Wir Kinder wurden von unseren Eltern landverschickt! In Hannover in den Zug gesetzt und in München von den Großeltern im Bahnhof aus dem Zug geholt. Schon früh sind wir stolz – ich war drei, als ich das erste Mal die weite Reise allein machte – ohne Eltern und Begleitung gefahren. Ein Körbchen mit Vesper und was zu trinken, einem Zettel um den Hals und ab gings in die Münchenferien!
Was ich euch eigentlich zeigen wollte, ist, dass mir meine Mutter für jeden Sommer extra für München ein neues Kleid genäht hat. Dieses hier hatte sogar ein passendes Jäckchen!
Der Junge ist wieder der Bruder vom vorherigen Bild – diesmal scheint er ca. drei Jahre und ich fünf zu sein. Ich musste nicht auf die Sachen aufpassen, konnte damit auch richtig herumtollen und habe so manche Triangel beim Zäune klettern in den Rock gerissen …
dergl sagt:
Verständnisfrage: Du meinst hier „landverschickt“ wie in durch das Land zu deinen Großeltern direkt nach München hin verschickt, also nicht von München aus weiter in ein spezielles Verschickungsheim, ja?
Ich frage deshalb, weil meine Mutter (dein Jahrgang) auch sich erinnert als Kind verschickt worden zu sein. Aber das war immer in spezielle Verschickungsheime auf dem Land hinein, damit die Arbeitereltern kurzzeitig Entlastung für einige Wochen hatten. Der Begriff „landverschickt“ ist mir nur in genau dem Kontext mit diesen Heimen zu Fremden bekannt, deswegen bin ich jetzt verwirrt. Wenn man zur Familie in einen anderen Landesteil fahren würde, würde man bei uns wohl Familienreise nennen oder nach dem Ort benennen.
piri sagt:
Das ist mein Sprachgebrauch! Ich bin übrigens auch in ein Kinderheim verschickt worden – aber das ist ein ganz anderes Paar Schuh!
christine b sagt:
das sind ganz reizende bilder, wie lieb und hübsch bist du mit dem neuen kleid, du guckst interesiert in den see. auch die hare sind schön! ich hoffe, ihr hattet immer schöne ferien bei euren großeltern. erstaunt bin ich, dass du/ihr 650 km alleine im zug gefahren seid. wenn ich mir vorstelle, mein 6 jähriger enkel sitzt alleine im zug von wien zu uns, 400km, dann kriege ich zustände, meine tochter, die mama, sicher auch . wir würden denken, was da alles passieeren kann.
das habt ihr kinder aber toll hingekriegt, dass ihr so eine lange strecke alleine gereist seid.
niemand konntet ihr fragen, wann sind wir endlich da, wie weit ist es noch…..so wie unsere enkel im auto.
Gudrun sagt:
Oh ja, Röcke waren auf Zäunen eher hinderlich. Meine Mutter gab irgenwann auf und ich durfte Hosen tragen. Meine Mutter hat sich immer für mich geschämt. Da meine Zöpfe mehrmals voller Teer waren, bekam ich auch noch einen Kurzhaarschnitt. Ich zog mit Jungen durch die Gegend und manche hielten auch mich für einen Jungen und waren sehr erstaunt, als das Mädchen eines Tages nicht mehr zu verdecken war. Meiner Mutter habe ich inzwischen ihr Gejammer verziehen. Es waren eben andere Zeiten damals. Aus mir ist trotzdem eine ganz normale Frau geworden.
Dein Kleidchen ist sehr schön. Deine Mutter konnte gut nähen.
piri sagt:
Meine Mutter hat nicht gejammert – sie hat einfach gemacht, ihr Ding gemacht! Und zum Thema Zäune: irgendwann habe ich eine Lederhose geschenkt bekommen!
Reni E. sagt:
Wow, so ein hübsches Kleid. Mir hat mein Vater hübsche Sachen genäht. Kleider, Mäntel und und und… Er hat mir auch das Nähen beigebracht. Ab 14 habe ich dann meine Sachen selbst genäht.
Liebe Grüße
Reni