, den sie als Fußabtreter nehmen kann! Warum lasse ich das mit mir machen? Gut gehts mir damit nicht!