Schlagwort: Tod

ein Freund

Wenn die Zeit endet, beginnt die Ewigkeit.

Ein alter Freund, einer der im Dorf überall dabei war, mir und den Junioren immer wohl gesonnen und der oft still im Hintergrund stand, ist einfach nicht mehr da. Er ist weg und kommt nicht wieder. Wir mussten damit rechnen, war er doch über neunzig Jahre alt. Vorgestern, so meinte ich, habe ich ihn noch gesehen – an der Ecke, etwas versteckt, alles beobachtend – da war er bereits tot. Sein stilles Lächeln vermisse ich jetzt schon und die kurzen Gespräche – eigentlich nur zwei drei Sätze hin und her – waren mir immer wichtig, denn da war kein Wort zu wenig und keins zu viel. Noch ein freundliches verständnisvolles Nicken, dann nahm er die Hände auf den Rücken und ging seiner Wege. Still bedächtig und langsam Schritt für Schritt – ich vermisse ihn!

Wunsch

Wunsch

Er verweht
wie der Wind

zartseiden
in der Nacht

über Berge
und Flüsse

ist er
erwacht

Später am Tag
ist er still
und leise

gestorben

© petra ulbrich

Vermissen

Ganz eigenartige Eigenschaften hat das Vermissen. Wenn ein Mensch uns fehlt, ein ganz bestimmter, vermag das Vermissen sich auszubreiten wie eine Welle – eine große Welle, schwer, dunkelblau mit weißer Schaumkrone – die zahlreiche andere Menschen erfasst und uns auch sie vermissend macht, obwohl das Vermissen nur die eine Person gemeint hat – eigentlich.

Aber uneigentlich heißt Vermissen, etwas spüren können, was eigentlich gar nicht zu spüren ist. Es spüren und zugleich fühlen, dass es fehlt und Schmerz darüber empfinden, ein Schmerz, der Vermissen heißt.

Vermissen hat viele Schlüssel – goldene mit Schnörkel, die zu einer großen Truhe passen und klitzekleine alte abgeschabte für ein Tagebuch – und es schleicht sich zuweilen in unsere Herzen, wenn es noch gar nicht Zeit dafür ist.

Dann ist der geliebte Mensch, den wir vermissen werden – später – noch an unserer Seite, der Abschied noch Stunden entfernt, in unserer Brust knospt aber schon die Traurigkeit, als läge das Leben wohl viele Tage zurück.
Vermissen hat den Geruch eines Mittwochnachmittaglichts und die Farbe vom Abendhimmel, wenn die Engelchen Weihnachtsbrot backen und in manchen Momenten das schillernde spiegeln von Seifenblasen im Spätsommerlicht.

Vermissen lehrt uns, verletzt zu sein.

∙∙∙∙∙

Eigentlich wollte ich ein weiteres gesprochenes Gedicht bloggen. Aber dann kam mir dieser Text dazwischen…

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