Allgemein, Behinderung, Gedicht

morgens zehn vor sechs

Es ist
um aus der Haut zu fahren
der ganze Körper juckt
die Knie- und Ellenbogen
aufgekratzt
aber warum
bekommt sie nun auch keine Luft mehr

Wie ein Karpfen im Gründelwasser
japst sie
kratzt sich ihre schuppige Haut
auf
sprüht ein bisschen da
cremt ein wenig dort
richtet ihr Krönchen
– und ist fort!

© petra ulbrich

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Eine Bekannte, ebenfalls pflegende Angehörige, erzählte mir von ihren Hautproblemen, zeigte mir ihre Haut und wusste keine Lösung. Alle Cremes, sogar die Kortisonsalben halfen nichts – es war zum aus der Haut fahren, meinte sie.

Es ist tatsächlich so, dass wir manchmal aus unserer Haut wollen – mir geht es genauso. Auch ich habe juckende Haut. Meine Leidensgenossin, sowohl in der Pflege, als auch mit der Neurodermitis meinte, dass sie, wenn sie neben sich stehen würde, diese Frau gerne in den Arm nehmen möchte. Sie streicheln, ihr einen Kuss auf die juckende Stelle hauchen würde und ihr dann liebevoll sagen möchte, dass sie es schon richtig macht.

Ich habe sie in den Arm genommen. Wir haben uns gegenseitig in den Arm genommen! Wir sollten das öfter tun – wir alle.

Allgemein, Gedanken, Kuddelmuddel

meins

Wenn ich einmal wieder nicht die angepasste nette Bloggerin bin und Kommentarbegegnungen schreibe, die nicht erwartet werden, dann kommt das Totschlagsargument: […] Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Da bist Du nicht die Einzige. […] Hab ich nie behauptet und ich weiß sehr wohl, dass ich und auch die Junioren in mancher Hinsicht sogar privilegiert sind. Kummer, Angst und keine so schönen Erlebnisse gibt es überall. Krankheiten fragen auch nicht nach Sympathie, Schicksalsschläge können jeden treffen. Ich bin nicht so empathielos, wie es manche sehen. Die Mutter mit dem pubertierenden Sohn hat meinen vollen Respekt – der Junge auch! Sie haben es nicht leicht miteinander. Die kahlköpfige krebskranke Frau und den Transgendermann sehe ich und sehe auch – wenn auch nur ansatzweise – deren Problematik und habe Mitgefühl mit ihnen.

Dennoch ist es mein Päckchen, was hier im Blog beschrieben wird. Es wird niemand gezwungen zu lesen. Mit Theaterdonner abtreten muss man auch nicht – einfach nicht mehr lesen! Ich lese ja auch nicht das, was mich nicht anspricht!

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… übrigens bin ich nicht auf Krawall gebürstet, ich mag‘s nur nicht mehr, FriedeFreudeEierkuchen und wir haben uns doch alle lieb, zu verbreiten. Das Leben ist anders. Die Welt ist anders. Ungerecht, und Chancengleichheit ist Utopie!

Kuddelmuddelgedankenchaos  – schreibt mir kritische Kommentare ohne Polemik. Wenn ich kann und mag, antworte ich. Auf Likes kann ich schwerlich reagieren!

 

Allgemein

… und dann geht die Sonne auf

Gegen Mittag war sie da. Die Sonne. Milchig hinterm Gazeschleier. Aber kräftig und golden. Die Frau von nebenan in ihrem gelbgräulichbunten Mantel konnte nicht umhin, sie musste die Augen zusammenkneifen und blinzeln. Sie hat es geschafft dabei auch ein leises Lächeln herauszudrücken. Doch kaum hatte sie es bemerkt, war es auch schon wieder gut verschnürt ganz nach unten in den Rücksack verbannt worden. Warum nur geht die Frau zum Lachen (weiß sie eigentlich was das ist?) in den Keller? Ich sehe sie eiligen Schrittes gebückt, wie ein Hutzelweibchen, dabei ist sie gewiss 10 Jahre jünger als ich, davonrennen. Halt! Da liegt doch im schönsten Sonnenschein glitzernd ein verlorenes Armband. Für mich ist zu erkennen, dass es eins der vielen ist, die mein Töchting gerade am laufenden Meter produziert. Funkelnd mit herrlich leuchtenden Glasperlen. Tand! Nichts wertvolles! Halt schön anzusehen. Glänzend spiegelnd im Sonnenschein! Die Nachbarin erkennt, hält inne beim bücken, fasst gar nicht zu und gibt dem Armbändchen stattdessen mit der Hacke ihres Schuhs einen Schubs in die Gosse…