Als ich sehr viel jünger war, als ich es heute bin, sagte mir eine ältere Person, die ich sehr gern mochte: „Verbringe mindestens fünfzehn Minuten am Tag damit, Träume zu weben. Und wenn Du hundert gewebt hast, werden wenigstens zwei davon ein Leben annehmen.“
Träumt Eure Träume also weiter und kümmert Euch nicht darum, ob es passieren kann oder nicht; webt sie zuerst. Viele haben ihre Träume dadurch getötet, dass sie herausfinden wollten, ob sie sie verwirklichen könnten oder nicht, bevor sie sie geträumt hatten. Wenn Ihr also erstklassige Träumer seid, träumt sie aus – gleich mehrere auf einmal – und seht dann, welche Realität sich einstellt, um sie zu verwirklichen anstatt zu sagen: „O, mein Gott, was kann ich bei dieser Wirklichkeit überhaupt träumen?“
Virginia Satir
Schlagwort: Wirklichkeit
garantiert nicht knitterfrei
…ob authentisch? Wer weiß das schon? Noch nicht einmal reine Tatsachen. Eher Fiktion, denn Wirklichkeit! Welches Leben ist schon so, wie es aufgeschrieben steht? Wer macht sich nicht seine Wahrheiten selber? Die Nachbarin zur rechten Seite ist eine mürrische alte Schachtel – heute! Morgen bin ich die olle Schabracke und am nächsten Wochenende reichen wir uns Kuchen übern Gartenzaun. Der junge ungebildete Schnösel aus dem Mehrfamilienhaus, schmeißt mir seine Kippen vor die Tür – denke ich. Dabei raucht er gar nicht. Die mit den Zigarettenstummeln ist die Vorstandssekretärin mit den Lackschühchen und den Great Lengths in silberblond. Die kleine Oma mit dem quirligen Hündchen mit Schleifchen im Haar dreht tapfer ihre Runde. Auch abends um kurz nach halb elf noch, weil Struppi eine Blasenschwäche hat. Dass die alte Dame selbst nicht gut laufen kann, interessiert keinen Hund und ihren erst recht nicht. Er ist ihr zur Last geworden, aber ohne ihn wäre sie einsam.
…übrigens, der gelbgräulichbunte Mantel der Frau von nebenan ist ein sündhaft teures Designerstück! Oder habe ich das alles nur erfunden?
Ist es nicht vielmehr so, dass die junge Mutter mit ihrem ewig nörgelnden Teenager am Rande ihrer Kräfte ist und sich nichts sehnlicher wünscht, der Knabe wäre endlich volljährig und würde ausziehen? Was ist mit dem alten Mann, der nicht mehr in seine Hosen passt und diese fast verliert? Im Gesicht ist er auch nicht mehr so glattrasiert, wie noch vor seinem großen Sturz kurz vor Weihnachten.
Aber darf man sich einmischen? Darf man fragen und eine ehrliche Antwort erwarten, wenn man fragt, wie es dem anderen geht? Wer fragt mich? Wen frage ich?
23:07 Uhr – mir ist kalt. Die Heizung ist runtergefahren. Im Feuerwehrgerätehaus herrscht hektische Betriebsamkeit und eigentlich wollte ich im Januar keinen Tropfen Alkohol trinken. Mach ich auch nicht – ist schlafkontraproduktiv!