Gedanken

bald

Bald sind es zehn Jahre her, dass MamS nicht mehr da ist. Sein Geruch ist verflogen. Wenn ich ihn vor meinem inneren Auge sehen will, muss ich mich sehr anstrengen. Einen einzigen Pullover besitze ich noch, aber auch der ist schon oft gewaschen. Die Freunde meines Mannes sind peu a peu verschwunden. Eine Telefonnummer ist noch auf meinem Handy gespeichert und ich zögere. Eigentlich möchte ich mich gerne bei dieser Person melden, habe aber keine Ahnung, ob ein Kontakt erwünscht ist. Auch deswegen schleiche ich seit Tagen um den heißen Brei. Ich ringe um Formulierungen und fürchte eine Antwort.

Mein Mann war sehr beliebt, ich hatte schon immer wenig Kontakt zu seinen Freunden. Aber die Dame, deren Telefonnummer ich aufgehoben habe, mochte auch mich und die Junioren. Verlieren kann ich eigentlich nichts. Im schlimmsten Fall bleibt es so, wie es gerade ist!

Mich streift einmal wieder der Wehdam. Ich vermisse den Mann an meiner Seite, den Gesprächspartner, den liebevollen Vater, den Kumpel seiner Kinder, den Mahner und Liebhaber.

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ☀️ ❤️ Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

11 Gedanken zu „bald“

  1. C Stern sagt:

    Das Vermissen ist ein feiner Schmerz, der sich auch in meinem Leben immer wieder auftut. Und trotzdem habe ich oft den Gedanken in mir, dass das Erinnern eine Brücke schafft. Ich erinnere mich immer wieder und immer an die gleichen Menschen, sie haben Spuren in meinem Herzen hinterlassen. Unwohl ist mir, wenn ich ihre Stimmen nicht mehr wahrnehme – dann lasse ich los, und auf einmal ist die Stimme wieder frisch …

    1. piri sagt:

      Erinnerung ist etwas schön schmerzliches. Ich möchte sie nicht missen.

  2. Georg Rode sagt:

    So weit hatte ich nicht zurück gelesen, jetzt bewundere ich deine Stärke doppelt.
    Zu dem Anruf, wenn man eine Tür nicht aufmacht, weiß man nicht, was dahinter ist. Es ist aber sowieso da, ob man schaut, oder nicht.

    1. piri sagt:

      Oh danke – bewundern – muss nicht sein. Ich hoffe, dass ich den Mut aufbringe mich zu melden.

  3. Madddin sagt:

    Ruf an!

    1. piri sagt:

      Vielleicht werde ich erst einmal schreiben.

  4. ee. sagt:

    Genau! Ruf an! :)

    1. piri sagt:

      Ich telefoniere sehr ungern, ich schreibe lieber.

  5. isa sagt:

    so viele Jahre ist das schon her – und so viele Zweifel hast du in dieser Zeit ausgehalten. Schade, dass Menschen mit nichts zu ersetzen sind. Wenn dir die Dame sympathisch war, dann spricht nichts dagegen bei ihr per Brief oder Karte anzuklopfen. Wenn sie euch mochte, interessiert es sie womöglich auch, wie es euch heute geht. Erwartungen würde ich daran nicht knüpfen. Eher erst mal Interesse daran, ob die Dame noch die gleiche Adresse hat, ob sie gesund ist oder nicht. Jedenfalls wünsche ich dir den Mut zum ersten Schritt :-)

    1. piri sagt:

      Mir scheint, als ob es gestern gewesen ist. Auch wir beide kennen uns schon sehr lange – das Leben geht weiter, das ist gut so!

      Der Dame werde ich schreiben. Muss noch etwas drüberschlafen …

  6. christineb sagt:

    ach, es sind schon fast 10 jahre, die du ohne deinen geliebten mann und deine junioren ohne lieben papa leben müßt… wie schnell sind diese 10 jahre verflogen.
    die zeit heilt wohl leider nicht alle wunden, die sehnsucht und die liebe bleibt. ich drücke die daumen für ein nettes telefonat und dass es eines geben wird.

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