Alltag, Behinderung, Gedanken, Gedicht

plopp

Es gibt ja nun wirklich wenig zu tun. Na gut, das bisschen Haushalt, die kleinen Wäscheberge jeden Tag, mal das eine Bett abziehen und dann das andere – also nicht besonderes, weil alltäglich. Zum Glück hat uns eine nette Frau aus dem Dorf das notwendigste eingekauft. Kein Schnickschnack, alles gut. Wir kommen nicht raus! Wir kommen nicht weg von der Miste und mir ist langweilig. Ich kann nicht den ganzen Tag in die Glotze gucken. Weder in den Fernseher, noch ins Handy, noch ins Tablet. Mich macht das rappelig. Auch die Junioren werden unruhig, wollen irgendwohin. Dummerweise habe ich ein Chorkonzert für heute Abend gecancelt, die potentielle Begleitung war sehr froh darüber – sie ist angeschlagen, Corona geht auch in ihrem Umfeld um. Nun ist es aber so, dass es dem Kerle und dem Töchting besser geht, sie Zuhause nur im Zimmer herumsitzen und sich bedienen lassen. Bitte nicht falsch verstehen, sie können‘s nicht anders. Es muss was passieren! Wir müssen aus dieser Lethargie raus. An die frische Luft. In die Natur. Weg von hier.

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Aber. Das große Aber einmal wieder. Wie mache ich das so alleine?

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Der größte Plopp gestern war aber eine WhatsApp einer meiner Schwestern. Ich sehe sie, lese kurz an, kriege Herzklopfen, drücke die Nachricht weg und ein Gedankenkarussell kommt in Gang. Das, wenn man unsere Familiengeschichte nicht kennt, nicht nachvollziehen kann. Wir Schwestern, ich geh mal davon aus, dass meine Schwester mich auch mag – wir Schwestern haben eine Vergangenheit hinter uns, die voller Hindernisse war und wir haben uns in die verschiedensten Richtungen bewegt. Eigentlich kennen wir uns nicht. Und da ist die Krux: wie kommen wir zusammen? Jede von uns traut sich nicht den ersten Schritt aufeinander zuzugehen. Unter dem Deckmantel eines Familienchat werden Nichtigkeiten ausgetauscht. Wir schaffen es nicht vorbehaltlos miteinander umzugehen. Mich macht das kirre. Heute Nacht habe ich deswegen nicht gut geschlafen.

Den Junioren geht’s besser und ich suche fleißig neue (alte) Probleme. Bravo, selbstgemachte Probleme. Hab ja ansonsten keine. Plopp, kann mal jemand dies Plopp auflösen. Kann mal jemand diese Bubbles zerstechen. Kann mal jemand mir meine Angst nehmen, dass ich ungezwungen erst einmal die vollständige Nachricht meiner Schwester lese und dann vorbehaltlos antworte.

Dann kann ich nämlich auch den heutigen Tag besser planen, weil in meinem Kopf kein Kuddelmuddelgedankenkarussel auf der Rennstrecke herumrast.

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Wir leben in verschiedenen Welten,
du in deiner,
ich in meiner
und
sie berühren sich nicht mehr.

Wir sind so weit auseinander.
Alles wird schwer.
Missverständnisse bauen sich auf,
weil wir verschieden sprechen.

Wir leben in verschiedenen Welten,
du in deiner,
ich in meiner.

© petra ulbrich

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… geh jetzt mal mein Herz ❤️ aufräumen! 

Alltag

es wird wieder später hell

…und merklich früher dunkel!

Ich bin noch im Dunkeln aufgestanden, aber das ist kein Wunder, weil es kurz nach halb sechs war. Der Zuhausekaffee schmeckt besser, als im Hotel – auch deswegen, weil ich ihn aus der regionalen Rösterei meines Vertrauens beziehe. Keine Massenware!? Das Fragezeichen kommt daher, dass so klein die Rösterei auch nicht mehr ist. Die Qualität stimmt. Der Preis ist dementsprechend, ich trinke auch nicht mehr so viel, wie vor Jahren. 

Minna arbeitet für mich und wäscht, Handtücher pack ich in den Trockner, die Bettwäsche der Junioren hängt draußen, der Staubsauger weigert sich noch standhaft, aber hat keine Chance – ich werde ihn strapazieren. Ich warte auf den Wespenvernichter, er hat sich für neun Uhr angekündigt und hoffe sehr, er findet das Nest! 

16:38 Uhr – Die toten und halblebigen Wespen sind nicht weg. Der Wespenvernichter hat das Nest nicht gefunden, kein Einflugloch, nicht mal ein ganz klitzekleines. Ich habe gesaugt und fünf Stunden später liegen die Viecher wieder rum. Ausgerechnet mir – ich hab eh schon Panik – passiert das. Mein Puls ist hoch und Atemnot hab ich obendrein. Zum Glück ist der Kerle nicht Daheim. Denn dann würde ich hochgradig durchdrehen. Alles was ich nicht beeinflussen kann, lähmt mich.  Wo kommen die Insekten her? Sind Wespen Insekten? Es ist mir schnuppe – ich will sie loswerden. Im Zimmer möchte ich die Gesellschaftsspiele sortieren, die Bücher aufräumen und Bürokram ist genügend zu machen…

17:55 Uhr – 

Alltag, Junioren

und immer wieder vergesse ich

… schöne Momente zu knipsen! So auch heute auf der Burg im Biergarten. Weil ich keine Lust hatte zu kochen, habe ich mir die beiden hochherrschaftlichen Junioren geschnappt, eine Bandfreundin angerufen, ob sie mitmöchte und bin mit der kleinen Truppe auf den Berg mit der wunderschönen Aussicht gefahren. Ein lüftlesumwehter Biergarten mit großen Bäumen und, ganz besonders nettem, Francesco wartete nur auf uns. Und ich? Ich vergesse mein Handy. Gibt also kein einziges Bild – nicht vom Schweizer Wurstsalat, nicht vom leckeren Flammkuchen und keins vom Kerle, der ein übergroßes Bier trinkt (alkoholfrei selbstverständlich).

In Flammkuchen kann ich mich reinlegen. Okay, sie sind dünn. Einer mit Lachs, einer ganz klassisch und den veganen mit Pilzen haben wir dann doch nicht geschafft.

Pappsatt, mit leichtem Sonnenbrand, wespenumschwirrt und mit klebrigen Händen (weil ich schußelig, wie ich bin, die Genusslimonade umgeworfen und geistesgegenwärtig wieder aufgefangen habe) sind wir glücklich daheim angekommen. Und mein Handy lag auf dem Esstisch!

Kommentare sind herzlich willkommen!