Meine Freundin wurde in der Schule gehänselt. Sie war dick, sehr blass, hatte fisselige dünne fast weißblonde Haare, aber strahlendblaue Augen und einen sehr wachen Verstand. Sie war Einzelkind. Sie bekam fast alles, was sie wollte. Ich bin Älteste von 6 Geschwistern und bekam nur nach heftigsten Diskussionen einen Bruchteil von dem, was ich gerne hätte. Ich beneidete sie. Gerade vor der Weihnachtszeit. Meine Freundin äußerte einen Wunsch, wenn er nicht sehr teuer war, gab es das Geschenk schon bald – auch kurz vor Weihnachten. Sie spielte sehr gut Flöte. Ihre C-Flöte war nicht von Möck, ihre klang viel besser und war noch dazu viel leichter zu spielen. Eines Tages kam ihr in den Sinn, dass sie F-Flöte spielen wollte. Wir jungen Mädchen gingen in die Musikalienhandlung und sie suchte sich ein passendes Instrument aus, bat die Verkäuferin die Flöte an die Seite zu legen: „Mein Vater kommt morgen und bezahlt!“ und wirklich zum Nikolaustag hatte sie das Mundstück im Schuh liegen. Allerdings fehlten die anderen Teile und meine Freundin war enttäuscht. Das verstand ich nicht. Ihre Eltern waren selten daheim. Sie hat gesucht und gefunden. Ich fand es sehr ungehörig. Ihre Eltern wohl auch. Am nächsten Tag kam sie nicht in die Schule – erst eine Woche später wieder. Ihre Mutter hatte sie so verdroschen, dass sie nicht vorzeigbar war. „Einen Preis muss man zahlen!“ sagte sie…
Veröffentlicht von piri
In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. | Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.
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10 Gedanken zu „alles gut“
Kommentare sind geschlossen.
Verwandlerin sagt:
Krasse Geschichte.
piri sagt:
Das Leben ist krass!
Ursula sagt:
Schock
Reni E. sagt:
Gott sei Dank ist so etwas heute verboten, passiert aber trotzdem leider häufig…
Liebe Grüße
Reni
Marion Stöckli sagt:
Liebe Piri
Das weckt in mir Erinnerungen: die Zeit wo ich Erstklässlerin war, ist die Zeit des Endes des Krieges. Meiner Familie ging es materiell gut. Ich schämte mich immer, „verwöhnt“ zu sein, man war zuhause streng mit mir, aber geschlagen wurde ich nur, wenn ich die Fingernägel abbiss!
Deine Texte gefallen mir immer besser!
piri sagt:
Oh Dankeschön für das Lob. Ich schreibe direkt, aber es ist mir ein Bedürfnis und ich glaube, das spürt man auch.
freiedenkerin sagt:
Entsetzlich, ein Kind so zu verdreschen, dass es eine Woche lang nicht in die Schule gehen kann. Bei so was stockt mir jedesmal das Herz…
piri sagt:
Die Eltern waren überfordert – so wie es eigentlich leider damals alle Eltern waren.
Frau Frogg sagt:
Ich bin ja selbst nicht Mutter und habe mir vorgenommen, mir nie ein Urteil über andere Eltern anzumassen. Aber DAS finde ich schlechte Erziehung, schrecklich schlecht.
piri sagt:
Gut war das sicher nicht!